Wer Deutsch lernt oder unterrichtet, kommt an den Zeitformen als wichtiger Teil der deutschen Grammatik
nicht vorbei. Sie zeigen uns, wann etwas passiert ist, passiert oder passieren wird – also ob wir über Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft sprechen.
Auch wenn die Vielfalt an Tempora im Deutschen zunächst kompliziert wirken kann, steckt dahinter ein klares System. Im Deutschen gibt es sechs verschiedene Zeitformen, die für unterschiedliche Zwecke genutzt werden. Schau dir die Zeitformen Tabelle zum Überblick an:
Präsens | Das Präsens ist die Gegenwart und wird gebraucht, um Handlungen zu beschreiben, die jetzt gerade stattfinden. Es kann auch verwendet werden, um zukünftige Handlungen oder Ereignisse auszudrücken. | Beispiel: "Ich fahre Fahrrad". "Morgen gehe ich schwimmen". |
---|---|---|
Perfekt | Das Perfekt wird genutzt, um etwas, das in der Vergangenheit stattgefunden hat, zu beschreiben. Im Alltag ist es die üblichste Zeitform der Vergangenheit. | Beispiel: "Ich habe geschlafen." "Er hat gelesen." |
Präterium | Das Präteritum beschreibt abgeschlossene Handlungen oder Zustände, die in der Vergangenheit stattgefunden haben. Es wird schriftlich verwendet, jedoch selten in der Alltagssprache. | Beispiel: "Sie ging nach Hause". "Er spielte Klavier". |
Plusquamperfekt | Diese Zeitform wird verwendet, um Handlungen oder Ereignisse darzustellen, die einer anderen Sache in der Vergangenheit vorausgegangen sind. | Beispiel: "Ich war ins Theater gegangen als sie nach Hause kam". |
Futur 1 | Das Futur 1 wird gebraucht, um eine Intention oder eine Annahme für die Zukunft auszudrücken. | Beispiel: "Ich werde es nicht schaffen". "Er wird morgen Zeit haben". |
Futur 2 | Das Futur II wird meist dann verwendet, wenn eine Vermutung geäußert wird zu etwas, das zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft abgeschlossen sein wird. Manchmal wird es auch genutzt, um eine Annahme über eine Handlung, die in der Vergangenheit liegt, auszudrücken. | Beispiel: "Morgen wird sie es geschafft haben". "Das wird fürchterliche Konsequenzen haben". |
Wann genau Du welche Zeitform des Verbs verwendest und wie die einzelnen Formen gebildet werden, erklären wir Dir in diesem Artikel.
Präsens - Gegenwart
Die häufigste Zeitform des Verbs im Deutschen heißt Präsens. Das Präsens drückt grundsätzlich Handlungen oder Zustände in der Gegenwart aus. Schauen wir uns Verwendung und Bildung genauer an.
Verwendung
Normalerweise wird das Präsens für einmalige Ereignisse in der Gegenwart genutzt, wie etwa Handlungen im Beispiel „Sie klatscht in die Hände" oder Zustände "Es ist sehr warm". Damit ist es zu den am häufigsten genutzten Zeitformen im Deutschen und beschreibt Dinge, die im Moment der Rede passieren.

Neben klassischen Aussagen in der Gegenwart eignet sich das Präsens aber auch für:
- Allgemeine Aussagen ("Die Erde dreht sich um die Sonne")
- Regelmäßige Handlungen ("Einmal in der Woche gehe ich ins Fitnessstudio")
- Anhaltende Ereignisse ("Ich bin seit 3 Jahren Vegetarierin")
- Zukünftige Ereignisse, wenn ein Zeitbezug gegeben ist ("Ich treffe ihn Dienstag")
- Vergangene Ereignisse als historisches Präsens ("Mit der Relativitätstheorie verändert Albert Einstein das Verständnis von Raum und Zeit."
Wie Du siehst, nutzt man die Präsens Form also nicht nur für die klassische Gegenwart. Die Unterscheidung erfolgt anders als im Englischen durch das Hinzufügen von Zeitwörtern.
Bildung
Das Präsens wird durch die konjugierte Form des Verbs im Präsens gebildet. Bei regelmäßigen Verben hängt man die Personalendung an den Verbstamm, den man erhält, wenn man von der Grundform die Endung -en wegnimmt.
So sieht das Ganze dann aus:
Person
ich
du
er / sie / es
wir
ihr
sie
Endung
-e
-st
-t
-en
-t
-en
Beispiel
mache
machst
macht
machen
macht
machen
Im Deutschkurs lernst Du die Unterschiede der Zeiten Deutsch
Übrigens gibt es einige unregelmäßige Verben, die auch im Präsens anders konjugiert werden als im klassischen Falle. Ein bekanntes Beispiel ist das Verb sein, das in der Gegenwart so konjugiert wird: ich bin, du bist, er/sie/es ist, wir sind, ihr seid, sie sind.
