Stundenlang durch eiskaltes Wasser schwimmen, dem Schlaf und der Erschöpfung trotzen – Extremschwimmen ist eine der härtesten Ausdauersportarten der Welt. Wer sich dieser Herausforderung stellt, schwimmt nicht nur gegen Strömungen, sondern auch gegen innere Grenzen. Die Distanzen, die einige Athlet*innen dabei zurücklegen, klingen fast unmenschlich: Ross Edgley schwimmt 510 Kilometer – am Stück! Doch zählt dieser Rekord? Interessierte, die sich auf solch extreme Herausforderungen vorbereiten möchten, könnten von einem qualifizierten Schwimmunterricht profitieren.
Name | Distanz (km) | Zeit | Ort/Gewässer | Jahr | Regelwerk | Von WOWSA anerkannt |
---|---|---|---|---|---|---|
Ross Edgley | 510 | 62 Std. | Yukon River, Kanada | 2024 | Guinness (mit Neoprenanzug) | Nein |
Martin Strel | 504.5 | 84 Std. 10 Min. | Donau, Österreich–Ungarn | 2001 | Guinness (mit Neoprenanzug) | Nein |
Pablo Fernández | 250 | 26 Std. 36 Min. | Florida Coast, USA | 2021 | WOWSA (unassisted) | Ja |
Ricardo Hoffmann | 481.5 | 84 Std. 37 Min. | Paraná River, Argentinien | 1981 | WOWSA (unassisted) | Ja |
Matthieu Bonne | 131 | 60 Std. 55 Min. | Golf von Korinth, Griechenland | 2023 | WOWSA (unassisted) | Ja |
Diana Nyad | 177 | 53 Std. | Kuba–Key West, USA | 2013 | WOWSA (unassisted) | Ja |
Doch was gilt überhaupt als offizieller Rekord? Und wie unterscheiden sich Fluss- und Meeresschwimmen? Während manche Rekorde für das Guinness-Buch zählen, werden sie in der Open-Water-Community gar nicht anerkannt. Der Grund: Unterschiedliche Regelwerke und Bedingungen, etwa das Tragen eines Neoprenanzugs oder die Nutzung der Strömung.
Was ist Extremschwimmen?
Extremschwimmen ist eine besonders anspruchsvolle Form des Freiwasserschwimmens. Anders als beim klassischen Schwimmsport im Becken geht es hier nicht um festgelegte Distanzen oder Wettkampfzeiten – sondern um extreme Leistungen im offenen Wasser: viele Stunden, ununterbrochene Kilometer und oft unter härtesten Bedingungen. Die Disziplin ist weniger ein offizieller Wettkampf, sondern vielmehr ein Ausdauertest für Körper und Geist.
Dabei spielt es keine Rolle, ob im Fluss, See oder Meer geschwommen wird – wichtig ist die Distanz, die der Schwimmer oder die Schwimmerin ohne Pause und ohne externe Hilfe (unassisted) zurücklegt. Ein gezielter Schwimmunterricht kann hierbei hilfreich sein. Viele Rekorde werden heute im offenen Wasser erzielt und später als Guinness-Weltrekord oder von der World Open Water Swimming Association (WOWSA) anerkannt.
Die aktuell längste ununterbrochen geschwommene Strecke beträgt über 500 Kilometer – aufgestellt 2024 von Ross Edgley im Yukon River. Doch auch Schwimmer wie Martin Strel, Pablo Fernández oder Diana Nyad haben mit beeindruckenden Leistungen Geschichte geschrieben.
❄️ Kälte
Viele Strecken führen durch unter 10 °C kaltes Wasser – ohne Neoprenanzug lebensgefährlich.
⏱️ Dauer
Bis zu 60 Stunden nonstop im Wasser – Schlaf, Pause und Landkontakt sind tabu.
🌊 Strömung & Wetter
Starke Strömungen, Wellen und Regen fordern volle Kontrolle und gute Orientierung.
🥤 Verpflegung
Energiezufuhr erfolgt direkt im Wasser – schnell, effizient und ohne Hilfe von außen.
🧠 Kopf entscheidet
Mentale Stärke ist entscheidend: Gegen Müdigkeit, Schmerzen und Monotonie hilft nur Erfahrung und eiserner Wille.
Diese Form des Schwimmens ist nichts für Anfänger – und doch begeistert sie immer mehr Athlet*innen weltweit. Die Rekorde zeigen, was mit Disziplin, Training und Vorbereitung möglich ist – selbst über Distanzen von mehreren hundert Kilometern.
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Die längsten geschwommenen Strecken – Überblick über Extremschwimm-Rekorde
Wer die längste Strecke im offenen Wasser schwimmen will, braucht mehr als nur Ausdauer: Temperaturen unter 10 °C, tagelange Belastung, Wind, Quellen, Wellen und die ständige Gefahr der Erschöpfung stellen den Körper wie auch den Geist auf eine extreme Probe. Weltweit wagen sich nur wenige Athlet*innen an solche Ultra-Distanzen – oft mit beeindruckendem, aber nicht immer offiziell anerkanntem Ergebnis.
