Mit Wirtschaftsmodellen bzw. ökonomischen Theorien wird versucht, die wirtschaftliche Realität zu erklären, zum Beispiel, warum sich Märkte so verhalten, wie sie sich verhalten. Außerdem möchte man mithilfe von Wirtschaftsmodellen Annahmen oder Theorien zu wirtschaftlichem Verhalten belegen. Wie genau das geschieht, hängt aber natürlich vom jeweiligen Modell ab. Sam Ouliaris, ein erfahrener Wirtschaftswissenschaftler am IMF Institute erklärt, dass Ökonomen entweder ein theoretisches Wirtschaftsmodell oder ein empirisches Wirtschaftsmodell verwenden, um ihre Theorien zu überprüfen. Ein theoretisches Modell/eine ökonomische Theorie konzentriere sich demnach auf qualitative Antworten und Vorhersagen zum Verhalten von Individuen oder Märkten, während bei einem empirischen Modell die numerischen Daten für den Beweis eines solchen Theorems gesammelt werden. Wie einfach oder komplex ein Wirtschaftsmodell ist, hängt natürlich auch von dem/der jeweiligen Wirtschaftswissenschaftler*in und den jeweiligen Zielen ab. Nachhilfe in Rechnungswesen gesucht? Schau nach den Angeboten bei Superprof.

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Und los geht's

Es gibt zahlreiche Wirtschaftsmodelle

Insgesamt gibt es natürlich nicht  d a s  eine Wirtschaftsmodell, das stimmt, sondern eine Vielzahl an Ansichten und Theorien. Sie alle fokussieren sich auf unterschiedliche Aspekte, kommen auf verschiedene Ergebnisse und beschreiben auf ihre ganz eigene Art, wie sich die wirtschaftliche Realität um uns (angeblich oder tatsächlich) darstellt. Auch wenn es viele verschiedene Ansätze gibt, gibt es doch ein paar klassische Theorien und Schulen aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften, die man kennen sollte.

Die klassische Nationalökonomie

Die klassische Nationalökonomie kennt man vor allem von Wirtschaftspionieren wie beispielsweise Adam Smith und John Locke. Anhänger dieser Denkschule glauben in der Regel an eine Reihe von Dingen, z.B.:

  • Adam Smiths Konzept der sog. "unsichtbaren Hand"
  • Arbeitsteilung
  • Freihandel
  • Ein liberales Wirtschaftssystem, inkl. dem Gedanken, dass Märkte dazu tendieren, sich selbst zu regulieren

Interessanterweise waren Adam Smith und seine Theorien zu seiner Zeit hochkontrovers. Doch auch heute wird das kapitalistische System, das so lange als unumstößlich galt, wieder infrage gestellt.

Kennst Du Adam Smith Wirtschaftstheorie?
Der Grundpfeiler der Theorie von Adam Smith ist die sogenannte "Unsichtbare Hand". | Quelle: Pixabay
Ein Grund für die Diskussionen um sein Wirtschaftsmodell war die Tatsache, dass es dem damaligen politischen System entgegen lief.

Adam Smith lebte zu einer Zeit großen Wandels in seinem Land.

