Glaubt man Experten für Arabische Studien und auch Arabischlehrern, ist es gar nicht so schwierig, Arabisch zu lernen. Vor allem die Zeitenbildung sei einfacher als bei Deutsch. Sie gehört zu den wesentlichen Grundlagen der Grammatik im Arabischen.
Wer bereits einige Grundkenntnisse im Arabischen besitzt, der kann sich mit der Konjugation der Verben auseinandersetzen. Das arabische Verbsystem ist einer der Schlüssel, um die arabische Sprache erfolgreich zu lernen. Während es auf den ersten Blick komplex wirken mag, lässt sich mit der richtigen Herangehensweise schnell ein Überblick gewinnen.
In diesem Artikel zeigen wir dir, wie das Verbsystem aufgebaut ist, welche Grundlagen du kennen solltest und wie du Schritt für Schritt die Konjugation beherrschst. So wirst du bald in der Lage sein, arabische Verben sicher zu verwenden und dein Sprachverständnis zu vertiefen!
Grundlagen der Verbkonjugation
Während man in den romanischen Sprachen verschiedene Endungen für verschiedene Verbgruppen (z. B. Verben auf -er, -re, -ir) verinnerlichen muss, sieht das im Arabischen anders aus. Schauen wir uns also zunächst die Grundkenntnisse in der Sprache des Propheten an.
Das Verb im Arabischen wird anhand des Kontexts, in dem sich die Tätigkeit abspielt, konjugiert, und nicht anhand der Zeit. Im Arabischen fügt man dem Stamm, der aus drei Radikalen oder Wurzelkonsonanten besteht, lediglich Vokale hinzu. Diese Vokale verändern das Wort und definieren es:
Verb
Adjektiv
Nomen
Eigennamen
Der aus drei Radikalen bestehende Stamm trägt die Bedeutung des Verbs, während verschiedene Präfixe, Suffixe und Vokalwechsel verwendet werden, um Zeitform, Person, Geschlecht und Zahl auszudrücken.
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Die Verben werden wie auch im Deutschen nach Person und Numerus angeglichen und in manchen Fällen auch noch nach Genus (letzteres sind alle, die Deutsch sprechen, nicht unbedingt gewohnt).
Was das Arabische etwas einfacher macht, ist, dass man in der Regel das Pronomen weglässt (wie das auch im Spanischen z. B. der Fall ist).
Dagegen gibt es mit dem Dual eine besondere Pluralform, die man in den meisten anderen Sprachen so nicht kennt.
Im Arabisch gibt es neben Singular und Plural noch eine weitere Pluralform, den Dual. Ist von genau zwei Elementen (Personen oder Objekten) die Rede, verwendet man den sogenannten Dual. Dieser hängt vom Fall ab.
Das Arabische kennt zwei Hauptzeiten:
Perfekt
Imperfekt
Diese zwei Grundformen gehören zu den wichtigsten Grundlagen, die Du beherrschen solltest.
Das Perfekt im Arabischen
Möchte man im Arabischen eine vollendete Handlung beschreiben, die in der Vergangenheit liegt und die klar abgeschlossen ist, dann nutzt man das Perfekt. Es entspricht meist der Vergangenheitsform in Deutsch (z. B. „ich schrieb“ oder „ich habe geschrieben“)
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Das Perfekt wird mit Präfixen und Suffixen (Vorsilben und Endungen) gebildet, die nach Person, Numerus und Genus angeglichen werden. Die Ausgangsform des Verbs (3. Person Singular maskulin) wird als Grundform verwendet.
Nehmen wir als Beispiel den Radikal k-t-b und das darauf basierende Verb kataba („schreiben“), das in der dritten Person maskulin im Singular steht. Diese Form (3. Pers., mask., Sg.) entspricht unserer Infinitivform, bedeutet aber gleichzeitig auch „Er hat geschrieben“.
Eine Besonderheit ist, dass im Perfekt die Vokale innerhalb der Wurzel meist konstant bleiben.
