Fische zählen zu den ältesten und gleichzeitig artenreichsten Wirbeltieren der Erde. Schon vor 480 Millionen Jahren bevölkerten sie die Ozeane – lange bevor die ersten Amphibien oder Reptilien das Land eroberten. Heute schwimmen über 34.000 bekannte Fischarten durch Flüsse, Seen und Meere – von winzigen Zwerggrundeln bis zum gewaltigen Walhai.
Doch was macht Fische eigentlich zu Wirbeltieren? Welche Merkmale haben sie entwickelt, um perfekt an das Leben unter Wasser angepasst zu sein? Bei uns lernst du alles Wichtige über den Körperbau, die Atmung, die Fortpflanzung und die spannende Artenvielfalt dieser faszinierenden Tiergruppe.
Allgemeine Merkmale der Fische
Fische sind echte Anpassungskünstler: Ihre Körperform, ihre Sinnesorgane und ihre Atmung sind perfekt auf das Leben im Wasser zugeschnitten. In diesem Kapitel lernst du die wichtigsten Merkmale kennen, die Fische zu Meistern der Unterwasserwelt machen.
Für einen guten Überblick haben wir dir die wichtigsten Merkmale auch hier zusammengefasst:
Merkmal | Beschreibung |
---|---|
Wirbelsäule | Fische sind Wirbeltiere mit Wirbelsäule |
Skelett | Skelett aus Knochen oder Knorpel |
Kiemen | Kiemen für Atmung im Wasser |
Flossen | Flossen zur Fortbewegung und Steuerung |
Schuppen | Schuppen als Schutz |
Schleimhaut | Schleimhaut reduziert Reibung |
Schwimmblase | Schwimmblase reguliert Auftrieb |
Seitenlinienorgan | Seitenlinienorgan spürt Strömungen |
Barteln | Barteln zum Tasten und Schmecken |
Fortpflanzung | Meist äußere Befruchtung, Eier im Wasser |
Temperatur | Wechselwarm, Temperatur angepasst an Umgebung |
Lebensraum | Wasserlebewesen, Süß- und Salzwasser |
Bei uns lernst du auch alles über andere Wirbeltierarten wie die Reptilien.
Körperbau & Schuppen
Die meisten Fischarten haben einen stromlinienförmigen Körper, der sie zu schnellen und wendigen Schwimmern macht. Diese Form verringert den Wasserwiderstand und spart Energie beim Schwimmen.
Ein weiteres Merkmal sind die Schuppen, die wie kleine Dachziegel übereinander liegen. Sie schützen den Körper vor Verletzungen, Parasiten und Bakterien. Unter den Schuppen befinden sich Schleimdrüsen, die eine glitschige Schicht bilden. Diese Schleimschicht reduziert den Widerstand im Wasser zusätzlich und erschwert es Krankheitserregern, in die Haut einzudringen.

Je nach Art können Schuppen unterschiedlich aussehen: Bei Knochenfischen sind sie meist glatt und flexibel, während Knorpelfische wie Haie winzige Hautzähnchen (Placoidschuppen) haben, die ihre Haut rau machen und wie eine feine Rüstung wirken.
So bewegen sich Fische fort
Fische bewegen sich mit Flossen fort, die je nach Art und Funktion unterschiedlich ausgebildet sind. Die wichtigste Flosse ist die Schwanzflosse (Kaudale Flosse) – sie liefert den Antrieb nach vorne.
Fische haben jedoch noch einige andere Flossen:
- Brustflossen & Bauchflossen: Steuern und bremsen die Richtung.
- Rückenflosse & Afterflosse: Stabilisieren den Körper beim Schwimmen.
- Fettflosse: Kommt bei manchen Arten wie Lachsen oder Forellen vor, ihre genaue Funktion ist noch nicht vollständig geklärt.
Dank dieser Flossen können Fische präzise manövrieren, blitzschnell abdrehen oder ruhig im Wasser „stehen“ bleiben.
Können Fische atmen?
Anstelle von Lungen besitzen Fische Kiemen, die ihnen das Atmen unter Wasser ermöglichen. Die Kiemen liegen paarweise links und rechts hinter dem Kopf, geschützt unter den Kiemendeckeln.
Die Funktionsweise:
Fische nehmen Wasser durch ihr Maul auf und pressen es über die Kiemenbögen. An den feinen, stark durchbluteten Kiemenblättchen wird der im Wasser gelöste Sauerstoff ins Blut aufgenommen, während Kohlendioxid an das Wasser abgegeben wird. Dieser Gasaustausch ist sehr effizient – auch in sauerstoffarmen Gewässern können Fische so überleben.
Seitenlinienorgan & Sinnesorgane
Fische verfügen über erstaunliche Sinnesorgane, um sich auch in trübem Wasser zu orientieren. Ein wichtiges Merkmal ist das Seitenlinienorgan: eine Linie winziger Sinneszellen entlang beider Körperseiten, die Druckunterschiede und Strömungen wahrnimmt. So spüren Fische Hindernisse, Beute oder andere Fische, selbst bei Dunkelheit.