Adam Smith war noch ein Kleinkind, als Schottland den Act of Union 1707 mit England unterzeichnete. Dieser Vertrag führte dazu, dass sein Heimatland Schottland keine teuren Zölle mehr an England zahlen musste, und öffnete außerdem die lukrativen Handelsrouten in die amerikanischen Kolonien. Da er noch ein Kind war, wurde ihm zu dieser Zeit natürlich noch nicht bewusst, welche Auswirkungen diese Ereignisse haben würden, sie flossen aber sicherlich in seine spätere Arbeit ein. Als Adam Smith im Jugendalter war – und somit inzwischen sicherlich besser wahrnahm und verstand, was um ihn herum passierte – wurde die Bank of Scotland beschuldigt, mit den Jakobiten zu sympathisieren. Im Jahr 1727 bekam es die Bank mit dem ersten großen Konkurrenten zu tun, denn die Royal Bank of Scotland erhielt eine Royal Charter. Die beiden Institutionen versuchten, sich gegenseitig vom Markt zu drängen. Dieser "Krieg der Banken" endete 1751 – nur ein paar Jahre, bevor Mr. Smith seine „Theorie der ethischen Gefühle“ (im Original: „Theory of Moral Sentiments“) veröffentlichte. Die Grundidee dieser Schule war, dass Märkte sich mit der Zeit immer hin zu einem Gleichgewicht bewegen. Wenn es beispielsweise eine Veränderung im Angebot gibt, würde sich die Nachfrage mit der Zeit anpassen. In seiner Arbeit nennt er "die unsichtbare Hand" auch im Kontext seiner Überlegungen zu den Reichen dieser Welt: Seiner Meinung nach seien diese nicht gesetzlich, aber moralisch verpflichtet, den Armen die wichtigsten Dinge zum Leben zukommen zu lassen – damit meint er vermutlich insbesondere Löhne und Waren. Adam Smith war also wirklich ein Vertreter der Klassischen Nationalökonomie, nämlich in dem Sinne, dass seine Theorien auf moralischen Aspekten basierend formuliert waren, und nicht auf Basis wirtschaftlicher Logik. Es verwundert also nicht, dass er als Denker der Aufklärung gesehen wird.

Einige Wirtschaftslehrer in Berlin gehören übrigens auch der klassischen Wirtschaftslehre an.

Die Freie Marktwirtschaft

Diese Wirtschaftstheorie ist stark mit klassischen Theorien und Denkern wie Adam Smith verbunden. Man könnte sie auch als neoklassische Theorie bezeichnen. Anders, als der Begriff „frei“ vielleicht vermuten lässt, ist diese Wirtschaftstheorie nicht ganz frei und ohne Prinzipien, sondern auf vier Pfeiler gestützt:

  1. Die grundlegende Einheit einer jeden Gesellschaft ist das Individuum.
  2. Das Grundrecht Freiheit sollte keiner Person verwehrt werden.
  3. Die Natur ist ein harmonisch und selbstregulierendes System.
  4. Individuen sollten Unternehmen und staatliche Institutionen genauestens im Auge behalten, da diese dazu tendieren, die (Smith'sche) spontane Ordnung der Dinge zu stören.

Auch heutzutage hat dieses Wirtschaftsmodell noch zahlreiche Anhänger und man findet in verschiedenen Bereichen Elemente, die darauf zurückzuführen sind. So haben Aktionäre beispielsweise das Recht, die Geschäftsberichte der AG zu überprüfen. Regierungen setzen die Idee ebenfalls um, indem diese Aufsichtsbehörden einsetzen und externe Wirtschaftsprüfungen durchführen lassen. Ein fünfter wichtiger Gedanke dieser Wirtschaftsordnung ist, dass Märkte immer im Wettbewerb sein sollten. Und da kommt auch schon der erste Clash mit dem Gedanken der absoluten Freiheit. Regierungen (oder die EZB) passen die Zinssätze regelmäßig an, um die Wirtschaft anzukurbeln, ihre Inflationsziele einzuhalten und ihre Währung aufzuwerten. Auch wenn man dieses Vorgehen Manipulation nennen könnte, wird es doch gemeinhin als legitime Vorgehensweise akzeptiert, um Volkswirtschaften aufrechtzuerhalten. Unternehmen dürfen solche Mittel der Manipulation allerdings nicht einsetzen! Wenn ein Unternehmen künstlich die eigenen Aktien aufbläst, also ein höherer Wert angegeben wird, als eigentlich an der Börse gehandelt wird, entsteht eine Blase, die keinen echten Wert hinter sich hat und früher oder später platzen wird.

