Tatsächlich ist diese Frage ein zentrales Thema der Linguistik des 21. Jahrhunderts. Germanisten und Germanistinnen sind sich hier nicht einig, vorab sei jedoch geklärt, dass österreichisches Deutsch als Sprachvarietät angesehen wird, was so viel bedeutet, dass es zwar keine eigenständige neue Landessprache darstellt, aber eine Ausprägung der deutschen Sprache mit eigenem Wortschatz, Aussprache und Grammatik ist.
Den Großteil, etwa 95 Prozent teilen sich Österreich und Deutschland, jedoch fallen in den fünfprozentigen Unterschiedsbereich viele alltägliche Ausdrücke und Begriffe, die es dem Laien oftmals schwer macht, den anderen zu verstehen.
Norwegisch ist eine Abspaltung des Schwedisch-Dänischen, Luxemburgisch galt bis zum Jahr 1945 noch als deutsch Dialekt und auch das Niederländische spaltete sich erst vom Deutsch um 1500 ab. Sprachen unterliegen einem ständigen Wandel.
Wichtige Definitionen
Um den Überblick bei den Wörtern nicht zu verlieren, haben wir dir in diesem Kapitel wichtige Definitionen von Begrifflichkeiten der Sprachwissenschaft zusammengefasst. Sie geben den Rahmen vor, indem Sprachen einordnet werden.
Dialekt
Das Wort Dialekt beschriebt regional begrenzte Sprachvarietäten, die in familiären oder umgangssprachlichen Situationen und Kontexten angewandt werden.
Du hast dich immer schon gefragt, welche österreichischen Dialekte es so gibt? In unserem Artikel kannst du mehr zur Mundart Österreichs lernen und Deutschkurse in Wien können wir dir auch empfehlen.
Standardsprache oder "Hochdeutsch"
Die Standarddeutsch bezeichnet die standardisierte Sprache, die aus zur Verfügung stehenden Varietäten eine Standardvarietät vereint. Dabei werden Eigenheiten von geografisch nahen Regionen zusammengefasst.
Die Standardsprache bezeichnet jene Sprachform, die am Blatt Papier in der Schule niedergeschrieben wird und sich im Wörterbuch wiederfindet.

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Umgangssprache
Unter dem Begriff der Umgangssprache versteht man einen Sprachgebrauch, der zwischen dem Dialekt und der Standardsprache liegt. Die Umgangssprache ist dabei großräumiger gedacht, als es die regionale Dialektform ist, aber nicht auf das ganze Bundesland oder gar den Staat zu beziehen.
Variation
Der Begriff innersprachliche Variation oder innersprachliche Mehrsprachigkeit bezieht sich auf die Fähigkeit eines Sprechers oder einer Sprecherin innerhalb seiner eigenen Muttersprache auf verschiedene Sprachrepertoires zurückzugreifen können.
Im deutschsprachigen Raum kommt die innersprachliche Variation häufig vor. Beispielsweise unterscheidet sich der eigene Ausdruck und die Wortwahl in unterschiedlichen Situationen, beispielsweise im Gespräch zwischen dem Bäcker und beim Vorstellungsgespräch.
Du suchst nach Beispielen für Redewendungen, spezielle Ausdrücke und dem besonderen Wortschatz der österreichischen Sprache? Gut, hier können wir dir noch so einiges erzählen!
Varietät
Österreichisches Deutsch wird als Sprachvarietät der Sprache Deutsch bezeichnet, aber was bedeutet nun Varietät? Der Begriff bezeichnet eine bestimmte spezifische Form oder Ausprägung einer Sprache. Deutsch ist äußerst reich an Sprachvarietäten, sowohl innerhalb der Regionen, Bundesländer und auch Länder im Allgemeinen.
Beispielsweise gibt es neben dem österreichischen Deutsch auch noch das Schweizerdeutsch und das deutschländische Deutsch, alle drei haben ihren eigenen Wortschatz, eine eigene Aussprache und Grammatik. Diese drei bezeichnen nur die drei am häufigsten vorkommenden Sprachvarietäten.
Der Großteil der Wörter, Grammatik, Rechtschreibung, usw. werden geteilt, schätzungsweise etwa 5 % der Sprache unterscheiden sich. Alles andere, also 95 % fällt in den Bereich des Gemeindedeutsch, dessen Begriff alle Gemeinsamkeiten der Sprache bezeichnet.
