Reptilien – oder Kriechtiere – sind eine spannende und vielseitige Gruppe innerhalb der Wirbeltiere. Sie zählen, neben Fischen, Amphibien, Vögeln und Säugetieren, zu den fünf großen Wirbeltierklassen. Heute kennt man über 12.000 Arten, die sich an unterschiedlichste Lebensräume angepasst haben: von heißen Wüsten über dichte Regenwälder bis hin zu Sümpfen und Flussufern.
Typisch für Reptilien ist ihre trockene, schuppige Haut, die sie vor dem Austrocknen schützt. Anders als Amphibien verbringen sie ihr ganzes Leben an Land oder im Wasser – aber sie atmen immer mit Lungen. Viele Reptilien, wie Echsen, Krokodile oder Schlangen, bewegen sich im typischen Spreizgang, Schildkröten dagegen tragen ihren Panzer als wandelnde Festung.
Im Laufe der Evolution spielten Reptilien eine wichtige Rolle: Die berühmten Dinosaurier zählen zu ihren ausgestorbenen Vertretern, und bis heute belegen sie eindrucksvoll, wie sich das Leben auf der Erde verändert hat.
Wichtige Merkmale der Reptilien
Reptilien zeigen eine beeindruckende Vielfalt an Anpassungen, die sie zu wahren Überlebenskünstlern machen. Ihre Merkmale unterscheiden sie deutlich von anderen Wirbeltierklassen wie Amphibien, Vögeln oder Säugetieren. Schauen wir uns diese besonderen Eigenschaften genauer an.
Merkmal | Beschreibung |
---|---|
Wirbelsäule | Reptilien gehören zu den Wirbeltieren und besitzen eine stabile Wirbelsäule. |
Schuppige Haut | Die trockene Haut ist von Hornschuppen bedeckt und schützt vor Verdunstung. |
Häutung | Viele Reptilien häuten sich regelmäßig, um zu wachsen oder Parasiten loszuwerden. |
Atmung | Reptilien sind reine Lungenatmer – sie haben keine Kiemenstadien wie Amphibien. |
Fortbewegung | Viele bewegen sich im Spreizgang, einige Arten kriechen oder schwimmen. |
Körpertemperatur | Wechselwarm: Die Körpertemperatur hängt stark von der Umgebung ab. |
Herz & Kreislauf | Herz mit unvollständiger Trennung von Lungen- und Körperkreislauf (außer Krokodile). |
Fortpflanzung | Meist innere Befruchtung, viele Arten legen Eier, manche gebären lebend. |
Eier | Die meisten Eier haben weiche oder pergamentartige Schalen, Krokodile & Schildkröten oft harte Kalkschale. |
Lebensraum | Reptilien leben meist an Land, einige Arten auch im Wasser (z. B. Schildkröten, Krokodile). |
Haut & Schuppen
Das wohl auffälligste Merkmal der Reptilien ist ihre trockene, schuppige Haut. Im Gegensatz zu Amphibien, deren Haut immer feucht sein muss, schützt die Hornhaut der Reptilien vor Verdunstung und macht sie unabhängig vom Wasser. Die Schuppen bestehen aus Keratin und überlappen sich bei Schlangen und Echsen dachziegelartig. Schildkröten und Krokodile besitzen hingegen Plattenpanzer aus Hornplatten oder verknöcherten Schilden.

Ein weiteres typisches Merkmal ist die Häutung (Ecdysis). Da die Hornschuppen nicht mitwachsen, muss die obere Hautschicht regelmäßig erneuert werden.
Schlangen häuten sich meist komplett in einem Stück, während Echsen ihre Haut in Fetzen abstreifen.
Die Häutung dient nicht nur dem Wachstum, sondern hilft auch dabei, Parasiten loszuwerden.
Körperbau: Mit und ohne Beine
Der Körperbau der meisten Reptilien folgt dem urtümlichen Bauplan der Landwirbeltiere: ein länglicher Rumpf, ein Schwanz und vier Beine. Die Beine stehen seitlich vom Körper ab – man spricht vom sogenannten Spreizgang. So bewegen sich Eidechsen und viele andere Arten mit einem schlängelnden, watschelnden Gang fort.

Besonders spannend: Einige Gruppen haben diesen Grundbauplan stark verändert. Schlangen haben ihre Beine komplett verloren und bewegen sich durch schlängelnde Muskelbewegungen vorwärts.
Schildkröten haben ihre Rippen zu einem schützenden Panzer umgebildet, in den sie Kopf und Gliedmaßen einziehen können. Krokodile, obwohl äußerlich echsenähnlich, können ihre Beine unter den Körper stellen und damit schnell laufen – eine Besonderheit unter Reptilien.
Wie atmen Reptilien?