Was ist Börsenspekulation?
Spekulationsblasen ohne echten Wert dahinter platzen früher oder später. | Quelle: Pixabay
Solche Pump-and-Dump-Praktiken sind illegal und meistens werden die Übeltäter gefasst – allerdings nicht von Individuen, wie die liberale Doktrin es vorsieht, sondern von staatlichen Kontrollbehörden. In den USA (aber auch vielen anderen Ländern) kam es im Vorlauf der Finanzkrise von 2008 zum Platzen der sog. Housing Bubble. Doch anscheinend hat man im Land der unbegrenzten Möglichkeiten nicht wirklich aus seinen Fehlern gelernt, denn die nächste Immobilienblase wird schon wieder größer und größer und droht früher oder später genauso zu zerplatzen wie vor 11 Jahren. Diejenigen, die das Wirtschaftssystem der freien Marktwirtschaft befürworten, sind der Ansicht, dass sich die Märkte schon von selbst regulieren werden und staatliche Eingriffe in Wirtschaftsangelegenheiten (z.B. Import- oder Exportzölle) schädlich sind. In ihren Augen sollte der Kapitalismus komplett frei sein, um sich voll und ganz und zum Wohle aller zu entfalten. Jedem das seine, aber bisher hat das ja nicht sonderlich gut funktioniert, zumindest nicht ohne massive Verlierer ...

Marxismus

Karl Marx ist zwar eher als Philosoph und Begründer der marxistischen Ideologie bekannt, hat durch seine Theorien aber auch extrem viel zum Bereich der Wirtschaftswissenschaften beigetragen. Seine zwei bekanntesten Werke sind natürlich:

  • "Manifest der Kommunistischen Partei", 1848 (zusammen mit Friedrich Engels)
  • "Das Kapital", 1867

Wie Du sicherlich weißt, war Marx gegen den Kapitalismus und der Ansicht, dass er der Ursprung allen Übels in der Gesellschaft sei (Konflikte, Unsicherheit usw.). Darauf gründet auch seine marxistische Wirtschaftstheorie. Marx und Smith standen zwar an verschiedenen Enden des wirtschaftlichen Spektrums, aber beide gingen von der gleichen Grundannahme aus, dass wirtschaftliches Handeln moralisch und ethisch motiviert sein sollte.

Karl Marx war der Ansicht, dass kein Mensch besser oder wertvoller ist als andere, und auch nicht mehr verdient hat als seine Mitmenschen.

Dieser Logik folgend, stellt sich die Frage, warum manche Menschen Reichtum besitzen sollten und andere nicht. Oder andersrum gedacht: Warum sollten manche Menschen Not leiden müssen, wenn es eigentlich genug für alle gibt – zumindest so, dass jeder das Nötigste zum Leben, Bildung und eine gesundheitliche Grundversorgung haben könnte? Seine Philosophien brachten alles bisher Geglaubte gehörig durcheinander. Dabei muss man auch bedenken, dass seine marxistischen Theorien zu einer Zeit aufkamen, als praktisch alle (die irgendwie konnten) um jeden Preis reich werden wollten. Nach den Revolutionen von 1848, als der Großteil der europäischen Monarchien gestürzt worden war, gestaltete sich der Übergang von der Leibeigenschaft zu einem Wirtschaftsmodell, in dem Menschen ihre jeweilige Arbeit und Kompetenzen untereinander tauschten, sehr viel schwieriger, als man gedacht hätte. Der junge Marx verabscheute den Gedanken, dass Menschen ihre Zeit und Fähigkeiten für gerade einmal das Nötigste verkaufen, während die, für die sie arbeiten, den gerade erst abgeschafften Adel quasi ersetzten und sich bereicherten.

Was bedeutet Kapital?
Die Industrialisierung und der Kapitalismus machten Arbeiter zu Werkzeugen der Unternehmer. | Quelle: Pixabay
Interessanterweise war Marx eigentlich gar nicht gegen das Wirtschaftsmodell des Kapitalismus, sondern gegen das Kapital an sich: die Idee, dass Arbeiter zu Werkzeugen der Unternehmensinhaber werden. Im Gegensatz zu anderen Wirtschaftswissenschaftlern wie Adam Smith war Marx der Ansicht, dass die Geschichte des Klassenkampfs im Zentrum des Kapitalismus steht. In einer fast schon Hegel'schen Argumentationsweise erklärte Marx, dass genau dieser Kampf es am Ende sein würde, der den Kapitalismus zerstört und die Gesellschaft in eine neue Ära des Kommunismus führt.