Denn je nach Regelwerk – etwa dem von Guinness World Records oder der World Open Water Swimming Association (WOWSA) – gelten unterschiedliche Kriterien für das, was als offizieller Rekord durchgeht.
Aber egal nach welchem Regelwerk, diese Schwimmer und Schwimmerinnen sind echte Macher*innen und haben im Extremschwimmen Geschichte geschrieben:
Ross Edgley – 510 km im Yukon River (2024)
Ross Edgley schwamm im Juni 2024 beeindruckende 510 km in 62 Stunden non-stop im Yukon River, Kanada. Die Schwimmleistung wurde von Guinness World Records anerkannt, jedoch nicht von WOWSA, da Edgley einen Neoprenanzug trug.
Martin Strel – 504,5 km in der Donau (2001)
Der slowenische Schwimmer Martin Strel stellte 2001 einen Rekord auf, indem er in 84 Stunden 504,5 km in der Donau schwamm. Obwohl Guinness World Records diese Leistung anerkannte, wurde sie von WOWSA nicht akzeptiert, da Strel einen Neoprenanzug trug und Pausen einlegte.
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Pablo Fernández – 250 km entlang der Florida-Küste (2021)
Pablo Fernández schwamm 2021 250 km entlang der Küste Floridas ohne Hilfsmittel. Dafür brauchte er 26 Stunden und 38 Minuten. Diese Leistung wurde sowohl von Guinness World Records als auch von WOWSA anerkannt.
Ricardo Hoffmann – 481,5 km im Paraná River (1981)
Der Argentinier Ricardo Hoffmann schwamm 1981 481,5 km im Paraná River. Diese ununterbrochene Schwimmleistung, die über 84 Stunden gedauert hat wurde von WOWSA anerkannt. Damit ist Ricardo Hoffmann der aktuelle Weltrekordhalter im extremen Freiwasserschwimmen nach WOWSA.
Matthieu Bonne – 131 km im Golf von Korinth (2023)
Matthieu Bonne stellte 2023 einen Rekord auf, indem er 131 km im Golf von Korinth schwamm. Dafür brauchte er knapp 61 Stunden. Diese Leistung wurde von WOWSA anerkannt.
Diana Nyad – 177 km von Kuba nach Key West (2013)
Diana Nyad schwamm 2013 in knapp 53 Stunden von Kuba nach Key West. Obwohl Guinness World Records diese Leistung zunächst anerkannte, wurde sie später aufgrund von Unstimmigkeiten in der Dokumentation und Regelverstößen aberkannt.
Die einen wollen extrem lange schwimmen, die anderen wollen ihre Zeiten extrem kurz halten. Erfahre bei uns auch mehr über die Sprinter im Schwimmsport. Wer ist wohl der schnellste oder die schnellste unter ihnen?
Wer erkennt was an? – Guinness vs. WOWSA
Nicht jeder Weltrekord ist gleich ein offizieller Weltrekord – zumindest nicht im Open-Water-Schwimmen. Die entscheidende Frage lautet: Wer erkennt welche Leistung an – und unter welchen Bedingungen? Zwei Institutionen prägen hier die Szene besonders stark: Guinness World Records und die World Open Water Swimming Association (WOWSA).
Kriterien von Guinness World Records
Das Guinness-Buch der Rekorde richtet sich an ein breites Publikum – die Rekorde müssen spektakulär, gut dokumentiert und nachvollziehbar sein. Beim Schwimmen gelten unter anderem folgende Voraussetzungen:
- Die Distanz muss exakt gemessen und lückenlos dokumentiert sein.
- Es darf Unterstützung an Land geben (z. B. medizinische Checks, Interviews, Medienbegleitung).
- Neoprenanzüge, Paddelboote und sogar kurze Stopps am Ufer sind erlaubt – solange der Schwimmer selbstständig schwimmt.
- Die Schwimmleistung muss ununterbrochen erfolgen, jedoch nicht notwendigerweise „unassisted“ im engeren Sinne.
Guinness zielt dabei auf die Anerkennung besonders langer Distanzen oder außergewöhnlicher Leistungen, etwa durch Flüsse, Meere oder extrem kalte Gewässer.
🍽️ Ernährung während des Schwimmens:
Extremschwimmer nehmen ihre Nahrung im Wasser zu sich. Sie lassen sich von einem Begleitboot regelmäßig mit kleinen Portionen versorgen – meist alle 30 bis 45 Minuten.
Typische Verpflegung:
Energie-Gels
Bananenstücke oder Fruchtpüree in Beuteln
Isotonische Getränke, Brühe oder Tee in Trinkflaschen
Kohlenhydratshakes oder flüssige Mahlzeiten
Diese werden an einer Leine oder mit langen Löffeln ans Wasser gereicht – ohne Körperkontakt, um die Regeln der „unassisted swims“ nicht zu verletzen.