Reptilien sind von Geburt an reine Lungenatmer. Anders als Amphibien, die während ihrer Larvenzeit Kiemen besitzen, atmen Reptilien mit Lungen. Auch im Wasser lebende Arten wie Krokodile oder Meeresschildkröten müssen regelmäßig auftauchen, um Luft zu holen.
Ihr Herz ist in der Regel dreikammerig, mit zwei Vorhöfen und einer unvollständig getrennten Herzkammer. Das bedeutet, dass sauerstoffreiches und sauerstoffarmes Blut sich teilweise mischen können. Krokodile sind hier eine Ausnahme: Sie besitzen ein fast vollständig getrenntes Herz mit einem speziellen Überbrückungssystem (Foramen Panizzae), das den Blutfluss unter Wasser reguliert.
Bewegung mit Solarenergie
Reptilien sind wechselwarm, auch poikilotherm genannt. Ihre Körpertemperatur hängt von der Umgebung ab. Deshalb sind sie oft in warmen, sonnigen Regionen zu finden.
Um aktiv zu sein, müssen sie ihre Körpertemperatur durch Sonnenbaden (Thermoregulation) erhöhen. Bei Überhitzung ziehen sie sich in Schattenbereiche zurück.
In kalten Regionen halten viele Reptilien eine Winterruhe, da sie bei niedrigen Temperaturen kaum fähig sind, sich zu bewegen oder zu jagen. Für diesen Zeitraum suchen sie geschützte Verstecke auf – Höhlen, Felsspalten oder den Wurzelbereich von Bäumen.
Artenvielfalt & Systematik der Reptilien
Die Reptilien gehören zu den faszinierendsten Tieren der Erde – ihre Artenvielfalt reicht von winzigen Echsen bis zu imposanten Krokodilen.
Die Zauneidechse ist ein häufiger Gast in Gärten und Hecken Europas. Männchen haben während der Paarungszeit eine grün leuchtende Kehle.
Die Smaragdeidechse besticht durch ihr intensiv grünes Schuppenkleid – besonders im Westen Europas anzutreffen.
Die Mauereidechse liebt warme Steinmauern und Weingärten – oft sieht man sie beim Sonnenbaden.
Die Äskulapnatter ist Europas längste Schlange. Sie ist harmlos für den Menschen und lebt oft in wärmeren Gebieten.
Krokodile gelten als exzellente Jäger und sind Meister der Tarnung – sie können blitzschnell zuschnappen.
Derzeit sind weltweit über 12.000 Reptilienarten bekannt. Sie gedeihen in unterschiedlichsten Lebensräumen: vom heißen Wüstensand bis zu tropischen Regenwäldern – und manche lassen sich sogar im Terrarium zu Hause züchten.
Traditionell werden die Reptilien in vier Hauptgruppen eingeteilt:
Schildkröten (Testudines) – Sie sind leicht an ihrem Panzer zu erkennen, der Rücken und Bauch schützt. Ob Landschildkröte oder Meeresschildkröte: Sie alle legen ihre Eier an Land ab.
Krokodile (Crocodylia) – Diese urtümlichen Tiere gelten als „lebende Fossilien“. Sie bewohnen Flüsse, Seen und Sumpfgebiete – auch in warmen Regionen wie Ägypten oder baden im Nil.

Schuppenkriechtiere (Squamata) – Die größte Gruppe! Sie umfasst Schlangen, Echsen und Doppelschleichen. Bekannte Arten sind die Äskulapnatter, die Zauneidechse oder die Mauereidechse.
Brückenechse (Sphenodon) – Diese seltene Art lebt nur noch in Neuseeland. Sie ist ein lebendes Fossil und gehört zu den am stärksten gefährdeten Reptilienarten der Welt.
Reptilien: Fortpflanzung & Entwicklung
Die Fortpflanzung ist eines der spannendsten Themen bei Reptilien. Fast alle Reptilienarten legen Eier – ein typisches Merkmal, das sie mit den Vögeln teilt. Einige wenige Arten sind jedoch lebendgebärend. Reptilien gelten also in der Biologie als Paradebeispiel für unterschiedliche Fortpflanzungsstrategien.
Eiablage & Schalenarten
Die meisten Reptilien legen ihre Eier an geschützten Orten ab – in selbstgegrabenen Erdlöchern, unter Laub oder in Komposthaufen.
Die Schale kann je nach Art sehr unterschiedlich sein: Viele Schlangen und Echsen legen Eier mit einer weichen, pergamentartigen Hülle ab. Dagegen besitzen die Eier von Krokodilen und Schildkröten eine harte Kalkschale, ähnlich wie bei Vögeln.