Die Markteffizienzhypothese

Die Markteffizienzhypothese (Efficient Market Hypothesis, EMH) ist eine Theorie innerhalb des Feldes der Finanzwirtschaft und wird oft mit Geldanlagen und der Börse in Zusammenhang gebracht. EMH geht im Grunde davon aus, dass ein Anleger niemals "den Markt besiegen" kann, weil der Aktienmarkt alle möglichen Informationen abbildet. Obwohl diese Theorie oft als Referenz genutzt und in weiten Kreisen akzeptiert wird, sieht sie sich auch Kritik und Diskussionen ausgesetzt. Kritiker argumentieren beispielsweise, dass Persönlichkeiten wie Warren Buffett es seit Jahrzehnten schaffen, den Markt regelmäßig zu "besiegen".

Bei der Markteffizienzhypothese wird davon ausgegangen, dass alle nötigen Kontrollmechanismen existieren und funktionieren, dass sich alle Akteure an die Regeln halten, und dass Marktschwankungen vorhersehbar sind.

Im Endeffekt verbindet diese Theorie die Grundsätze der freien Marktwirtschaft und die Idee der "unsichtbaren Hand" – eine Kombination, die ganz von allein den freien Handel beflügelt. Befürworter argumentieren, dass eben weil diese Wirtschaftsgrundlagen existieren und funktionieren, kein Akteur – Anleger oder Unternehmer – in der Lage ist, den Markt zu seinen Gunsten zu manipulieren. Wäre da nicht der Faktor Mensch mit all seinen Fehlern, wäre das eine schöne und kompakte Wirtschaftstheorie. Uns Menschen beschäftigen viele Fragen und je nach Antwort, handeln wir unterschiedlich: Ist mein Erspartes sicher? Werden Menschen in anderen Ländern meine Produkte kaufen wollen? Werden Investoren meine Unternehmung weiterhin wohlwollend unterstützen, obwohl es so aussieht, als ob diese Regierung das Gleichgewicht, von dem wir bisher profitierten, stören will? Selbst wenn man alle verfügbaren Informationen zur vorliegenden Situation hat, können verschiedene Akteure zu eigenen (vielleicht sogar irrationalen) Schlüssen kommen. Die bisherige Praxis zeigt, dass tendenziell volatilere Aktien abgestoßen werden und Wachstumsaktien dazu gekauft werden - oft zu einem höheren Preis. Dieser Trend hat einen dualen Effekt auf die Wirtschaft: Einerseits wird der Wert der risikoreicheren Aktien reduziert und Investoren werden so gezwungen, diese zu umschiffen. Andererseits profitieren andere, da sie diese ungeliebten Aktien zu einem niedrigeren Preis kaufen können, und auch davon, dass Akteure überreagieren und Wachstumsaktien verkaufen. Genau das wäre dann die “Buffet-Formel”, die bereits angedeutet wurde …

Jeder große Ökonom hat seine eigene Wirtschaftstheorie

Wie bereits erwähnt, gibt es eine große Bandbreite an Wirtschaftstheorien. Wenn Du jedoch mehr im Detail über die wichtigsten Modelle lernen willst, solltest Du die Werke einiger großer Ökonomen lesen (oder zumindest Zusammenfassungen davon). Wir geben Dir schonmal eine Übersicht zu den wichtigsten Konzepten.

Die unsichtbare Hand von Adam Smith

Wir haben Adam Smith bereits erwähnt. Er war einer der ersten und wichtigsten Wirtschaftswissenschaftler und wird mit der Klassischen Nationalökonomie in Verbindung gebracht. Eines seiner wichtigsten und einflussreichsten Konzepte (bis heute) ist die sog. „unsichtbare Hand“, die er in seinem Werk „Der Wohlstand der Nationen“ (im Original: „The Wealth of Nations“) beschreibt. Adam Smith ist der Ansicht, dass es die unsichtbare Hand sei, die eine Volkswirtschaft in Richtung eines Gleichgewichts, einer natürlich Balance führe – und das trotz der Eigennützigkeit von Einzelpersonen.

Die Keynesianische Theorie

John Maynard Keynes ist eine der berühmtesten Persönlichkeiten in der Welt der Wirtschaft. Dies liegt vor allem am großen Einfluss, den seine Theorien im 20. Jahrhundert auf die globalen Märkte hatten.

