Kapitel
« Die Schrift ist die Malerei der Stimme. »
Mit dieser Metapher verdeutlicht der französische Schriftsteller und Philosoph Voltaire (1694-1778) nur zu gut das bildliche Festhalten unserer in Wörter umgewandelten Gedanken.
Seit Menschengedenken haben wir das Bedürfnis, mit unserem Umfeld zu kommunizieren, indem wir unsere Ideen in Schrift fassen – sei es durch in Holz oder Stein geritzte Zeichen, Buchstaben auf Papier oder neuerdings durch Schrift auf dem Bildschirm.
Aber obwohl alle Kulturen ein Schriftsystem besitzen, können zwei Menschen unterschiedlicher Herkunft sich erst dann miteinander verständigen, wenn es ihnen gelingt, eine fremde Sprache zu lesen und zu sprechen.
Da wir Deutschen wir die meisten Europäer das lateinische Alphabet verwenden, benötigen wir schon einen Arabischkurs, um in den arabischen Buchstaben etwas anderes als abstrakte Zeichnungen zu erkennen.
Ohne Vorkenntnisse der 28 Buchstaben des arabischen Alphabets, des Hamza und der Grammatikstruktur zu ist es uns schlichtweg unmöglich, die arabische Sprache zu lesen, was sich beispielsweise dann als problematisch erweisen kann, wenn man sich im Urlaub in Ägypten mit den Einheimischen verständigen möchte oder sich für den Koran interessiert.
Sobald wir einen Blick über den Tellerrand werfen, stellen wir fest, dass sich die Schreibrichtung stark von einer Kultur zur anderen unterscheidet: Europäische Sprachen schreibt man rechtsläufig, also von links nach rechts.
Semitische Sprachen wie Arabisch oder Hebräisch hingegen sind linksläufig, das heißt sie werden von rechts nach links gelesen.
Darüber hinaus gibt es asiatische Sprachen, deren Schriftzeichen traditionell von oben nach unten geschrieben werden, wobei die Spalten entweder von rechts nach links oder links nach rechts angeordnet werden. Und zu guter Letzt gibt es das weniger bekannte Bustrophedon Schreibsystem (aus dem Griechischen: „wie ein Ochse pflügt“), bei dem die Zeilen abwechselnd rechtsläufig und linksläufig geschrieben werden.
Warum man Arabisch in entgegengesetzter Richtung schreibt ist mit Sicherheit die am häufigsten von Anfängern gestellte Frage. Auch wenn es schwierig ist, eine hundertprozentige Antwort darauf zu finden, haben wir uns in diesem Artikel mit den am weitesten verbreiteten Theorien auseinandergesetzt.
Wissenswertes rund um die Arabische Sprache, gibt es übrigens in unserem Guide!
Das erste Alphabet der Welt wurde bereits von rechts nach links geschrieben
Um der Frage der Schreibrichtung auf den Grund zu gehen, ist zunächst ein Rückblick in die Sprachgeschichte nötig.
Die mesopotamische Keilschrift ist die bis heute die am frühesten benutze nachweisbare Schrift: Entsprechende archäologische Funde stammen aus dem 4. Jahrhundert vor unserer Zeit.
Im alten Ägypten tauchte etwa zeitgleich die Hieroglyphen-Schrift auf.

Die ursprünglich verwendete Bilderschrift, bei der Begriffe graphisch durch sogenannte Ideogramme dargestellt wurden, erfuhr innerhalb der darauffolgenden 300 Jahre einen grundliegenden Wandel. Nach und nach wurde sie durch eine abstrakte Schreibweise ersetzt, die es ermöglichte, die gesprochenen Worte zu codieren und einzelne Laute durch Buchstaben wiederzugeben: Das Alphabet war geboren.
Das erste bekannte Alphabet, das auch als das Protosemitische Schriftsystem bezeichnet wird, stammt aus dem 17. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Es handelt sich hierbei um eine archaische Konsonantenschrift (Abdschad), die sich aus 23 Zeichen zusammensetzte.
Wie der Name bereits sagt, wurde durch diese Schrift nur das Konsonantengerüst festgehalten, wohingegen man sich die Vokale dazu denken musste.
Archäologische Funde haben Schriften hervorgebracht, in denen sich Abwandlungen ägyptischer Hieroglyphen mit Silben altsemitischer Sprachen vermischen.
