Allerheiligen wäre ohne den Allerheiligenstriezel kaum vorstellbar. Dieses süße Hefebrot gehört zu den zentralen Traditionen des Feiertags und ist weit mehr als nur ein kulinarisches Vergnügen. Für viele Familien ist es ein Symbol für Glück, Segen und Zusammenhalt, ein essbares Ritual, das Generationen miteinander verbindet und den Tag auf besondere Weise feierlich macht.
Die Tradition des Striezels reicht viele Jahrhunderte zurück: Schon früher war es üblich, dass Familien den Hefezopf zu Allerheiligen gemeinsam backten und ihn anschließend an Tauf- oder Firmpatenkinder verschenkten. Damit wurde nicht nur ein leckeres Gebäck weitergegeben, sondern auch Segen, Glück und die Verbundenheit innerhalb der Familie. Heute hat der Striezel sowohl kulinarische als auch kulturelle Bedeutung: Er ist Ausdruck von Familienritualen, gelebter Tradition und regionaler Identität.
Seine historische Einbettung wird noch klarer, wenn du dir den Artikel über die Ursprünge und Traditionen von Allerheiligen ansiehst.
Ursprung und Geschichte des Striezels
Der Allerheiligenstriezel hat seine Wurzeln tief in der österreichischen Kultur und gehört zu jenen Traditionen, die seit Jahrhunderten von Generation zu Generation weitergegeben werden. Bereits im bäuerlichen Umfeld des 18. und 19. Jahrhunderts spielte das süße Hefebrot eine wichtige Rolle. Damals war das Backen des Striezels nicht einfach eine Küchenarbeit – es war ein familiäres Ritual, das oft den ganzen Haushalt einbezog.
In vielen ländlichen Regionen wurde der Striezel am Vorabend oder in den frühen Morgenstunden von Allerheiligen zubereitet. Der Duft von frischem Germteig erfüllte die Küche, während Jung und Alt zusammenstanden:
- Die Erwachsenen bereiteten den Teig zu,
- die Kinder durften beim Kneten helfen,
- und manchmal wurde der Zopf gemeinsam geflochten – eine Tätigkeit, die symbolisch für Einheit und Zusammenhalt stand.
Der Striezel war damals nicht nur ein Festgebäck, sondern auch ein kleines Zeichen von Wohlstand und Gastfreundschaft – denn hochwertige Zutaten wie Mehl, Zucker und Butter waren etwas Besonderes.
Besonders schön und tief verwurzelt ist die Tradition des Patengeschenks. Der Tauf- oder Firmpate schenkte seinem Patenkind zu Allerheiligen einen frisch gebackenen Striezel. Dieses Geschenk war reich an Bedeutung: Es sollte dem Kind Glück, Segen und Schutz bringen und gleichzeitig die Beziehung zwischen Pate und Kind stärken.
Der Striezel selbst galt als symbolisches Zeichen des Lebens, denn sein geflochtenes Muster erinnerte in früheren Zeiten an alte Bräuche, die Lebenskraft, Gemeinschaft und Fürsorge darstellen sollten. So wurde aus einem einfachen Gebäck ein wichtiger kultureller Botschafter, der Glaube, Familie und Tradition miteinander verband.
Bis heute hat der Allerheiligenstriezel nichts von seiner Bedeutung verloren. Auch wenn sich Zubereitung und Rezepte im Laufe der Zeit verändert haben, bleibt er ein geschmackvolles Stück österreichischer Geschichte, das Menschen jedes Jahr aufs Neue verbindet.
Wie der Striezel in die religiösen und inneren Aspekte des Tages passt, erläutert der Beitrag zur spirituellen Bedeutung des Allerheiligentags.

Die Zubereitung und Varianten
Der klassische Allerheiligenstriezel ist ein geflechtener Hefezopf, der oft mit Rosinen, Hagelzucker oder manchmal sogar mit Butter bestrichen wird. Das Flechten des Teigs hat nicht nur praktische Gründe – es macht das Brot stabiler – sondern trägt auch symbolische Bedeutung: Die ineinander verschlungenen Stränge stehen für Zusammenhalt, Verbundenheit und Gemeinschaft.
In Österreich gibt es zahlreiche regionale Varianten:
- In Oberösterreich ist der Striezel oft etwas dicker und schlicht, manchmal mit Hagelzucker bestreut.
