„Bella gerant alii, tu felix Austria nube." ("Kriege führen mögen andere - du, glückliches Österreich, heirate.") - Matthias Corvinus
Wer kennt das nicht: Man lernt jemanden aus einem anderen Land im Urlaub kennen und sobald zur Sprache kommt, dass man aus Österreich kommt, heißt es gleich: "Ah, kangaroos!" Das wäre wohl vor ca. einem Jahrhundert noch anders gewesen. Denn Österreich war nicht immer so ein kleines und unscheinbares Land wie es heute der Fall ist. Die damalige Monarchie Österreich-Ungarn, die von 1867 bis 1918 existierte, war nämlich der zweitgrößte Staat Europas.
Die österreichisch-ungarische Monarchie ist übrigens nur ein kurzer Abschnitt in der Geschichte der Habsburgermonarchie. Die Herrschaft der Habsburger reicht bis ins Mittelalter zurück. Wenn du dich näher damit befassen möchtest, kannst du hier einen Überblick über die Habsburgermonarchie erhalten. In diesem Beitrag möchten wir uns auf das Österreich um 1900 konzentrieren und dir einen Einblick in die damalige Situation der Donaumonarchie geben.
Doch um genau zu sein: Der Begriff Österreich wurde eher umgangssprachlich verwendet und war erst gegen Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie, und zwar seit dem Jahr 1915, die offizielle Bezeichnung für das österreichische Kaisertum. Davor war die Bezeichnung "die im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder" gebräuchlich, oder auch "Cisleithanien".
So lange ist das also noch gar nicht her, und doch ist Österreich innerhalb dieser Zeit durch viele Veränderungen gegangen - und leider bestanden diese nicht nur aus Hochzeiten. Auch in diesem Beitrag zeigt sich bereits an, dass Österreichs Vergangenheit keineswegs nur aus Hochzeiten besteht, sondern leider auch aus Kriegen. Auf diese gehen wir in anderen Beiträgen unserer Serie zur historischen Entwicklung Österreichs genauer ein, zum Beispiel in dem Artikel zum 2. Weltkrieg.
Die Donaumonarchie Österreich-Ungarn ist auch als k.u.k. Monarchie bekannt. K.u.k steht für kaiserlich und königlich und rührt daher, dass der damalige Kaiser von Österreich zugleich der König Ungarns war. Beide Länder wurden bis zum Jahr 1916 von Kaiser (bzw. König) Franz Josef I. regiert. Jedoch erstreckte sich die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn auch auf andere Länder. Welche das sind, erfährst du im Folgenden.
Die Monarchie Österreich-Ungarn: Ein Vielvölkerstaat
Die Doppelmonarchie Österreich-Ungarns setzt sich - wie der Name schon sagt - aus zwei Gebieten zusammen: Dem Kaisertum Österreich und dem Königreich Ungarn, welche jedoch geographisch nicht gleichzusetzen sind mit den heutigen österreichischen und ungarischen Gebieten. Zur Veranschaulichung eine Österreich-Ungarn Karte aus dem Jahr 1899:

Die österreichisch-ungarische Monarchie umfasste die folgenden heutigen Staaten:
Österreich, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, sowie Teile Italiens, Rumäniens, Serbiens, Montenegros, Polens und der Ukraine
Wobei das österreichische Gebiet selbst (Cisleithanien = die Länder diesseits des Flusses Leitha) aus 15 verschiedenen Ländern bestand - auch als die im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder bezeichnet: Die Königreiche Böhmen und Dalmatien, das Königreich Galizien und Lodomerien, das Erzherzogtum Österreich unter der Enns (mit Wien als Hauptstadt), das Erzherzogtum Österreich ob der Enns (mit Linz als Hauptstadt), das Herzogtum Kärnten, das Herzogtum Salzburg, das Herzogtum Steiermark, die gefürstete Grafschaft Tirol, Voralberg, das Herzogtum Bukowina, das Herzogtum Krain, das Herzogtum Ober- und Niederschlesien, die Markgrafschaft Mähren und das Küstenland (Hauptstadt Triest)
Das ungarische Gebiet (Transleithanien = die Länder jenseits des Flusses Leitha) verfügte über 3 verschiedene Regionen, die als die Länder der heiligen ungarischen Krone (Stephanskrone) bezeichnet wurden: Das Königreich Ungarn, das Königreich Kroatien und Slawonien und das Gebiet Fiume.