Was besagt die keynessche Theorie?
Laut Keynes soll der Staat während einer Rezession eingreifen, um die Wirtschaft zu stabilisieren. | Quelle: Pixabay

Der Hauptgedanke der keynesschen Theorie ist, dass der Staat durchaus in eine kapitalistische Volkswirtschaft eingreifen sollte.

Konkret ist Keynes der Ansicht, dass der Staat in Phasen der Rezession mehr ausgeben sollte, um die Wirtschaft zu stabilisieren und die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen anzukurbeln. Diese erhöhte Nachfrage führe dann auch wieder zu einem Aufschwung der Wirtschaft. Wie jede ökonomische Theorie ist natürlich auch die keynessche Theorie in ihrem historischen Kontext zu betrachten. Nur so kann man die Hintergründe und Ziele einer bestimmten Wirtschaftstheorie verstehen lernen. Wirtschaftswissenschaftler heute sind sich weitgehend einig, dass die Weltwirtschaftskrise 1929 durch die amerikanische Zentralbank, die Fed, mitverursacht wurde, weil diese angesichts der Bankenkrise nichts unternahm. Mögliche Schritte, um den monumentalen Kollaps der Weltwirtschaft zu verhindern, wären gewesen, die Zinssätze zu senken und Banken zu regulieren. Vor der Great Depression waren Banken in den USA größtenteils unreguliert. Sie konnten einfach Geld drucken, um ihren Steuerpflichten nachzukommen. Die Fed zog aber jeweils nicht nach, was zu einem Werteungleichgewicht zwischen den beiden Systemen führte. Die darauf folgende Geldknappheit führte zu einer Massenpanik, während derer die Menschen in die Banken strömten, um all ihr Vermögen abzuheben. Dazu hätte allerdings Geld verfügbar sein müssen, um abgehoben werden zu können …

Das Wirtschaftsmodell von Keynes basiert auf der Idee, dass die Weltwirtschaftskrise hätte verhindert werden können, wenn die Zentralbank Aufsicht und Kontrolle über Banken gehabt hätte.

In schwierigen wirtschaftlichen Zeiten sollte der Staat laut Keynes ein Haushaltsdefizit in Kauf nehmen, um Arbeitsplätze zu erhalten, da man nicht darauf zählen könne, dass die Privatwirtschaft die nötigen Investitionen in die Produktion tätigt, um die Wirtschaft am Laufen zu halten. Ein solches Budgetdefizit kann z.B. niedrigere Steuern und höhere Staatsausgaben umfassen. Auch wenn die keynesianische Theorie durchaus ihre Kritiker hat und seine Ideen in einem starken Kontrast zu den klassischen Theorien und neoklassischen Tendenzen von Adam Smith und Konsorten stehen, kann nicht geleugnet werden, dass die Keynes-Theorien einen großen Einfluss in der Wirtschaftswelt hatten und haben.

Der Monetarismus nach Milton Friedman

Die Wirtschaftstheorie des Monetarismus wurde in den 1960er- und 1970er-Jahren insbesondere vom US-Amerikaner Milton Friedman entwickelt. Sie galt als Gegenentwurf zu der keynesschen Wirtschaftstheorie und sprach sich wiederum für einen freien Markt aus. Beim Monetarismus dagegen wird postuliert, dass der Staat zwar entscheiden soll, wie viel Geld im Umlauf ist, ansonsten aber nicht in die Wirtschaft eingreifen soll. Friedman war der Ansicht, dass es die Wirtschaft destabilisieren würde, wenn man die Wachstumsrate des Geldes ungeplant beeinflussen oder selbst für Geldnachschub sorgen würde. Deshalb schlug Milton Friedman eine fixe Regel für das Drucken von Geld vor, nach der der Geldbestand jedes Jahr um einen bestimmten Prozentsatz erhöht werden sollte. Das Wirtschaftsmodell von Keynes sieht vor, dass der Staat in die Wirtschaft eingreift, indem – je nach aktueller Phase des Wirtschaftszyklus – der Steuersatz verändert oder die Staatsausgaben angepasst werden.