In der Systematik der Fortpflanzung unterscheidet man bei Reptilien drei Strategien:
Ovipar: Die Eier werden vollständig außerhalb des Körpers abgelegt, dort entwickeln sich die Embryonen. Typisch für die meisten Echsen, Schildkröten und Krokodile.
Vivipar: Die Tiere sind lebendgebärend – die Jungtiere entwickeln sich im Mutterleib und kommen lebend zur Welt. Ein Beispiel sind manche Skink-Arten.
Ovovivipar: Eine Mischform: Die Eier entwickeln sich im Mutterleib, schlüpfen aber kurz vor oder während der Geburt. Dies findet man etwa bei einigen Schlangenarten in westlichen Regionen.
Einige Reptilienarten – wie manche Schlangen und Echsen – legen keine Eier mehr ab, sondern behalten diese im Körper, bis die Jungen schlüpfen. Dies wird als ovovivipar bezeichnet.
Temperaturabhängige Geschlechtsentwicklung
Ein faszinierendes Phänomen ist die temperaturabhängige Geschlechtsentwicklung. Bei vielen Reptilienarten entscheidet nicht das Erbgut allein, sondern die Temperatur während der Bebrütung über das Geschlecht der Jungen. Bei Krokodilen schlüpfen bei Temperaturen unter 30 °C fast nur Weibchen, bei über 34 °C überwiegend Männchen. Ähnliche Muster gelten auch für manche Schildkröten.
Diese Eigenschaft macht Reptilien besonders anfällig für den Klimawandel: Steigt die Umgebungstemperatur zu stark an, kann das zu einer unausgeglichenen Geschlechterverteilung führen – und damit langfristig ganze Arten gefährden.
Wusstest du, dass auch Fische Wirbeltiere sind?
Reptilien & Evolution
Die Geschichte der Reptilien ist eine der spannendsten Erzählungen der Erdgeschichte. Ihre Ursprünge reichen bis ins Karbon, also rund 320 bis 350 Millionen Jahre zurück.
Damals spalteten sich die ersten Amnioten von ihren amphibischen Vorfahren ab – ein entscheidender Schritt: Durch das amniotische Ei konnten sich diese frühen Landwirbeltiere erstmals unabhängig von Gewässern fortpflanzen.
~350 Mio. Jahre (Karbon)
Erste Amnioten
Erste Amnioten – die Vorfahren aller Reptilien
~315 Mio. Jahre (Karbon)
Echte Reptilien
Erste echte Reptilien (z. B. Hylonomus)
~250 Mio. Jahre (Perm)
Aufspaltung
Aufspaltung in Synapsiden (Vorläufer der Säugetiere) und Diapsiden
~230 Mio. Jahre (Trias)
Dinosaurier
Erste Dinosaurier entwickeln sich aus Diapsiden
~150 Mio. Jahre (Jura)
Urvögel
Erste Urvögel wie Archaeopteryx
~66 Mio. Jahre (Kreide-Tertiär-Grenze)
Massensterben
Aussterben der Dinosaurier – Vögel und andere Reptilienarten überleben
Heute
Moderne Reptilien
Moderne Reptilien & Vögel als Nachfahren urzeitlicher Linien
Ursprünge im Karbon
Die frühesten echten Reptilien, wie Hylonomus, lebten in feuchten Wäldern des Oberkarbons. Mit robusten Schuppen und stabilen Eiern waren sie perfekt an das Leben an über Wasser angepasst. Diese evolutionäre Neuerung ermöglichte eine riesige Ausbreitung über die Kontinente.
Von Reptilien zu Vögeln & Säugetieren
Im Perm und Mesozoikum differenzierten sich die Reptilien stark: Einerseits entwickelten sich aus frühen Synapsiden die Linie, die zu den Säugetieren führte. Andererseits spalteten sich die Diapsiden ab – aus dieser Gruppe entstanden später Dinosaurier, Krokodile und letztlich auch die Vögel.
Besonders spannend: Nach heutigem Forschungsstand gelten Vögel als direkte Nachfahren kleiner theropoder Dinosaurier. Ihre Federn, Knochenstruktur und sogar Brutverhalten sind ein Erbe dieser urzeitlichen Verwandten.
Dinosaurier als berühmteste „Reptilien“
Die Dinosaurier waren während des Mesozoikums – dem sogenannten „Zeitalter der Reptilien“ – die dominierenden Lebewesen der Erde. Sie bevölkerten alle Kontinente, waren in Größe, Form und Lebensweise unglaublich vielfältig.
Jahren starben die Dinosaurier aus.
Nach dem großen Massenaussterben vor etwa 66 Millionen Jahren verschwanden die nicht-fliegenden Dinosaurier – nur die Linie der Vögel und andere Reptilienarten (wie Krokodile und Schildkröten) überlebten.