Präteritum - einfache Vergangenheit
Das Präteritum - auch Imperfekt genannt - ist im Deutschen die einfache Vergangenheitsform. Sie wird meist nur für geschriebenes Deutsch in Erzählungen, Berichten oder literarischen Texten verwendet und kommt im gesprochenen Deutsch auch in formellen Situation seltener vor.
Verwendung
Man gebraucht das Präteritum, um über abgeschlossene Handlungen zu sprechen, also solche, die in der Vergangenheit begonnen und geendet haben.

Auch wenn es im normalen Sprachgebrauch selten vorkommt, gibt es einige sehr gebräuchliche Verben, die auch im gesprochenen Deutsch in der einfachen Vergangenheit verwendet werden, wie etwa:
- wollen - "Das wollte ich nicht!"
- denken - "Ich dachte, er kommt erst morgen."
- haben - "Ich hatte Kopfschmerzen."
- sein - "Ich war beim Bäcker."
Du solltest also wissen, wie man deutsche Verben konjugiert.
Bildung
Bei regelmäßigen Verben wird an den Verbstamm die Präteritum-Endung angehängt. Die Endungen siehst Du hier:
Person
ich
du
er / sie / es
wir
ihr
sie
Endung
-te
-test
-te
-ten
-tet
-ten
Beispiel
machte
machtest
machte
machten
machtet
machten
Unregelmäßige Verben dagegen verändern oft den Stammvokal:
- Sie schwimmt - sie schwamm
- Er rennt - er rannte
- Ich gehe - ich ging
- Wir essen - wir aßen
Leider gibt es bei den unregelmäßigen Verben keine allgemeine Regel zu Bildung, man muss sie einfach auswendig lernen.
Auch die Pronomen in der deutschen Grammatik sind sehr wichtig.
Perfekt - zweite Vergangenheit
Das Perfekt wird meist in der gesprochenen Sprache verwendet und wird daher im Deutschen als häufigste Vergangenheitsform verwendet. Man nennt die Form auch zusammengesetzte Vergangenheitsform.
Verwendung
Das Perfekt wird verwendet, um abgeschlossene Handlungen in der Vergangenheit auszudrücken. Oft besteht ein Bezug zur Gegenwart, beispielsweise eine Wirkung oder ein Ergebnis:
- Abgeschlossene Handlung ("Ich habe das Buch schon gelesen")
- Wirkung ("Dank seiner Disziplin hat er abgenommen")
- Ergebnis ("Wir haben viel gearbeitet")
Auch die deutsche Adjektivdeklination ist ein wichtiger Teil der Grammatik.

Das Perfekt wird übrigens oft auch anstelle des Futur 2 genutzt, um Ereignisse zu beschreiben, die zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft abgeschlossen sein werden. Etwa: "Morgen habe ich endlich meine Fahrprüfung bestanden".
Bildung
Das Perfekt wird mit dem Hilfsverb haben oder sein im Präsens + dem Partizip Perfekt des Vollverbs gebildet. Besonders bei Verben zur Bewegung (rennen, laufen, springen, schwimmen, stolpern, fallen...) oder bei Zustandsänderungen wird sein genutzt, während man für Handlungen haben nutzt.
Person
ich
du
er / sie / es
wir
ihr
sie
haben
habe gemacht
hast gemacht
hat gemacht
haben gemacht
habt gemacht
haben gemacht
sein
bin gerannt
bist gerannt
ist gerannt
sind gerannt
seid gerannt
sind gerannt
Natürlich sollte man auch hier auf die unregelmäßigen Verben achten, bei denen sich das Partizip Perfekt verändert. Bsp.: Ich schreibe - ich habe geschrieben.
Dazu solltest Du die Struktur eines Satzes im Deutschen kennen
Plusquamperfekt - Vorvergangenheit
Kommen wir zu letzten der drei Vergangenheitsformen Deutsch, dem Plusquamperfekt. Auch als Vorvergangenheit bekannt, wird das Plusquamperfekt nie allein verwendet, sondern immer nur in Verbindung mit dem Präteritum oder Perfekt.
Es wird meist in Erzählungen oder Berichten eingesetzt, um eine zeitliche Abfolge deutlich zu machen.
Verwendung
Das Plusquamperfekt beschreibt eine Handlung, die vor einer anderen Handlung in der Vergangenheit abgeschlossen war. Geht in einem Satz also ein Nebensatz noch weiter in die Vergangenheit zurück als das, was im Hauptsatz erzählt wird, dann kommt das Plusquamperfekt an die Reihe.
Das klingt komplizierter als es ist, deshalb hier zwei Beispiele:
- "Ich hatte gegessen, als sie anrief."
- "Sie hatten einen Spaziergang gemacht, als sie ihn trafen."
Die erste Aktion hat vor der zweiten Aktion stattgefunden. Die Handlung, die nach dem Plusquamperfekt stattfand, steht dann im Präteritum oder im Perfekt.