Was ist wichtig beim Monetarismus?
Beim Monetarismus geht es vor allem um die Geldmenge, die im Umlauf ist. | Quelle: Visualhunt
Friedman war der Meinung, dass Löhne und Gehälter sowie Preise – ganz im Sinne der freien Marktwirtschaft – flexibel gestaltbar sein sollten. Die Wirtschaftstheorie des Monetarismus basiert insbesondere auf der Ansicht, dass die Menge des verfügbaren Geldes in einer Volkswirtschaft konstant gehalten werden sollte, mit gerade genug Spielraum, um auf natürliche Art und Weise wachsen zu können. Wie gesagt steht diese Theorie im Gegensatz zu derjenigen von John Maynard Keynes, der sich für einen staatlichen Eingriff in die Wirtschaft aussprach, um Stabilität und Arbeitsplätze zu garantieren, wenn es die Zeiten erfordern.

Weitere Wirtschaftstheorien

Das Schöne an der Welt der Wirtschaftswissenschaften ist, dass sie nie stillsteht. Es werden laufend neue Erkenntnisse gewonnen und neue ökonomische Theorien entwickelt. In den letzten 50 Jahren haben sich sogar ganz neue Felder der Wirtschaftswissenschaften herausgebildet, wie beispielsweise die Verhaltensökonomik (Behavioral economics). Im Folgenden wollen wir Dir ein paar der neueren Theorien vorstellen, die man kennen sollte, wenn man sich näher mit dem Gebiet der Wirtschaft auseinandersetzen oder vielleicht sogar Wirtschaft studieren möchte.

Asymmetrische Information

Der wirtschaftswissenschaftliche Begriff der Asymmetrischen Information wurde insbesondere durch die folgenden drei Ökonomen geprägt:

  • George Akerlof
  • Michael Spence
  • Joseph Stiglitz

Die Grundidee dabei ist, dass bei einer Transaktion eine Partei (normalerweise der Verkäufer) Zugang zu mehr Informationen und Wissen hat als die andere Partei (meistens der Käufer). Übrigens: Informationsasymmetrie ist nicht nur ein wirtschaftliches Problem: Bei militärischen Operationen verkalkuliert sich regelmäßig eine Seite, was die Siegeschancen betrifft – ein klassischer Fall von asymmetrischer Verteilung von Informationszugang. Heutzutage gibt es in quasi allen Bereichen des Lebens ein gewisses Ungleichgewicht. Wir wissen nicht, ob Nordkorea weiterhin Nuklearwaffen entwickelt und radioaktives Material anreichert; wir wissen nicht, ob der sog. "Islamische Staat" wirklich so gut wie besiegt ist; wir wissen nicht, wie es in der Europäischen Union nach dem Brexit weitergehen wird, usw. In einer idealen Welt würden solche Verhandlungen wie ein Schachspiel funktionieren: Alle Figuren auf dem Schachbrett und alle möglichen Züge sind beiden Seiten bekannt, alles ist offen und transparent. Doch die Wirklichkeit sieht nun mal anders aus. Der neue Gedanke an diesem Wirtschaftsmodell ist, dass die menschliche Imperfektion miteinbezogen wird. Im Gegensatz zu Vorgängermodellen wird nicht davon ausgegangen, dass Informationssymmetrie herrscht und sich alle Akteure so verhalten, wie auf dem Papier kalkuliert.

Was ist asymmetrische Information?
In der Realität haben nicht alle den gleichen Zugang zu Informationen. | Quelle: Pixabay
Die Ökonomen, die diese Wirtschaftstheorie vertreten, erklären, dass dieses Phänomen der asymmetrischen Information dazu führt, dass es eine sog. "Adverse Selektion" (auch "Negativauslese" genannt) gibt, die gewisse Parteien und Personen in der Welt der Wirtschaft benachteiligt. Du suchst noch VWL Nachhilfe? Dann schau doch mal bei Superprof vorbei!