Konjugation der Vergangenheit
Schauen wir uns aber nun einmal an, wie man das Verb „sein“ in der Vergangenheit konjugiert wird:
Person | Arabisch | Übersetzung |
---|---|---|
Ich (m./f.) | كنتُ (kuntu) | Ich war |
Du (m.) | كنتَ (kunta) | Du warst |
Du (f.) | كنتِ (kunti) | Du warst |
Er | كانَ (kana) | Er war |
Sie | كانَتْ (kanat) | Sie war |
Wir | كُنّا (kunna) | Wir waren |
Ihr (m.) | كنتم (kuntum) | Ihr wart |
Ihr (f.) | كنتُنَّ (kuntunna) | Ihr wart |
Sie (m.) | كانوا (kanu) | Sie waren |
Sie (f.) | كنَّ (kunna) | Sie waren |
Durch Anhängen von Endungen wird die Zeitform für verschiedene Personen angepasst.
Verlaufsform der Vergangenheit
Man unterscheidet im Arabischen zwischen einer einfachen Form und einer Verlaufsform. Das kennt man auch aus dem Englischen, wie etwa bei „I ate“ vs. „I was eating“. Die Verlaufsform bildet man im Arabischen, indem man das Perfekt des Verbs „sein“ nimmt (Hilfsverb), gefolgt von der Imperfekt-Form des Hauptverbs.

Wenn Du dein Arabisch schnell verbessern möchtest, dann solltest Du regelmäßig üben.
Dagegen gibt es im Arabischen keine Unterscheidung zwischen Präteritum („ich schrieb“) und Perfekt („ich habe geschrieben“) – beides wird durch das Perfekt ausgedrückt.
Das Hilfsverb „sein“ in der vollendeten Form heißt kana (كـان) - "Er ist gewesen.“ Hier ein Beispiel:
Um „schreiben“ in der Verlaufsform in der Vergangenheit auszudrücken („He was writing“), muss man die Form wie folgt bilden: „Er ist gewesen + schreiben in der Vergangenheitsform“. Das ergibt: kana yaktub.
Wenn man die Vorvergangenheit bilden will (Plusquamperfekt), muss man an das Perfekt von „sein“ die vollendete Form des Hauptverbs anfügen: kana kataba (كان كتب).
Das Imperfekt im Arabischen
Die unvollendete Form, das Imperfekt, wird verwendet, um nicht abgeschlossene Handlungen auszudrücken. Es beschreibt entweder gegenwärtige, zukünftige oder wiederholte Handlungen.
Je nach Kontext stellt diese Form also folgendes dar:
Gegenwart
Zukunft
Der Imperfekt gliedert sich dabei außerdem in verschiedene Modi:
- Indikativ: Wirklichkeitsform, die die Handlung als sicheres Ereignis markiert
- Konjunktiv: Möglichkeitsform, die eine unsichere, aber potentiell mögliche Handlung beschreibt
- Apokopat: ist eine Variante des arabischen Konjunktiv, ein hypothetisches Konditional
- Imperativ: die Befehlsform, um Aufforderungen oder Befehle auszudrücken
Ob das Imperfekt als Gegenwart oder Zukunft verstanden wird, ergibt sich meist aus dem Kontext oder wird durch bestimmte Wörter ergänzt.
Weißt Du, was es mit der Wortschatzerweiterung im Arabischen auf sich hat?
Die Gegenwart
Der Indikativ der unvollendeten Form des Verbs entspricht dem Indikativ Präsens im Deutschen. Es handelt sich um den Standardmodus für neutrale Aussagen.
Das Verb takallam bedeutet "sprechen". Die drei Radikale sind ك ل م.
Hier eine Konjugationstabelle im Imperfekt dieses Verbs im Singular:
Person | Arabisch | Umschrift | Übersetzung |
---|---|---|---|
Ich | أَتَكَلَّمُ | atakallamu | Ich spreche |
Du (m.) | تَتَكَلَّمُ | tatakallamu | Du sprichst |
Du (f.) | تَتَكَلَّمِينَ | tatakallamīna | Du sprichst |
Er | يَتَكَلَّمُ | yatakallamu | Er spricht |
Sie | تَتَكَلَّمُ | tatakallamu | Sie spricht |
Wir | نَتَكَلَّمُ | natakallamu | Wir sprechen |
Ihr (m.) | تَتَكَلَّمُونَ | tatakallamūna | Ihr sprecht |
Ihr (f.) | تَتَكَلَّمْنَ | tatakallamna | Ihr sprecht |
Sie (m.) | يَتَكَلَّمُونَ | yatakallamūna | Sie sprechen |
Sie (f.) | يَتَكَلَّمْنَ | yatakallamna | Sie sprechen |
Im Gegensatz zum Perfekt verändern sich die Vokale zwischen den Wurzelbuchstaben oft, was die Bedeutung oder die Form der Handlung anzeigt.