Zusätzlich haben viele Fische einen sehr guten Geruchssinn, mit dem sie Futter oder Artgenossen auf große Entfernung wahrnehmen können. Manche Arten, wie Karpfen oder Welse, besitzen Barteln – das sind fadenförmige Tastrezeptoren am Maul. Sie helfen beim Suchen und Erkennen von Nahrung am Gewässergrund.

Eine besondere Fähigkeit besitzen Haie: Mit ihren sogenannten Lorenzinischen Ampullen können sie elektrische Felder im Wasser wahrnehmen.
Diese feinen Sinnesorgane an der Schnauze machen es möglich, selbst die winzigen elektrischen Impulse schlagender Fischherzen aufzuspüren – perfekt für die Jagd, auch bei völliger Dunkelheit. Dafür sind Haie aber ziemlich kurzsichhtig.
Schwimmblase: Darum "schweben" Fische im Wasser
Viele Knochenfische haben eine Schwimmblase – ein gasgefülltes Organ, das wie ein innerer „Ballon“ wirkt. Mit ihrer Hilfe regulieren Fische ihren Auftrieb: Wird die Blase mit Gas gefüllt, steigt der Fisch auf; entweicht Gas, sinkt er ab.
Dadurch können Fische in unterschiedlichen Wassertiefen „schweben“, ohne dauernd mit den Flossen paddeln zu müssen. Die meisten Taucher träumen von so einer integrierten Schwimmblase. Knorpelfische wie Haie besitzen keine Schwimmblase – sie müssen ständig in Bewegung bleiben, um nicht abzusinken.
Fische: Klassen & Artenvielfalt
Fische sind die älteste und artenreichste Klasse der Wirbeltiere – sie existieren schon seit knapp 500 Millionen Jahren. Heute gehören über 34.000 bekannte Arten zu dieser Gruppe. Damit sind Fische die größte der fünf Wirbeltierklassen, zu denen auch Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere zählen.
Innerhalb der Fische unterscheidet man vor allem zwei große Gruppen: die Knorpelfische und die Knochenfische.
Merkmal | Knorpelfische | Knochenfische |
---|---|---|
Skelett | Aus Knorpel | Aus Knochen |
Schuppen | Plakoidschuppen | Knochen- oder Rundschuppen |
Schwimmblase | Nicht vorhanden | Vorhanden |
Kiemenspalten | Mehrere sichtbare Kiemenspalten | Mit Kiemendeckel geschützt |
Beispiele | Haie, Rochen | Lachs, Karpfen, Forelle |
Fortpflanzung | Innere Befruchtung, wenige große Eier | Meist äußere Befruchtung, viele kleine Eier |
Mundstellung | Unterständig (meist) | Endständig |
Knorpelfische
Zu den Knorpelfischen zählen Arten wie Haie, Rochen und Seekatzen. Sie besitzen kein knöchernes Skelett, sondern eines aus flexiblem Knorpel – ähnlich wie unsere Ohrmuschel.
Knorpelfische haben oft raue Haut mit winzigen Schuppen und bringen meist lebende Jungtiere zur Welt, anstatt Eier zu legen, wie es viele Knochenfische tun. Auch ihre Kiemen sind nicht durch einen Deckel geschützt, sondern liegen frei.
Knochenfische
Ca. 96 % der Fischarten sind Knochenfische – dazu zählen zum Beispiel Forellen, Thunfische oder Barsche. Ihr Skelett besteht aus festem Knochen, was ihnen mehr Stabilität gibt.
Typisch für Knochenfische ist die Schwimmblase, mit der sie im Wasser den Auftrieb regulieren können. Anders als viele Knorpelfische legen Knochenfische Eier, aus denen die Jungfische nach einiger Zeit schlüpfen.
Fortpflanzung und Entwicklung von Fischen
Fische zählen zu den artenreichsten Wirbeltieren und haben erstaunliche Strategien entwickelt, um ihren Laich im Wasser erfolgreich auszubrüten. Die Fortpflanzung läuft dabei meist ganz anders ab als bei Säugetieren, Vögeln, Reptilien oder Amphibien: Viele Fische setzen auf die äußere Befruchtung – ein typisches Merkmal dieser Klasse.
Laichen & äußere Befruchtung
Beim Laichen legt das Weibchen oft hunderte oder sogar tausende Eier ins Wasser. Fast gleichzeitig gibt das Männchen seine Samenzellen frei, sodass die Eier im Wasser befruchtet werden. Diese äußere Befruchtung ist bei Knochenfischen üblich.
Ovipar: Eierlegend – Die Tiere laichen ins Wasser oder an geschützte Stellen, aus denen die Jungen später schlüpfen. Typisch für Knochenfische.
Vivipar: Lebendgebärend – Die Jungen entwickeln sich direkt im Mutterleib und werden vollständig entwickelt geboren. Ein Beispiel dafür sind einige Haiarten.
Ovovivipar: Mischung aus beidem – Die Eier entwickeln sich im Mutterleib, schlüpfen aber erst kurz vor oder während der Geburt. Diese Methode nutzen manche Rochen und Haie.