Die Prospect-Theorie

Die Prospect-Theorie (auch "Prospekt-Theorie" oder "Neue Erwartungstheorie" genannt) wurde 1979 von den Psychologen Daniel Kahneman und Amos Tversky entwickelt. Diese Wirtschaftstheorie besagt, dass Individuen nicht immer rationale Entscheidungen treffen, wie das in den bisherigen Wirtschaftstheorien angenommen wurde. Kahnemann und Tversky zeigten in ihren Untersuchungen, dass Einzelpersonen Gewinn und Verlust unterschiedlich bewerten, und dabei mögliche Gewinne stärker berücksichtigt werden als mögliche Verluste. Deshalb spricht man in diesem Zusammenhang auch vom Begriff der "Verlustaversion". Laut den beiden Psychologen ist es also so, dass wir Menschen manche unserer Entscheidungen mehr aufgrund bestimmter Emotionen und Erfahrungen fällen, und eben nicht auf Basis von Logik und Rationalität. Diese Theorie zählt auch zum Bereich der Verhaltensökonomie und erklärt, warum manche Menschen manchmal unlogische Entscheidungen auf den Finanzmärkten treffen oder mittragen.

Die Spieltheorie

Die Spieltheorie kann auf ein breites Spektrum von Feldern angewandt werden – von der Psychologie über Politik bis hin zur Biologie und der Geschäftswelt. Die Theorie untersucht im Grunde menschliche Konflikte und Zusammenarbeit in Zeiten des Wettbewerbs sowie die Strategien, die Einzelne in der Folge anwenden. Die Spieltheorie im Feld der Volkswirtschaft unterstreicht die Prinzipien der Klassischen Ökonomie:

  • Arbeitsteilung: Die "Spieler" helfen sich gegenseitig.
  • Freier Handel: Teilnehmer bieten ihre Werte und Fähigkeiten zum Tausch an.
  • Kein staatlicher Eingriff: Der Spielausgang ergibt sich von allein.

Der Faktor der unsichtbaren Hand bezieht sich auch darauf, dass alle Spielteilnehmer fair und kalkuliert spielen. Die Spieltheorie konnte manche Dinge erklären, die bis dahin noch nicht berücksichtigt worden waren. So findet man zum Beispiel eine Erklärung für den "Unvollkommenen Wettbewerb", der nicht in allen Wirtschaftstheorien vorkommt.

Worauf basiert die Spieltheorie?
Bei der Spieltheorie wird davon ausgegangen, dass sich alle an die Regeln halten. | Quelle: Pixabay
Einer der Pioniere auf diesem Gebiet war John von Neumann, doch es gab noch viele weitere, die einen Beitrag leisteten, z.B. John Nash, der das Modell "Nash-Gleichgewicht" entwickelte.

Lerne mehr über Dein Lieblingswirtschaftsmodell

Es gibt zahlreiche Wirtschaftstheorien und Wirtschaftsmodelle aus verschiedenen Jahrhunderten und Jahrzehnten der jüngeren Menschheitsgeschichte. Wenn man sich aber für Wirtschaftswissenschaften interessiert oder z.B. Volkswirtschaft studieren möchte, gibt es ein paar, um die man einfach nicht herumkommt, und über die man etwas besser und vertiefter Bescheid wissen sollte. Um Dich weiter in das Thema Ökonomie und die bekanntesten Wirtschaftstheorien einzulesen, gibt es ein paar Bücher die besonders empfehlenswert sind. So kannst Du:

Wenn Du Dich also in eine bestimmte Theorie einarbeiten willst, empfiehlt es sich natürlich zunächst das Hauptwerke (oder sogar mehrere Werke) des jeweiligen Ökonomen selbst zu lesen. Leih oder kauf Dir z.B. The Wealth of Nations oder Das Kapital. Doch natürlich gibt es auch Sekundärliteratur zu solch monumentalen Werken, die die Wirtschaftstheorien erklären, aufschlüsseln und in den jeweiligen historischen Kontext rücken. Gerade am Anfang sind solche Erklärwerke eine große Hilfe. Du willst es noch ein bisschen professioneller und Das Wirtschaftsstudium richtig rocken? Wie wäre es dann mit einem privaten Tutor, der Dir individuell hilft, die wichtigsten Wirtschaftstheorien zu verstehen und Deinen eigenen Wirtschaftshorizont zu erweitern? Auf Superporf findest Du zahlreiche Wirtschaftslehrer und -lehrerinnen, die Dir dabei helfen können. Und wer weiß, vielleicht steht unter der nächsten großen Wirtschaftstheorie des 21. Jahrhunderts ja dann Dein Name?

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Marie

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