Aber in welche Richtung schrieb man damals?
Die Hieroglyphen, die Keilschrift sowie die Buchstaben des Protosemitischen Alphabets wurden größtenteils von rechts nach links gelesen, aber nicht ausschließlich.
Archäologen gehen davon aus, dass das protosemitische Alphabet die Mutter zahlreicher moderner Schriften ist. Aus ihr ging die phönizische Schrift hervor, aus der anschließend die aramäische, hebräische und griechische Schrift entstanden. Während sich aus der aramäischen Schrift im Laufe der Geschichte das arabische Alphabet sowie diverse indische Schriftsysteme bildeten, war das griechische Alphabet die Grundlage für das lateinische sowie das kyrillische Alphabet.
Wusstest Du, dass die muslimische Kultur die verschiedensten Lebensbereiche in der ganzen Welt maßgeblich beeinflusst hat? In einem weiteren Artikel möchten wir die Schlüsselrolle der arabischen Sprache und Kultur in der Welt verdeutlichen!
Die arabische Schrift als Nachfahrin der altsemitischen Sprachen
Im 10. Jahrhundert v. Chr. gelang es dem semitischen Volk der Phönizier, das bis dahin den Nahen Osten auf dem Gebiet des Libanons und Israels besiedelte, seine wirtschaftliche und kommerzielle Vorherrschaft im Mittelmeerraum zu sichern. Und damit sein Schriftsystem zu verbreiten.
Um das Jahr 1000 v. Chr. wurde die phönizische Keilschrift nach und nach von einer von rechts nach links geschriebenen Konsonantenschrift verdrängt, die jahrhundertelang im Mittelmeerraum verwendet wurde.

Welcher Zusammenhang besteht zur Schreibrichtung des Arabischen?
Eine weitere semitische Sprache konnte sich im Zeitraum von 300 v.Chr. bis zum Jahr 650 im Persischen Reich, das heißt auf dem Gebiet der heutigen Länder Syrien, Irak und Iran und Iran als erste offizielle Sprache des Nahen Ostens durchsetzen: Aramäisch.
Fast ein Jahrtausend lang war Aramäisch – mit Schreibrichtung von rechts nach links - die Muttersprache zahlreicher Volksgruppen von Ägypten über Palästina bis nach Pakistan, Amtssprache des Assyrischen und Babylonischen Reichs sowie führende Sprache des Nahen Ostens.
Aus dieser semitischen Sprache entwickelte sich im 2. Jahrhundert n. Chr. das arabische Alphabet (Alif, Ba, Ta, Tha, Dschim, Ha, Cha usw.).
Warum ist die ganze Welt von der arabischen Sprache fasziniert ist, erklären wir Dir in unserem Artikel zu diesem Thema!
Der Grund für die Schreibrichtung des Arabischen ist bis heute nicht eindeutig belegbar
Die ältesten Schriftzeugnisse in arabischer Schrift wurden in Syrien gefunden und stammen aus dem Jahr 512. Da bereits diese Schrift linksläufig ist, gibt es bisher keine Anzeichen dafür, das Arabisch überhaupt jemals von links nach rechts geschrieben worden wäre.
Da die Texte jedoch zu alt sind, verliert sich der wirkliche Grund für die Schreibrichtung der arabischen Schrift im Dunkel der Geschichte.
„Das war doch schon immer so!“, würde ein Araber auf diese Frage antworten.
Die arabische Schrift ist eine sogenannte triliterale Konsonantenschrift, bei der aus einem aus drei Konsonanten bestehenden Radikal eine ganze Wortfamilie abgeleitet werden kann, je nachdem, welche Vokale man dazwischen setzt. Diese Art der Wortbildung unterscheidet sich wesentlich vom Modell Vorsilbe – Wortstamm – Nachsilbe der europäischen Sprachen.
Aufgrund dieser typischen Modellstruktur der Sprache lässt sich die Schreibrichtung des Arabischen nach Meinung mancher Experten direkt auf dessen Vorgänger, die semitischen Sprachen Aramäisch und Syrisch (Sprache der christlichen Minderheit Syriens) zurückführen.