Es gibt einige Signalwörter, die anzeigen, dass das Plusquamperfekt verwendet werden musst, wie etwa: als, nachdem und bevor.
Natürlich solltest Du auch die Stellung der Adverbien im deutschen Satz beherrschen.
Bildung
Um das Plusquamperfekt zu bilden, werden die Hilfsverben haben oder sein im Präteritum konjugiert und das Partizip II des Vollverbs wird hinzugefügt.
Person
ich
du
er / sie / es
wir
ihr
sie
haben
hatte gemacht
hattest gemacht
hattet gemacht
hatten gemacht
hattet gemacht
hatten gemacht
sein
war eingeschlafen
warst eingeschlafen
war eingeschlafen
waren eingeschlafen
wart eingeschlafen
waren eingeschlafen
Auch hier gilt ähnlich wie beim Perfekt, dass bei Handlungen haben und bei Bewegungen und Zuständen sein genutzt wird.
Futur I - Zukunft
Das Futur I wird verwendet, um zukünftige Handlungen oder Zustände auszudrücken. Tatsächlich wird es im Sprachgebrauch selten benutzt, um über die Zukunft zu sprechen, stattdessen nutzt man im Alltag oft einfach das Präsens.
Verwendung
Mit dem Futur I beschreibt man zukünftige Handlungen, Pläne, Hoffnungen, Vermutungen und Versprechen. Hier kommen einige Beispiele:
- Pläne: „Morgen werde ich einkaufen.“
- Prognosen: "In Deutschland wird es bald keine Atomkraft mehr geben."
- Hoffnungen: "Vielleicht wird morgen die Sonne scheinen."
- Vermutungen: „Er wird wohl zu Hause sein.“
- Versprechen: „Ich werde dir helfen.“

Mit dem Futur I kann mal also Dinge ausdrücken, von denen man nicht ganz sicher ist, dass sie in der Zukunft auch passieren.
Im alltäglichen Gebrauch wird, wie gesagt, meistens einfach das Präsens genutzt, um über die Zukunft zu sprechen: "Ich gehe morgen Eis essen" ist gebräuchlicher als "Ich werde morgen Eis essen gehen".
Bildung
Das Futur I wird gebildet, in dem das Hilfsverb werden im Präsens konjugiert wird und der Infinitiv des Vollverbs am Satzende dazukommt.
Person
ich
du
er / sie / es
wir
ihr
sie
Beispiel
werde lernen
wirst lernen
wird lernen
werden lernen
werdet lernen
werden lernen
Wie Du siehst, musst Du nur wissen, wie das unregelmäßige Hilfsverb werden konjugiert wird, das seinen Stammvokal ändert.
Lerne auch alles über Substantive im Deutschen.
Futur II - vollendete Zukunft
Neben der klassischen Zukunftsform gibt es im Deutschen noch die vollendete Zukunftsform. Das Futur II beschreibt eine Handlung, die zu einem zukünftigen Zeitpunkt abgeschlossen sein wird.
Verwendung
Das Futur II wird genutzt, wenn etwas zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft abgeschlossen sein wird, aber auch bei Vermutungen über abgeschlossene Handlungen in der Vergangenheit.
Schauen wir uns zur Verdeutlichung einige Beispiele an:
- Abgeschlossene Zukunft: "In zwei Jahren werde ich die Schule beendet haben."
- Vermutung über vergangene Ereignisse: "Er wird wohl gestern spät nach Hause gekommen sein."
- Prognosen: "Wenn ich in Rente gehe, werde ich gut versorgt sein."
Oft braucht man das Futur II in Verbindung mit einer Negation wie nicht oder kein, um eine Hoffnung oder Vermutung ausdrücken, wie etwa "Es wird schon nichts passiert sein!" oder "Sie wird sich doch nicht verlaufen haben!".
Mit dem Futur II lassen sich also Sorgen oder Vermutungen zum Ausdruck bringen.
Kennst Du die Präpositionen im Deutschen?
Bildung
Um das Futur II zu bilden, benötigst Du das Hilfsverb werden im Präsens, das Partizip II des Vollverbs und das Hilfsverb haben oder sein im Infinitiv.
Person
ich
du
er / sie / es
wir
ihr
sie
haben
werde gelernt haben
wirst gelernt haben
wird gelernt haben
werden gelernt haben
werdet gelernt haben
werden gelernt haben
sein
werde gegangen sein
wirst gegangen sein
wird gegangen sein
werden gegangen sein
werdet gegangen sein
werden gegangen sein
Hier gilt es also wieder zu erkennen, wann welches Hilfsverb genutzt wird.
Um einen korrekten deutschen Satz zu bilden, benötigst Du auch die Artikel im Deutschen.
Jetzt kennst Du Präsens Präteritum Perfekt und all die anderen Deutsch Zeitformen, so dass Du in die Vergangenheit und die Zukunft blicken und so viele Prognosen, Vermutungen und Hoffnungen ausdrücken kannst, wie Du möchtest!