Variante
Unter dem Wort Variante versteht man nun einen Teil der Varietät, beispielsweise gibt es für ein und dasselbe Ding unterschiedliche Wort aus unterschiedlichen Regionen, Meerrettich und Kren, Quark und Topfen wären anschauliche Beispiele.

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Die Geschichte des österreichischen Deutsch
Abspaltung und Entwicklung des Österreichischen
Zwischen den Jahren 1550 bis 1750 konkurrierten das sächsische Meißnisch der protestantischen Länder mit der süddeutschen und bairisch-österreichischen oberdeutschen Sprache. In der Zeit bis zum 18. Jahrhundert war in der Habsburgermonarchie, aber auch im katholischen Süddeutschland Oberdeutsch die vorherrschende Schriftsprache. Dieser verschwand jedoch zugunsten der neuhochdeutschen Schriftsprache.
In dieser Zeit erforschte Johann Siegmund Popowitsch, der ein österreichischer Sprach- und Naturforscher und Professor an der Universität Wien war, die österreichische Sprache. Er war Vertreter der Oberdeutschen Schreibsprache und war damit ein Pionier des österreichischen Deutsch. Durch seine Forschung und Bemühungen ist später das erste österreichische Duden erschienen.
In der Amtszeit von Maria Theresia und Joseph II. wurde versucht Deutsch als Amtssprache zu etablieren, der Versuch schlug jedoch fehl, fruchtete aber in den höheren Bildungseinrichtungen, die dazumal Beamte ausbildeten.
Nachdem sich 1866 der Deutsche Bund auflöste, kam es erstmals zu Spannungen zwischen dem österreichischen und dem deutschen Deutsch. Österreichs Sprache begann sich zu entwickeln, besonders in der Verwaltungssprache, aber auch in der Koch- und Speisenkultur.
Das Kaisertum Österreich genoss durch seine Österreich-Ungarische Doppelmonarchie Einflüsse aus den heutzutage umliegenden Nachbarsländer, wie Slowenien, Kroatien, Tschechien, Ungarn, Italien und Serbien und ihrer Spracheigenheiten.

Entwicklung zur Eigenständigkeit
Im Jahr 1920 nach dem ersten Weltkrieg wurde Deutsch als offizielle Landessprache in Österreich festgelegt. 1951 entstand das erste österreichische Wörterbuch, welcher viel Kritik einbüßen musste wegen der umgangssprachlichen und dialektischen Wörter, die es beinhaltete, erschien.
Im Jahr 1969 erschien das erste Wörterbuch "Wie sagt man in Österreich?", welches heute in mehreren Neuauflagen noch erhältlich ist. Später im Jahr 1972 folgte das Wörterbuch erstmals als Schulbuchauflage und fand dort seinen Einzug in den österreichischen Haushalt.
Dir fehlt die Übersicht? Alles zur Herkunft, Übersicht deutschen Sprache in Bezug auf Österreich zeigen wir dir in unserem Übersichtsartikel.
Blick in die Zukunft
Mit dem EU-Beitritt Österreichs wuchs das Interesse der eigenen Identität stark, wo noch 1994 23 österreichische Begriffe in der EU-Amtssprache angeführt wurden, sind es heute bereits über 4.000.
Wo Österreich heute mit seiner Eigenständigkeit als Staatssprache steht ist nicht zu bestreiten. Wie bereits eingangs erwähnt wurde wird das österreichische Deutsch nicht als eigenständig von dem deutschen Deutsch gekoppelt angesehen, sondern als Varietät dieser.
Wohin denn nun mit Österreich? Was sind die Prognosen für die Amtssprache der Alpenrepublik? Was sagen bekannte Sprachwissenschaftler wie Jutta Ransmayr, Stefan Dollinger oder Robert Sedlaczek?
In Österreich gibt es dagegen das Phänomen der linguistischen Unsicherheit. In der Schule hört man vom Lehrer "Schön sprechen!", und gemeint ist die deutsche Standardsprache. Das hat zur Folge, dass die Österreicher glauben, dass der ZDF-Sprecher intelligenter klingt als Armin Wolf, wenn auch weniger sympathisch.
- Stefan Dollinger (Anglistik-Professor in Vancouver)
Gegenüber dem Standard äußerte sich Ransmayr, dass Österreichisch ist eine Varietät der Deutschen Sprache ist, die trotz Medieneinfluss standhaft bleibt, was bedeutet, dass kein Verlust der Austriazismen zu erwarten ist. Ebenso sagt sie, dass das Bewusstsein für die eigene Sprachidentität in der breiten Masse fehlt.
