Der österreichische Nationalfeiertag am 26. Oktober ist mehr als nur ein freier Tag im Herbstkalender – er ist ein Symbol für Freiheit, Unabhängigkeit und nationale Identität. Für viele Menschen in Österreich steht dieses Datum für ein wichtiges Kapitel der Geschichte, das das Land nach den schwierigen Jahren des Zweiten Weltkriegs geprägt hat.
Doch was steckt eigentlich hinter diesem Tag? Warum wurde gerade der 26. Oktober zum Nationalfeiertag erklärt, und welche historischen Ereignisse haben dazu geführt? Um das zu verstehen, müssen wir ein paar Jahrzehnte zurückblicken – in eine Zeit, in der Österreich noch von den Alliierten besetzt war und seine Zukunft alles andere als sicher schien.
Nach 1945 lag das Land in Trümmern. Die Bevölkerung war mit den Folgen des Krieges beschäftigt, das politische System musste neu aufgebaut werden, und die Besatzungsmächte bestimmten über viele Bereiche des öffentlichen Lebens. Österreich war damals noch weit von dem freien, neutralen Staat entfernt, den wir heute kennen. Erst 1955, ganze zehn Jahre nach Kriegsende, konnte das Land seine volle Souveränität wiedererlangen – dank des historischen Staatsvertrags von Wien.
Dieses Ereignis war der Beginn einer neuen Ära: Österreich war wieder unabhängig, frei und entschied sich kurz darauf für einen einzigartigen Weg – die immerwährende Neutralität. Diese Entscheidung wurde am 26. Oktober 1955 im Parlament beschlossen und bildet bis heute den Grundstein für den österreichischen Nationalfeiertag.
Seitdem ist der 26. Oktober ein Tag des Erinnerns, Feierns und Lernens. Er erinnert daran, wie Österreich seinen Platz in der Welt neu gefunden hat – als neutrales, demokratisches und friedliches Land.
In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf die Geschichte des Nationalfeiertags in Österreich: vom schwierigen Neuanfang nach dem Krieg über den Staatsvertrag 1955 bis zur Entstehung des heutigen Feiertags. Außerdem erfährst du, warum die Neutralität Österreichs bis heute ein zentrales Element der nationalen Identität ist und wie sich die Bedeutung des Tages im Laufe der Jahrzehnte verändert hat.
Erfahre hier im Anschluss, welche Bedeutung der Nationalfeiertag heute hat und warum er für viele Menschen ein Symbol des Zusammenhalts ist.

🕊️ Der Weg in die Unabhängigkeit: Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg
Um die Bedeutung des österreichischen Nationalfeiertags wirklich zu verstehen, muss man sich die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg vor Augen führen – eine Zeit, in der Österreich buchstäblich am Boden lag. Städte waren zerstört, Lebensmittel knapp, und das politische Leben musste völlig neu organisiert werden.
Nach der Kapitulation des nationalsozialistischen Regimes im Mai 1945 wurde Österreich, ähnlich wie Deutschland, von den vier alliierten Mächten – den USA, Großbritannien, Frankreich und der Sowjetunion – besetzt. Das Land wurde in vier Besatzungszonen aufgeteilt, und auch Wien wurde zwischen den Alliierten geteilt. Nur der erste Bezirk, die Innere Stadt, wurde gemeinsam verwaltet – ein Symbol für das gespannte, aber funktionierende Gleichgewicht der Mächte mitten im Kalten Krieg.
Trotz dieser schwierigen Umstände begannen österreichische Politiker:innen schon früh, an der Wiedererrichtung der Republik zu arbeiten. Am 27. April 1945 wurde die Zweite Republik Österreich ausgerufen. Karl Renner übernahm die Regierungsführung und legte damit den Grundstein für ein neues, demokratisches Österreich.
Doch der Weg zur vollen Unabhängigkeit war lang und mühsam. Zehn Jahre lang blieb Österreich ein besetztes Land, in dem jede Entscheidung mit den Alliierten abgestimmt werden musste. Die politische Lage war angespannt, besonders wegen der Frontstellung zwischen Ost und West im beginnenden Kalten Krieg. Während die westlichen Mächte eine demokratische Entwicklung unterstützten, verfolgte die Sowjetunion eigene Interessen in ihrer Besatzungszone.
Gleichzeitig kämpfte die österreichische Bevölkerung mit enormen wirtschaftlichen Herausforderungen: zerstörte Infrastruktur, Wohnungsnot, Energieknappheit und Lebensmittelmangel prägten den Alltag. Trotzdem gelang es Schritt für Schritt, den Wiederaufbau voranzutreiben.