Die Zukunft
Auch das Futur, also die Zukunft, wird im Arabischen mit dem Imperfekt gebildet. Hierfür werden bestimmte Präfixe wie سَـ (sa-) für die Zukunft ergänzt. Diese werden vor das konjugierte Hauptverb (im Indikativ Imperfekt) stellt.

Manchmal setzt man auch stattdessen den Partikel سوفَ (sawfa) vor das Verb, um eine Handlung in einer weiter entfernten Zukunft auszudrücken. Wir fassen also zusammen:
- Nahe Zukunft des Verbs „schreiben“: sayaktubu (er wird schreiben - bald), سَيَكْتُبُ
- Weiter entfernte Zukunft des Verbs „schreiben“: sawfa yaktubu (er wird schreiben - in weiter entfernter Zukunft), سَوْفَ يَكْتُبُ
Übrigens: Sa (سَ) wird sehr viel öfter verwendet als sawfa (سَوْفَ).
Doch wie bildet man die negative Form im Futur? Die Verneinung bildet man mithilfe des Partikels lan, gefolgt vom unvollendeten Konjunktiv.
Um ein konjugiertes Verb im Futur ins Passiv zu setzen ("Er wird geschrieben werden"), fügt man ein Fatha – ein Hilfszeichen zur Vokalisierung des kurzen Vokals a – auf dem vorletzten Radikal hinzu, und ein Damma – in Hilfszeichen zur Vokalisierung des kurzen Vokals u – auf dem pronominalen Präfix. Das gilt für alle Verben:
- Er wird schreiben: sayaktubu, سَيَكْتُبُ
- Er wird geschrieben werden: yuktabu, سَيُكْتَبُ
Wir Du siehst, wird im Arabischen die Zukunft nicht durch eine eigene Zeitform, sondern durch bestimmte Partikel gebildet.
Lerne mehr über Verben in unserem Guide zur Konjugation arabischer Verben.
Der Imperativ
Beim Imperativ im Arabischen muss man beachten, dass es diese Form nur in der 2. Person Singular und Plural (wie in Deutsch) sowie im Dual gibt. Es gibt keinen Imperativ in der 1. Person Plural, wie das im Deutschen der Fall ist („Gehen wir!“).
Das Verb faschala bedeutet "machen“. Es besteht aus den Radikalenفَ عَ لَ ـَ.
Hier kommen die Verformen im Imperativ:
Person | Arabisch | Umschrift | Übersetzung |
---|---|---|---|
Du (m.) | فْعَلْ | if‘al | Mach! |
Du (f.) | افْعَلِي | if‘alī | Mach! |
Dual | اِفْعَلَا | if‘ala | Macht! |
Ihr (m.) | افْعَلُوا | if‘alū | Macht! |
Ihr (f.) | اِفْعَلْنَ | if‘alna | Macht! |
Das geschriebene Alif – der Name des ersten Buchstaben des arabischen Alphabets – verschwindet, wenn dem Verb ein beigefügtes Pronomen folgt: اُكْتُبُوها = „schreib sie“.
Das Verbalsubstantiv
Das Verbalsubstantiv (auf Arabisch: المصدر, al-maṣdar) ist eine substantivische Form eines Verbs, die die Bedeutung einer Handlung oder eines Zustands ausdrückt, ohne eine bestimmte Zeit, Person oder Konjugation zu zeigen.

Es entspricht den abstrakten Nomen im Deutschen, etwa „das Schreiben“.
Die Bildung des Verbalsubstantivs hängt von der Verbalwurzel und dem Verbalschema ab. Es gibt für die meisten Verben festgelegte Muster, die das Verbalsubstantiv bilden. Im Arabischen hat jedes Verb ein oder mehrere solcher Masdars. Während viele Verbalsubstantive festen Mustern folgen, gibt es einige, die unregelmäßig gebildet werden und auswendig gelernt werden müssen.
In einigen Strukturen wird das Verbalsubstantiv anstelle eines konjugierten Verbs verwendet, oft in Verbindung mit einem Hilfsverb.
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