Was macht die österreichische Sprache aus?
Durch die Globalisierung und den Medieneinfluss wachsen Österreichisch und Deutsch immer mehr zusammen. Es gibt jedoch keinen Anlass für die Sorge um den Verlust der österreichischen Sprache. Diese entwickeln sich mit der Zeit, dem Österreicher und der Österreicherin ist die Redensart kulturell und identitär verankert.
Allgemeines
Prägend für österreichisches Deutsch ist vor allem der Wechsel zwischen dem umgangssprachlichen Deutsch, der Schriftsprache und dem Dialekt.
Wer noch mehr erfahren möchte, dem können wir das Buch "Österreichisches Deutsch oder Deutsch in Österreich" des aus Oberösterreich stammenden Sprachwissenschaftler Stefan Dollinger empfehlen. Das Buch genießt eine fünf von fünf Sterne Rezension und sollte bei deiner nächsten Bestellung nicht im Warenkorb fehlen. Für die leichtere Suche hier der ISBN des Buches von Dollinger: 978-99036-023-1
In unserem Artikel zu den Unterschieden von österreichischem und deutschem Deutsch fassen wir dir die wichtigsten Gesichtspunkten zusammen.

Beispiele für Austriazismen
Die Anfängliche Abspaltung von Austriazismen begann im Bereich der Gastronomie, bei den Begriffen für Lebensmittel.
- Pflaume wird zu Zwetschke oder Zwetschge
- Eierkuchen wird zu Palatschinke
- Johannisbeere wird zu Ribisel
- Meerrettich wird zu Kren
- Aubergine wird zu Melanzani
- Grüne Bohnen werden zu Fisolen
Auch Alltagsgegenstände werden anders als beim westlich liegenden Nachbarn Deutschland bezeichnet.
- Kissen wird zu Polster
- Müll wird zu Mist
- Nudelholz wird zu Nudelwalker
- Pantoffeln werden zu Schlapfen
- Stuhl wird zu Sessel
- Tüte wird zu Sackerl
Austriazismen sorgen oft für Verwirrung und Missverständnisse, mehr zu den Flaschen Freunden der Österreichischen Sprache haben wir dir in diesem Artikel gezeigt, schau gerne vorbei und lerne ein paar neue Wörter, mit denen du beim nächsten Skiurlaub deine neuen Bekanntschaften beeindrucken kannst.
Österreichisches Deutsch als Bildungssprache an Schulen
Wie bereits erwähnt, fehlt dem Österreicher und der Österreicherin das Bewusstsein für seine eigene Sprachkultur. Oftmals wird die Eigenständigkeit belächelt, medial die Aussprache lächerlich und dümmlich dargestellt.
Das Wiener Bildungsministerium steht dem entgegen und möchte die österreichische Sprache fördern. Gelingen soll das mit der verstärkten Einbringung des österreichischen Deutsch in die Bildungsreinrichtungen und deren Etablierung als Unterrichts- und Bildungssprache. Momentan wird im Unterricht zu wenig auf Besonderheiten, wie Austriazismen Rücksicht genommen.
Hast du Lust bekommen Österreichisch zu lernen? Kein Problem! Die wichtigsten Anlaufstellen, Tipps und Trick zeigen wir dir in unserem Artikel dazu! Kleiner Tipp vorab: Was immer lustig ist, die Mini-Wörterbuch Ausgaben als Taschenbuch, wie beispielsweise das Taschenbuch "Duden - Wie sagt man in Österreich?" (Autor: Jakob Ebner).
Auch wenn Österreich keine Eigenständigkeit in Bezug auf seine Muttersprache über den Verlauf der letzten Jahrhunderte ausbilden konnte, so sind die Österreicher und Österreicherinnen doch sehr stolz auf ihren Dialekt, oder wie wir nun wissen, auf seine Sprachvarietät der deutschen Sprache.
Ich hoffe wir konnten dir mit diesem Artikel den Ursprung und die Entwicklung der Sprachgeschichte von Österreich etwas näherbringen.
Nicht nur dass Ost-Österreichisch quasi sehr viel mit yiddish zu tun hat sind auch die slavischen Einflüsse wichtig und prägend