Die Hoffnung auf Freiheit blieb lebendig – und sie sollte sich schließlich erfüllen: Nach langen diplomatischen Verhandlungen zwischen Österreich und den vier Besatzungsmächten kam es 1955 endlich zum Durchbruch. Im Schloss Belvedere in Wien wurde der Österreichische Staatsvertrag unterzeichnet – ein historischer Moment, der das Ende der Besatzungszeit markierte und den Weg zur vollständigen Souveränität ebnete.
Mit den berühmten Worten „Österreich ist frei!“ verkündete Außenminister Leopold Figl den Menschen die Rückkehr in die Unabhängigkeit. Dieses Ereignis wurde zu einem Schlüsselmoment der österreichischen Geschichte – und legte den Grundstein für alles, was später den Nationalfeiertag am 26. Oktober prägen sollte.
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📜 Der Staatsvertrag von 1955 – Österreich wird wieder frei
Nach zehn langen Jahren der Besatzung und politischen Unsicherheit kam am 15. Mai 1955 endlich der entscheidende Wendepunkt in der österreichischen Geschichte: An diesem Tag wurde im prachtvollen Schloss Belvedere in Wien der Österreichische Staatsvertrag unterzeichnet – ein Dokument, das Österreich seine Unabhängigkeit und Souveränität zurückgab.
Der Weg dorthin war alles andere als einfach. Über Jahre hinweg führten österreichische Politiker:innen, allen voran Bundeskanzler Julius Raab und Außenminister Leopold Figl, zähe Verhandlungen mit den Alliierten. Der Kalte Krieg machte die Gespräche schwierig, denn die Sowjetunion und die westlichen Mächte hatten sehr unterschiedliche Interessen. Doch Österreich gelang es, eine Einigung zu erzielen – unter einer wichtigen Bedingung: Das Land sollte militärisch neutral bleiben.
🏰 Die Unterzeichnung im Schloss Belvedere
Am sonnigen 15. Mai 1955 war es so weit:
Die Außenminister der vier Alliierten –
- Wjatscheslaw Molotow (Sowjetunion)
- Harold Macmillan (Vereinigtes Königreich)
- John Foster Dulles (USA)
- Antoine Pinay (Frankreich)
unterzeichneten gemeinsam mit dem österreichischen Außenminister Leopold Figl den Österreichischen Staatsvertrag.
Die Stimmung war feierlich und emotional: Menschen versammelten sich vor dem Schloss Belvedere, um Zeugen dieses historischen Moments zu werden. Als Leopold Figl vom Balkon trat und die berühmten Worte rief –
„Österreich ist frei!“
– brandete Jubel auf. Diese Szene wurde zu einem der ikonischsten Momente der österreichischen Nachkriegsgeschichte und symbolisierte das Ende von Besatzung, Fremdherrschaft und politischer Abhängigkeit.

🕊️ Was der Staatsvertrag für Österreich bedeutete
Mit dem Staatsvertrag von 1955 wurden folgende Punkte festgelegt:
- 🗓️ Ende der Besatzungszeit: Alle fremden Truppen sollten Österreich verlassen.
- 🏛️ Wiederherstellung der Souveränität: Österreich wurde offiziell wieder ein unabhängiger Staat.
- ⚖️ Achtung der Menschenrechte: Das Land verpflichtete sich zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.
- 🚫 Verbot des Anschlusses an Deutschland: Ein Zusammenschluss mit Deutschland wurde dauerhaft untersagt.
- 🎖️ Neutralität als Bedingung: Österreich sagte zu, künftig keine militärischen Bündnisse einzugehen und keine ausländischen Truppen auf seinem Boden zuzulassen.
Am 27. Juli 1955 trat der Staatsvertrag schließlich in Kraft – damit war die Zweite Republik Österreich vollständig wiederhergestellt.
🇦🇹 Der Beginn einer neuen Ära
Der 15. Mai 1955 gilt bis heute als einer der wichtigsten Tage in der österreichischen Geschichte. Der Jubel, die Hoffnung und das Gefühl des Neuanfangs prägten die Stimmung im ganzen Land. Nach Jahren der Entbehrung begann für Österreich eine Zeit des Wiederaufbaus, der wirtschaftlichen Erholung und des politischen Selbstbewusstseins.
Doch die Geschichte des Nationalfeiertags am 26. Oktober begann erst mit dem nächsten Schritt: der Entscheidung, diese neue Freiheit mit einem dauerhaften Versprechen an die Welt zu verbinden – der immerwährenden Neutralität.