Allerdings gibt es auch andere Strategien: Manche Fische sind ovipar (eierlegend) wie die meisten Knochenfische, andere vivipar (lebendgebärend) wie einige Haie, und wiederum andere ovovivipar – bei diesen entwickelt sich der Nachwuchs im Mutterleib, schlüpft aber kurz vor oder während der Geburt, wie bei manchen Rochen. So meistert jede Gruppe ihre Fortpflanzung angepasst an ihre Umweltbedingungen.
Entwicklung vom Ei zum Jungfisch

Nach der Befruchtung entwickeln sich die Fischlarven im Ei. Viele Arten schaffen sichere Laichplätze, um die empfindlichen Eier zu schützen. Die Larven ernähren sich im Ei über einen Dottersack.
Nach dem Schlüpfen bleibt der Dottersack noch eine Weile sichtbar und versorgt den jungen Fisch mit Nährstoffen, bis er selbstständig Nahrung suchen kann.
Mit der Zeit entwickeln sich Kiemen, Flossen und Schuppen, bis der Jungfisch bereit ist, sich eigenständig im Wasser zu behaupten – ein faszinierender Abschnitt in der Evolution dieser Wirbeltiere, der sie seit Millionen Jahren erfolgreich bestehen lässt.
Jahren entstanden die ersten Fische
Obwohl die meisten Fische keine Brutpflege betreiben und ihren Nachwuchs nach dem Laichen sich selbst überlassen, gibt es Ausnahmen: Manche Fische bewachen ihr Gelege oder tragen die Eier sogar im Maul, wie der bekannte Maulbrüter.
In solchen Fällen kümmern sich die Elterntiere um Schutz und optimale Bedingungen für die Entwicklung des Nachwuchses – ein Verhalten, das im Vergleich zu Vögeln, Säugetieren oder Amphibien jedoch eher selten ist.
Entwicklung der Fische in der Evolution
Fische zählen zu den ältesten Wirbeltieren der Erde. Die ersten Fische entwickelten sich im Wasser und waren kieferlos – ein gutes Beispiel dafür sind die heute noch lebenden Rundmäuler. Im Laufe der Zeit entstanden zwei Hauptlinien: die Knorpelfische (wie Haie und Rochen) und die Knochenfische, zu denen die meisten bekannten Fischarten gehören.
Die Entwicklung der Fische ist ein Schlüssel zur Entstehung vieler anderer Wirbeltierklassen. Aus bestimmten Ur-Fischen mit kräftigen Flossen, den sogenannten Fleischflossern, gingen die ersten Amphibien hervor.
Vor ca. 500 Mio. Jahren
Erste Fische
Erste Wirbeltiere entstehen im Wasser – urtümliche kieferlose Fische (z. B. Ostracodermi).
Vor ca. 440 Mio. Jahren
Entwicklung der Kiefer
Entwicklung der Kiefer: Die ersten Kiefermäuler (Placodermi, Urhaie) tauchen auf.
Vor ca. 400 Mio. Jahren
Zwei Gruppen
Knorpelfische (Haie, Rochen) und Knochenfische spalten sich in zwei Hauptgruppen auf.
Vor ca. 370 Mio. Jahren
Amphibien
Fleischflosser entwickeln stabile Flossen – erste Landwirbeltiere (Ur-Amphibien) entstehen daraus.
Vor ca. 300 Mio. Jahren
Artenvielfalt
Fische zeigen enorme Artenvielfalt; viele Anpassungen an verschiedene Gewässer.
Heute
Größte Wirbeltiergruppe
Über 34.000 Arten von Knochen- und Knorpelfischen weltweit bekannt; moderne Fische sind perfekt an ihren Lebensraum angepasst und bilden die größte Wirbeltiergruppe.
Diese Tiere wagten den Schritt an Land und bildeten den Ursprung für Reptilien, Vögel und schließlich die Säugetiere. Deshalb gehören Fische zu den Pionieren im Tierreich, die das Leben an Land möglich gemacht haben.

Heute zeigen Fossilien wie der Quastenflosser, wie nah manche Fische bereits an Landwirbeltiere angepasst waren. Ihre knöchernen Flossen ähnelten den Gliedmaßen, die später bei Amphibien und Reptilien ausgebildet wurden. So kann man sagen: Ohne die Entwicklung der Fische gäbe es viele Tiere, die heute an Land oder sogar in der Luft leben, nicht.
Interessant ist auch, wie vielfältig die Fische geblieben sind. Manche Arten, wie Haie, haben sich seit Jahrmillionen kaum verändert und meistern ihr Leben perfekt. Andere Gruppen, etwa viele Knochenfische, haben sich immer weiter spezialisiert und neue Lebensräume erobert – vom Korallenriff bis in die Tiefsee.
Die Systematik der Fische zeigt also nicht nur, wie unterschiedlich sie gebaut sind, sondern auch, wie sie als Klasse die Grundlage für die fünf Wirbeltierklassen bilden.