- In Tirol oder Kärnten kann er länglicher sein und mit Rosinen gefüllt werden.
- In manchen Regionen wird er zusätzlich dekoriert, um ihn zu einem kleinen Kunstwerk auf dem Kaffeetisch zu machen.
Für viele Familien ist das gemeinsame Backen ein fester Bestandteil des Allerheiligenrituals. Kinder helfen beim Kneten, Flechten und Verzieren – ein schöner Weg, Traditionen aktiv weiterzugeben.
Der Striezel begleitet oft die Friedhofsbesuche, über deren gesellschaftliche und familiäre Rolle du im entsprechenden Artikel mehr erfährst.
Rezept: Klassischer Allerheiligenstriezel (Hefezopf)
Ein guter Allerheiligenstriezel soll luftig, weich und leicht süß – so, wie man ihn aus Kindertagen kennt. Das klassische Rezept basiert auf einem fein-aromatischen Hefeteig, der Zeit zum Ruhen braucht und dadurch seinen besonderen Geschmack und die typische zarte Konsistenz entwickelt. Der Duft von frischem Germteig, Vanille und etwas Zitronenschale gehört für viele Familien einfach zum 1. November dazu.
Hier ist ein ausführlicheres, traditionelles Rezept, das sich leicht nachbacken lässt und geschmacklich ganz nah an die alten Hausrezepte herankommt:
Zutaten (für 1 großen Striezel oder 2 kleinere)
- 500 g glattes Weizenmehl
- 250 ml lauwarme Milch
- 80 g Zucker
- 1 Würfel frische Hefe (oder 1 Päckchen Trockengerm)
- 80 g weiche Butter
- 2 Eier (1 für den Teig, 1 zum Bestreichen)
- 1 Prise Salz
- optional: 1 Päckchen Vanillezucker oder etwas Zitronenschale
- zum Bestreuen: Hagelzucker oder Mandelblättchen
Zubereitung
1. Vorteig anrühren
- Die Milch leicht erwärmen (handwarm, nicht heiß!).
- Zucker und Hefe in die Milch geben, gut verrühren.
- Etwa 10 Minuten ruhen lassen, bis sich kleine Bläschen bilden.
– Das zeigt, dass die Hefe aktiv ist.
2. Hauptteig herstellen
- Das Mehl in eine große Schüssel sieben.
- Salz, Vanillezucker oder Zitronenschale dazugeben.
- Weiche Butter, ein Ei und den Vorteig hinzufügen.
- Alles 10 Minuten lang kräftig verkneten, bis ein glatter, elastischer Teig entsteht.
– Am besten mit den Händen oder einer Küchenmaschine mit Knethaken.
3. Teig gehen lassen
- Die Schüssel mit einem Tuch abdecken.
- Den Teig an einem warmen, zugfreien Ort 60–90 Minuten gehen lassen.
- Er sollte sich dabei etwa verdoppeln.
4. Striezel formen
Du kannst verschiedene Flechtvarianten wählen. Traditionell wird aus 3 oder 4 Strängen geflochten.
Für einen einfachen 3-Strang-Zopf:
- Den Teig in drei gleich große Stücke teilen.
- Jedes Stück zu einer langen Rolle formen.
- Die Enden oben zusammendrücken und flechten.
- Unten ebenfalls fest zusammendrücken.
5. Zweite Gehzeit
Den geflochtenen Striezel auf ein Backblech legen und nochmals
20–30 Minuten gehen lassen – so wird er besonders fluffig.
6. Bestreichen & Verzieren
- Das zweite Ei verquirlen.
- Den Striezel damit großzügig bestreichen.
- Mit Hagelzucker oder Mandelblättchen bestreuen.
7. Backen
- Backrohr auf 170–180 °C Ober-/Unterhitze vorheizen.
- Den Striezel 25–35 Minuten goldbraun backen.
- Falls er zu dunkel wird: mit Alufolie abdecken.
Das Backrohr nach dem Auskühlen ganz kurz öffnen und etwas Wasserdampf entweichen lassen – so bleibt die Kruste weich. Außerdem kannst du Rosinen oder kleine Stücke kandierter Orange in den Teig einarbeiten.