Bosnien und Herzegowina, das erst im Jahr 1908 offiziell an die Doppelmonarchie angeschlossen wurde, gehörte nicht einer der beiden Reichshälften an, sondern wurde von der österreichischen und der ungarischen gemeinsam verwaltet.
In der Donaumonarchie kam es immer wieder zu Aufständen und Konflikten mit den verschiedenen Völkern, die sich von der österreichischen Herrschaft in ihrem eigenen, unabhängigen Stellenwert unterdrückt vorfanden.
Unabhängigkeitsbestrebungen bestanden auch seitens Ungarns, die aufgrund der Gleichstellung durch die Begründung der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn besänftigt werden sollten. Dies verstärkte jedoch wiederum den Unmut der anderen Völker, die ebenso wie Ungarn gleichgestellt werden wollten, und auch der Konflikt zwischen Österreich und Ungarn blieb weiterhin bestehen.
Ungarn handelte von da an teilweise autonom und hatte beispielsweise auch ein eigenes Parlament, die außenpolitischen, militärischen und wirtschaftlichen Angelegenheiten wurden jedoch gemeinsam verwaltet. Auch wenn Franz Josef I. König von Ungarn war, war sein Einfluss auf die ungarische Politik begrenzt. Ungarn strebte die vollständige Autonomie von Österreich an, während die anderen Völker in dieser Hinsicht vernachlässigt wurden.

In der Reichshälfte Österreichs waren alle Völker zumindest offiziell gleichberechtigt und zum Beispiel auch im Reichsrat (dem österreichischen Parlament) vertreten. Auch Schulunterricht in der Muttersprache war möglich, für höhere Schulen musste dies jedoch erst erkämpft werden. In Ungarn wurden die anderen Völker stark unterdrückt, was sich mitunter in den Unterschieden im Wahlrecht zeigte.
Die Lage in der Donaumonarchie war also sehr spannungsgeladen, was nicht ohne Ereignisse blieb. Im Folgenden möchten wir dir einen Überblick über einige wichtige Geschehnisse dieser Zeit liefern und uns ansehen, wie es überhaupt zur Doppelmonarchie kam.
Entstehung der österreichisch-ungarischen Monarchie
Bevor wir auf die Geschehnisse in der Zeit der Monarchie Österreich-Ungarn eingehen, möchten wir erst einmal näher betrachten, wie es überhaupt zur Begründung der k.u.k. Monarchie kam. Wie bereits erwähnt wurde, war eine der Intentionen Österreichs dabei, die Unabhängigkeitsbestrebungen Ungarns einzudämmen. Gleichzeitig sah das Kaisertum Österreich darin eine Möglichkeit, sich selbst zu stärken, nachdem es in der Schlacht bei Königgrätz eine Niederlage gegen die Preußen erlebt hatte, die zur Folge hatte, dass Österreich von Deutschland getrennt wurde. Der Vielvölkerstaat war damit geschwächt und drohte zu zerbrechen, ein Ausgleich mit Ungarn sollte dem entgegenwirken.
In Ungarn selbst waren die Meinungen über einen möglichen Ausgleich geteilt - die Revolutionäre wollten eine vollständige Unabhängigkeit von Österreich, die Gruppe der Liberalen zog den Kompromiss aus strategischen Gründen (um nicht in Isolation zu geraten) vor. Letztlich kam es im Jahr 1867 zur Krönung von Franz Josef I. und seiner Gattin Elisabeth (auch als Sissi bekannt).

Vielleicht fragst du dich, wie es dazu kam, dass das heutige Österreich der 2. Republik kaum mit dem damaligen zu vergleichen ist - sowohl was die Form der Regierung als auch die Ländergrenzen betrifft. Welche Entwicklungen dazu geführt haben, erfährst du in den nächsten Abschnitten dieses Beitrags und in den folgenden Beiträgen unserer Österreich-Serie. Für einen Überblick über die österreichische Vergangenheit kannst du auch unseren Beitrag Geschichte Österreichs seit ca. 1900 lesen.