Inwiefern die arabische Sprache tatsächlich mit der ägyptischen Hieroglyphenschrift verwandt ist, lässt sich schwer feststellen. Zwar sind die überlieferten Papyrusschriften hauptsächlich linksläufig, allerdings verlaufen die Inschriften ägyptischer Tempel in unterschiedliche Richtungen, je nachdem welche Bauelemente sie schmücken.
Des Weiteren fanden Archäologen bei Ausgrabungen diverse Keilschriften, die lange vor der Entstehung der phönizischen und aramäischen Schrift, nämlich bereits um 2400 vor unserer Zeitrechnung angefertigt worden waren und genau wie unser Alphabet von links nach rechts verliefen.
Trotz vieler unterschiedlicher Meinungen steht eine Tatsache fest: In der Antike gab es zunächst unterschiedliche Schreibrichtungen. Selbst das griechische Alphabet wurde in seiner Anfangszeit manchmal linksläufig und manchmal rechtsläufig geschrieben, bis man sich auf die Schreibrichtung von links nach rechts festlegte.
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Während andere Schriften im Laufe der Zeit einem Wandel unterlaufen sind, ist Arabisch von Anfang an seiner Schreibrichtung von rechts nach links treu geblieben.
Ein Erklärungsversuch zu den unterschiedlichen Schreibrichtungen basiert auf den Schreibgeräten und Untergründen, die in der Antike verwendet wurden:
- Lange bevor auf Papier geschrieben wurde, gravierte man Steintafeln. Ein Rechtshänder hielt dabei seinen Hammer in der rechten Hand und schlug nach links auf den Meißel. Daraus ergibt sich eine Schreibrichtung von rechts nach links.
- Keilschrift wurde mit einem Griffel geritzt oder in den noch weichen Ton gedrückt. Dies erfordert keine spezielle Schreibrichtung. Tatsächlich wurden sowohl rechtsläufige als auch linksläufige Inschriften gefunden.
- Das gleiche gilt für Hieroglyphen, die im Grunde genommen nichts anderes als aneinandergereihte Bilder sind. Die Richtung konnte problemlos an den Untergrund angepasst werden: Wollte man die Säulen eines Tempels verzieren, schrieb man von oben nach unten.
- Auch für auf Papyrusrollen geschriebene Hieroglyphen konnten unterschiedliche Schreibrichtungen beobachtet werden. Das Auftragen, das im Allgemeinen mit dem Pinsel und Tinte geschah, erforderte keine spezielle Schreibrichtung. Die klare Unterteilung in linksläufige und rechtsläufige Schriften erfolgte erst ab dem Zeitpunkt, als die Bilderschrift durch Buchstaben ersetzt wurde. Man schrieb mit einer Hand und rollte mit der anderen die Papyrusrolle aus.
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Das Erlernen der arabischen Sprache erweist sich als deutlich schwieriger und komplexer als ein Englisch- oder Französischkurs.
Arabisch – genauer gesagt Hocharabisch - ist eine sogenannte Dachsprache, die in der gesamten arabischen Welt in den Medien, in der Geschäftswelt und im Schriftverkehr verwendet wird aber stark von der Alltagssprache der verschiedenen Länder abweicht. Beispielsweise wird in den Golfstaaten ein völlig anderer Dialekt gesprochen als in Ägypten oder Syrien.
Das größte Hindernis für einen jeden Arabisch-Neuling ist dabei zweifellos das Erlernen der Schrift. Denn abgesehen vom Gehirnjogging, das uns die Schreibrichtung abverlangt, muss bei jedem Buchstaben je nach seiner Position im Wort zwischen vier Varianten unterschieden werden: Wortanfang, Wortmitte, Wortende oder einzelnstehend. Im Gegenzug gibt es allerdings keine Großbuchstaben für Satzanfänge und Substantive.
Wer von der Schönheit der Arabischen Schrift angetan ist, kann mit einem Privatlehrer von Superprof nicht nur die korrekten Schreibweise von rechts nach links sondern auch alles über arabische Kalligraphie erfahren!
Wusstest Du schon, dass der Koran, die Heilige Schrift der islamischen Religion, eng mit der arabischen Sprache verbunden ist? Doch warum ist das so? Um dies herauszufinden, sind wir von Superprof in einem weiteren Artikel der Frage auf den Grund gegangen, wie das klassische Arabisch zur Sakralsprache wurde.
Warum schreiben wir von links nach rechts?