😴 Schlaf? Fehlanzeige!
Bei Nonstop-Rekordversuchen ist Schlafen tabu. Die Schwimmer sind bis zu 80 Stunden wach – sie trainieren gezielt, um mit Mikroschlaf und Müdigkeit umzugehen.
Kriterien der WOWSA (World Open Water Swimming Association)
Die WOWSA ist deutlich strenger – ihre Regeln orientieren sich am traditionellen „Channel Swimming“, etwa beim Durchschwimmen des Ärmelkanals. Die wichtigsten Regeln für eine anerkannte Leistung sind:
- Kein Neoprenanzug – nur Badehose, Badekappe und Schwimmbrille sind erlaubt.
- Keine Berührung von Booten oder anderen Personen während des Schwimmens.
- Nur Nahrungs- und Trinkpausen im Wasser, ohne Körperkontakt.
- Es muss ein offizieller Observer oder eine zertifizierte Dokumentation vorliegen.
WOWSA verfolgt das Ziel, Schwimmen als reine Ausdauersportart zu definieren – ohne technischen Vorteil, auch wenn das deutlich härtere Bedingungen bedeutet.
Obwohl Ross Edgley also die längere Strecke geschwommen ist, erkennt die WOWSA seine Leistung nicht an – weil er einen Neoprenanzug trug. Hoffmann hingegen schwamm unter extremen Bedingungen komplett ohne Neopren, nonstop im Wasser.
Die Ocean’s Seven – Das ultimative Ziel im Extremschwimmen
Wer von einem echten Ritterschlag im Freiwasserschwimmen träumt, kommt an den Ocean’s Seven nicht vorbei. Inspiriert von den Seven Summits im Bergsteigen, besteht diese Herausforderung aus sieben ikonischen Meerengen, die jeweils unter extremen Bedingungen durchschwommen werden müssen. Die Distanzen reichen von 14 bis 42 Kilometern – und was auf den ersten Blick „machbar“ klingt, ist in Wahrheit ein Kampf gegen Kälte, Strömung, Wellengang und Erschöpfung über viele Stunden hinweg.
Durchquerung | Distanz (km) | Ort |
---|---|---|
English Channel | 33 | England – Frankreich |
North Channel | 34.5 | Irland – Schottland |
Strait of Gibraltar | 14.4 | Spanien – Marokko |
Catalina Channel | 32.3 | Kalifornien – Santa Catalina |
Molokaʻi (Kaiwi) Channel | 42 | Molokaʻi – Oʻahu (Hawaii) |
Cook Strait | 22.5 | Neuseelands Nord–Südinsel |
Tsugaru Strait | 19.5 | Honshu – Hokkaidō (Japan) |
Wer alle sieben swims meistert, darf sich offiziell „Ocean’s Seven Finisher“ nennen – ein Titel, den bislang nur rund 30 Sportlerinnen weltweit tragen. Aktuell sind etwa 13 weitere Teilnehmerinnen kurz davor, das Abenteuer zu vollenden. Die Herausforderung liegt nicht nur in der Strecke selbst: Auch das kalte Wasser, Quallen, Haie, Strömungen und Wetterwechsel machen jede Meerenge zur individuellen Prüfung.
Petar Stoychev (BG): Schnellste Gesamtzeit – alle 7 Meerenge-Durchquerungen in nur 173 Tagen (abgeschlossen 2024).
Andrew Donaldson (UK): Schnellste kumulierte Schwimmzeit über alle Strecken: 63 Stunden und 2 Minuten.
Caitlin O’Reilly (NZ): Jüngste Teilnehmerin – mit 20 Jahren und 7 Monaten schloss sie die Ocean’s Seven im Oktober 2024 ab.
Nathalie Pohl (DE): Erste deutsche Frau, die die seven ocean swims absolvierte – ein Meilenstein für den deutschsprachigen Raum.
Besonders beeindruckend ist auch die Leistung von André Wiersig, dem ersten deutschen Mann, der 2019 alle sieben Strecken schaffte.
Ich schwimme nicht gegen das Meer – ich schwimme mit ihm.
André Wiersig,
Wer so viele Stunden im offenen Ozean verbringt, braucht nicht nur Muskelkraft, sondern auch kluge Ernährung und ein starkes Team: Begleitboote versorgen die Schwimmer regelmäßig mit Energie-Gels, warmer Brühe oder isotonischen Getränken – ohne, dass sie das Wasser verlassen dürfen. Besonders nachts sind mentale Stärke, Orientierung und Vertrauen in die Crew entscheidend.
Interessierst du dich auch noch für andere extreme Rekorde im und Unterwasser? Zusätzlich kann spezialisierter Schwimmunterricht weitere Erkenntnisse liefern.