Die Entwicklung Österreich-Ungarns
Soweit also zur groben Entwicklung hin zur Doppelmonarchie. Doch wie ging es weiter? Befand sich doch der Vielvölkerstaat in einem eher labilen Gleichgewicht... Und auch das Verhältnis der anderen europäischen Großmächte war untereinander von diversen Konflikten geprägt. Die Monarchie befand sich in stetiger Auflösung, die schließlich mit Beginn der 1. Republik vollzogen war.
Hier eine Übersicht über einige wichtige Ereignisse um 1900:
1898: Elisabeth von Österreich-Ungarn stirbt durch ein Attentat von einem Anarchisten.
1905: Nach den Parlamentswahlen in Ungarn regierte die Unabhängigkeitspartei ohne parlamentarische Mehrheit und forderte die Trennung der österreich-ungarischen Armee (Ungarische Krise). Franz Josef I. rief Neuwahlen aus, um das Ende der Donaumonarchie zu verhindern.
1907: Einführung des allgemeinen und gleichen Männerwahlrechts in Österreich. Die Gewichtung der Wahlstimmen war bis dahin an bestimmte Voraussetzungen geknüpft.
1908: Das seit 1878 zusammen mit dem Gebiet Sandschak Novi Pazar besetzte Bosnien und Herzegowina wurde offiziell an Österreich-Ungarn angeschlossen, was zur Bosnischen Krise führte. Es kam zu Protesten - unter anderem seitens der Osmanen, schließlich war Bosnien und Herzegowina bis dahin noch Teil des osmanischen Reichs gewesen. Weiters kam es auch zu Konflikten zwischen der k.u.k Monarchie und Russland sowie dem Königreich Serbien. Zudem konnte zwischen Österreich und Ungarn keine Einigung darüber erzielt werden, von welcher Reichshälfte Bosnien und Herzegowina verwaltet werden sollte. So entschied man sich letztlich für die gemeinsame Verwaltung.
1909: Einigung mit dem osmanischen Reich durch den Verzicht auf die Ansprüche auf Sandschak Novi Pazar und durch Geldzahlungen als Entschädigung.
1914: Der Thronfolger Kaiser Franz Josefs, Franz Ferdinand, und seine Frau Sophie besuchen Sarajevo, die Hauptstadt Bosniens, und werden dort von einem serbischen Nationalisten erschossen. Das Attentat von Sarajevo führt zur sogenannten Julikrise und bahnt den Weg in einen Krieg.

Die Julikrise
Das Attentat von Sarajewo war eine weitere Kette von Ereignissen, die die Spannungsverhältnisse in Europa nochmals verschärfte. Nicht nur die Interessen des Kaisertums Österreich waren durch den Verlust des Thronfolgers Franz Ferdinand angegriffen worden, auch die anderen europäischen Staaten blieben von den Geschehnissen nicht unberührt. Zwei Blöcke hatten sich herausgebildet und schon vor dem Attentat war ein Wettrüsten zu beobachten gewesen. So standen sich schließlich die Triple-Entente mit Frankreich, Großbritannien und Russland und der Dreibund mit Österreich-Ungarn, dem deutschen Reich und Italien gegenüber.
Die Julikrise ist der Zeitraum nach dem Attentat von Sarajewo, der weitere Entwicklungen befestigte, die schließlich in einem Weltkrieg mündeten. Anfangs fürchtete Österreich-Ungarn, durch die Übermacht Russlands in einem Krieg zu unterliegen. Doch als das deutsche Reich der österreichischen Monarchie seine Unterstützung in einem Krieg zusicherte ("Blankoscheck"), stellte Österreich Serbien ein Ultimatum. Die Forderungen waren für Serbien nicht annehmbar, woraufhin Österreich Serbien den Krieg erklärte. Diesem Abschnitt der Geschichte widmen wir uns in unserem Beitrag zum 1. Weltkrieg ausführlicher.
Wir hoffen, dass dir unser Artikel weiterhelfen konnte und du einen Einblick in die Zeit der Monarchie gewinnen konntest. Du findest auf Superprof übrigens nicht nur viele weitere interessante Beiträge, sondern kannst auch direkt von einer unserer Privatlehrkräfte lernen. Sieh dich gerne auf unserer Plattform um und finde deine persönliche Lernbegleitung für Geschichte. :)