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⚖️ Die immerwährende Neutralität: Der Grundstein für den Nationalfeiertag
Am 26. Oktober 1955, also nur wenige Monate nach Inkrafttreten des Staatsvertrags, beschloss der österreichische Nationalrat das Bundesverfassungsgesetz über die immerwährende Neutralität. Darin verpflichtete sich Österreich, sich künftig nicht an militärischen Bündnissen zu beteiligen und keine fremden Truppen auf seinem Territorium zuzulassen.
Diese Entscheidung war nicht nur ein außenpolitisches Signal, sondern wurde auch zum zentralen Bestandteil der österreichischen Identität. Neutralität bedeutete Frieden, Unabhängigkeit und die Hoffnung auf eine sichere Zukunft mitten im Kalten Krieg.
Der 26. Oktober wurde damit zum Symboltag – ein Tag, an dem sich Österreich bewusst für Neutralität, Freiheit und Selbstbestimmung entschieden hat.
📅 Vom Gedenktag zum offiziellen Feiertag
Zunächst wurde der 26. Oktober nur als „Tag der Fahne“ begangen, an dem Schulen und öffentliche Einrichtungen die österreichische Flagge hissten. Erst 1965 erklärte die Regierung den Tag offiziell zum österreichischen Nationalfeiertag.
Seitdem ist der Nationalfeiertag in Österreich ein gesetzlicher Feiertag, an dem viele Menschen frei haben. Er bietet Gelegenheit, der Geschichte des Landes zu gedenken und die Werte zu feiern, auf denen die Republik beruht: Demokratie, Freiheit und Neutralität.
🎖️ Der Nationalfeiertag heute: Zwischen Geschichte und Gemeinschaft
Heute wird der 26. Oktober in ganz Österreich auf vielfältige Weise gefeiert. Neben offiziellen Zeremonien, Reden und Kranzniederlegungen finden zahlreiche Veranstaltungen, Kulturprogramme und Führungen statt. Besonders bekannt sind die Leistungsschauen des Bundesheers, bei denen Besucher:innen Fahrzeuge, Ausrüstung und Einsatzübungen sehen können.
Zudem öffnen viele Museen, Ministerien und historische Gebäude ihre Türen – oft kostenlos oder zu stark reduzierten Preisen. Damit wird der Tag auch zu einem Bildungs- und Kulturerlebnis für Familien, Schüler:innen und Studierende.
📘 Warum die Geschichte des Nationalfeiertags wichtig bleibt
Der österreichische Nationalfeiertag erinnert jedes Jahr daran, dass Freiheit und Unabhängigkeit keine Selbstverständlichkeit sind. Für Lernende bietet er eine hervorragende Gelegenheit, sich mit der Zeitgeschichte Österreichs auseinanderzusetzen – ob im Schulunterricht, bei Projekttagen oder durch eigene Recherchen.
Gerade junge Menschen können aus der Geschichte lernen, wie wichtig Demokratie, Neutralität und Solidarität sind – Werte, die Österreich seit 1955 prägen.
Und wirf einen Blick darauf, wie Österreich in Stadt und Land feiert, und welche regionalen Unterschiede dabei sichtbar werden.
🎓 Fazit: Geschichte, die lebt
Die Geschichte des österreichischen Nationalfeiertags ist weit mehr als eine Abfolge von Jahreszahlen – sie erzählt von Mut, Unabhängigkeit und der Suche nach Identität. Der 26. Oktober ist ein Tag, an dem die österreichische Bevölkerung sich daran erinnert, wie wichtig Frieden, Freiheit und Neutralität für das Land geworden sind. Von der Unterzeichnung des Staatsvertrags im Jahr 1955 bis zur Verankerung der immerwährenden Neutralität wenige Monate später war es ein Weg, der Österreich zu dem gemacht hat, was es heute ist: ein unabhängiger Staat im Herzen Europas, der für Stabilität und diplomatisches Gleichgewicht steht.
Doch der Nationalfeiertag ist nicht nur ein Rückblick auf die Vergangenheit – er ist auch ein Anstoß zum Nachdenken über die Gegenwart und Zukunft. Welche Werte wollen wir heute bewahren? Was bedeutet Neutralität in einer globalisierten Welt? Und wie können junge Menschen Geschichte nicht nur lernen, sondern verstehen?
Gerade deshalb ist der 26. Oktober auch ein pädagogisch wertvoller Anlass. Für Schüler:innen, Studierende und alle Geschichtsinteressierten bietet er die Chance, Zeitgeschichte hautnah zu erleben – ob durch Museumsbesuche, Dokumentationen oder Gespräche in der Familie.
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