Familienbräuche rund um den Striezel
Der Allerheiligenstriezel ist fest mit österreichischen Familienbräuchen verwoben – und seine Bedeutung geht weit über ein köstliches Gebäck hinaus. Er verbindet Generationen, erzählt Geschichten und steht für Werte, die in vielen Familien bewusst weitergegeben werden. Einige der wichtigsten Rituale rund um den Striezel sind:
⭐Striezel schenken
Traditionell erhält ein Kind von seinem Tauf- oder Firmpaten einen Striezel. Dieses Geschenk ist nicht zufällig gewählt: Es steht für Liebe, Schutz und Segen, und soll dem Kind Glück auf seinen Lebensweg mitgeben. Für viele Erwachsene ist der erste eigene Striezel ein liebevoller Moment, an den sie sich bis heute erinnern.
⭐ Gemeinsames Frühstück
Am Morgen des 1. November kommt die Familie oft am Frühstückstisch zusammen, um den Striezel gemeinsam zu genießen. Dazu gibt es Kaffee, Kakao oder Tee – und eine gemütliche Atmosphäre, die den Feiertag besonders macht. Gerade in einer schnelllebigen Zeit ist dieses gemeinsame Mahl ein Ritual der Verbundenheit und Ruhe.
⭐ Striezel in der Kirche
In manchen Gegenden hat sich die Tradition erhalten, Striezel in der Messe segnen zu lassen. Ein gesegneter Striezel bekommt eine zusätzliche symbolische Bedeutung und erinnert daran, wie eng Religion und Alltag früher miteinander verbunden waren.
⭐ Traditionen weitergeben
Wenn Eltern und Großeltern gemeinsam mit Kindern backen, entsteht ein Moment, der nicht nur lecker, sondern auch wertvoll ist. Dabei geht es um viel mehr als Rezepte – es geht darum, kulturelle Wurzeln zu bewahren, Erinnerungen zu schaffen und Kindern zu zeigen, wie schön es ist, Bräuche lebendig zu halten.
Symbolische und kulturelle Bedeutung
Der Allerheiligenstriezel ist ein schönes Beispiel dafür, wie Kulinarik, Spiritualität und Gemeinschaft miteinander verschmelzen. Er steht für:
- Glück und Segen: Schon die Patenaktion zeigt, dass es um mehr geht als um Essen.
- Familienzusammenhalt: Das gemeinsame Backen, Essen und Verschenken verbindet Generationen.
- Österreichische Identität: Der Striezel gehört zu den klassischen Bräuchen, die unser kulturelles Erbe lebendig halten.
Dabei wird deutlich: Traditionen wie der Striezel sind lebendige Geschichte, die Menschen heute genauso berührt wie vor Jahrhunderten.
Und auch zum Licht, das an Allerheiligen eine zentrale Rolle spielt, findest du im Artikel zur Symbolik der Kerzen eine passende Ergänzung.

Fazit
Der Allerheiligenstriezel ist weit mehr als nur ein einfaches Gebäck – er ist ein geflochtener Ausdruck von Glück, Segen und familiärem Zusammenhalt. Seine Bedeutung reicht tief in die österreichische Kultur zurück: Vom gemeinsamen Backen im Kreis der Familie über das liebevolle Verschenken an Patenkinder bis hin zum traditionellen Frühstück am 1. November begleitet der Striezel ganze Generationen und verleiht dem Feiertag eine warme, festliche Atmosphäre.
Besonders schön ist, wie sehr der Striezel gleich mehrere Ebenen verbindet:
- Kulinarik, durch seinen süßen, luftigen Geschmack,
- Religion, durch seine symbolische Rolle als Zeichen des Lebens und der Fürsorge,
- und Familie, durch die Rituale, die Menschen jedes Jahr aufs Neue zusammenbringen.
Am Ende zeigt uns der Allerheiligenstriezel auf besonders genussvolle Weise: Traditionen leben weiter, wenn wir sie teilen, pflegen und mit persönlicher Bedeutung füllen. Sie entstehen in gemeinsamen Momenten, im Weitergeben von Wissen und im Bewahren wertvoller Erinnerungen – und manchmal eben auch in einem frisch gebackenen, herrlich duftenden Hefezopf, der Familie und Freunde an einen Tisch bringt.