Eine andere Theorie beruht auf der Händigkeit
Wenn man bedenkt, dass etwa 90% aller Menschen Rechtshänder sind, ist es für die große Mehrzahl einfach praktischer, von links nach rechts zu schreiben.
Linkshänder haben es da wesentlich schwerer. Viele verbiegen mühevoll, und trotzdem gelingt das Schreiben, ohne die Tinte mit der Hand zu verwischen, nicht immer.
Noch vor wenigen Jahrzehnten galt es daher als Manko, die linke Hand zu bevorzugen. Lehrer legten damals besonderen Wert darauf, dass auch wirklich jedes Kind mit der „guten Hand“ schrieb.

Aber längst nicht alle Linkshänder ließen sich umerziehen.
Beispielsweise zog Jimi Hendrix – einer der Linkshänder, die für ihre Eigensinnigkeit auffielen - die Saiten seiner Gitarre anders auf, um besser spielen zu können.
Auch Leonardo da Vinci schrieb mit links. Um sich das Schreiben mit dem Federkiel zu erleichtern, behalf er sich eines genialen Tricks: er verfasste seine Manuskripte einfach in Spiegelschrift!
Was die arabische Schrift betrifft, könnte man könnte also glauben, dass es in den Ländern des Nahen Ostens besonders viele Linkshänder gäbe.
Aber genau das Gegenteil ist der Fall: Genau wie wir sind die arabischsprachigen Menschen nämlich größtenteils Rechtshänder. Auch im Nahen Osten wurden Linkshänder umerzogen, indem man ihnen die linke Hand hinter den Stuhl festband.
Wie bereits erwähnt wurde seit der Entstehung der arabischen Sprache die Schreibrichtung beibehalten, was mit großer Wahrscheinlichkeit auf den Koran zurückzuführen ist.
Auch wenn die Heilige Schrift, die im 7. Jahrhundert entstanden ist, heutzutage nicht mehr ohne Weiteres von Menschen, die arabische Dialekte sprechen, verstanden werden kann, weist das darin verwendete klassische Arabisch eine starke Ähnlichkeit zur weiter oben erwähnten hocharabischen Sprache auf.
Die Entwicklung der arabischen Grammatik wurde durch die Heilige Schrift des Islams maßgeblich beeinflusst. Bis heute hat der Koran nicht an Bedeutung eingebüßt und ist nach wie vor eine Richtlinie für den korrekten sprachlichen Ausdruck in arabischer Sprache. Daher wäre es nach Meinung einiger Linguisten undenkbar gewesen, entgegen der Sprache des Islams rechtsläufig zu schreiben.
Probiere es einfach aus! Man muss kein Linkshänder sein, um die arabische Schrift von rechts nach links bequem schreiben zu können! Die Linien und Rundungen der Schriftzeichen machen es leicht, in die „entgegengesetzte“ Richtung zu schreiben, ganz egal ob du einen Kugelschreiber, einen Bleistift oder das traditionelle Schilfrohr (Qalam) benutzt.
Anders sieht es in der Westlichen Welt aus. Vielleicht liegt es an der Form der Schrift, dass die alten Griechen und die Römer es als angenehmer empfanden, die Schreibrichtung zu ändern.
Spätestens als in Europa harte Schreibgeräte wie Federkiel oder Stahlfeder das relativ weiche Schreibrohr aus Schilf verdrängten, war es vorteilhafter, Rechtshänder zu sein. Nur durch eine ziehende Bewegung konnten saubere Buchstaben gezeichnet werden. Dies wurde bis heute beibehalten, wobei es Linkshänder hierzulande zum Glück seit der Erfindung des Kugelschreibers nicht mehr ganz so schwer haben.
Ironischerweise bietet die arabische Schrift Linkshändern sogar einen Vorteil, da das Geschriebene nicht mit der Hand verdeckt wird! Und selbst wenn du mit rechts schreibst, wirst du die Schriftzeichen mit ein wenig Übung kindeleicht erlernen können.
Also worauf wartest Du noch? Bei Superprof findest Du den passenden Lehrer, der Dir zeigen kann, wie schön dein Name in arabischer Schrift aussieht! Und du wirst darüber staunen, dass dir die Schrift plötzlich gemalte Wörter vorkommt! Also los, such dir deine Lehrkraft für deinen Arabisch Kurs München!
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