Werde ich versetzt? Die Angst, nach den Sommerferien nicht mehr mit seinen Freunden im selben Klassenraum zu sein, kann ganz schön beklemmend sein.
Im Rahmen einer Studie von LBS und dem Deutschen Kinderschutzbund wurden Kinder zu ihrer Angst vor dem Sitzenbleiben befragt. Knapp die Hälfte hat zwar nie Angst davor, aber insgesamt 35 Prozent gaben an, manchmal, oft oder sehr oft Angst davor zu haben, in der Schule sitzenzubleiben.
Ob das Wiederholen eines Schuljahres wirklich so viel bringt, regt immer wieder zur Debatte bei Lehrern, Eltern und Schülern an und spaltet sie gleichermaßen. Hier geht es zu unserem Überblick für nützliche Infos zum Sitzenbleiben.
Obwohl natürlich schon im Voraus durch klassische Nachhilfe Innsbruck oder Online Nachhilfe in Form von Video-Unterricht gegengesteuert werden kann, trifft es den einen oder anderen am Ende des Schuljahres ziemlich hart.
Wir von Superprof geben Euch einen Überblick über die wichtigsten Fakten zum Thema Klassenwiederholung.
Ein Jahr wiederholen – ein Trend im Wandel
Sitzenbleiben, verweilen, zurückgestellt werden, wiederholen – so vielfältig das Vokabular, so vielfältig auch Regeln, Gründe und Formen der Ehrenrunde. Durchschnittlich wiederholen 3,6 % der Österreichischen Schüler ein Schuljahr. Die meisten Schüler wiederholen laut Statistik Austria in Wien. Doch nicht nur unter den einzelnen Bundesländern lassen sich Unterschiede erkennen, sondern auch was den Schultyp betrifft.
Die Durchfallsquote in den Wiener Hauptschulen beträgt beispielsweise 3,9 %, auf die Hauptschulen ganz Österreichs gerechnet liegt sie bei 1,6 %. Die Wiener liegen auch "vorne", was die AHS-Unterstufe betrifft (Hauptstadt: 4,8 % - Österreichweit: 4 %) sowie die AHS-Oberstufe (Hauptstadt: 11,4 % - Österreichweit: 9,2 %), die berufsbildenden mittleren (Hauptstadt: 21,1 % Österreichweit: 11,8 %) und die berufsbildenden höheren Schulen (Hauptstadt: 14,4 % - Österreichweit: 9,3 %). Vergleicht man die Durchfallsquoten aller Österreichischen Hauptschulen, ist diese mit 0,6 % in Burgenland besonders niedrig.
Die Tendenz zum Wiederholen ist schwankend. So waren es im Jahr 2005/2006 laut Statistik Austria 40.928 Schüler, die sitzengeblieben sind, 2006/2007 schon 48.937 und im Jahr darauf nur 42.000 Schüler.

Obwohl es meist als negativ aufgefasst wird ein Jahr zu wiederholen, kann die Ehrenrunde auch durchaus positiv und erwünscht sein. Aber nicht der Zwang dazu, sondern das freiwillige Wiederholen. Ein Jahr länger zur Schule zu gehen hat nämlich längst kein so schlechtes Image mehr wie früher. Obwohl zwar nach wie vor mehr Schüler durchfallen, also nicht versetzt werden, als freiwillig ein Jahr wiederholen, gewinnt dieser Trend an Beliebtheit.
Während Schüler früher eigentlich nur zum Sitzenbleiben gezwungen wurden, ist es heute auch normal, eine Schulstufe freiwillig zu wiederholen. Inzwischen entscheiden sich viele Schüler dazu, ein Jahr nochmal zu probieren – aus den unterschiedlichsten Gründen.
In einem Fach ständig schlechte Noten schreiben demotiviert. Viele Schüler möchten sich davon befreien und den Stoff ganz in Ruhe während eines Extrajahres noch einmal durchgehen. Ein Jahr mehr ist vor allem beim achtjährigen Gymnasium für viele kein Problem.
Auch der Wunsch, einen bestimmten Schnitt in der Matura zu erreichen, kann Schülerinnen und Schüler dazu motivieren, ein Jahr länger zur Schule zu gehen. Denn wer sich schon während der Schulzeit sicher ist, dass er für den gewünschten weiteren Werdegang ein gutes Maturazeugnis benötigen wird, kann so bewusst darauf hinarbeiten. Um sein Ziel zu erreichen kann es helfen, ein Jahr länger Zeit zum Lernen zu haben.
Aber nicht nur schulische, sondern auch private Rückschläge führen bei manchen Kindern dazu, dass sie sich in der Schule nicht mehr konzentrieren können, was sich auch im Zeugnis niederschlägt. Wer längere Zeit erkrankt ist oder zu Hause Probleme hat, kann durch ein Jahr mehr Schulzeit etwas Ruhe in einer turbulenten Phase finden.
Obwohl es zu den sogenannten freiwilligen Wiederholern kaum Zahlen gibt, steht fest, dass der Trend steigt - zumindest in Deutschland. Besonders viele Schüler wiederholen dort auf dem Gymnasium in dem Jahr des Übergangs in die Oberstufe.
Auch wenn für Österreichische SchülerInnen diesbezüglich keine Daten vorliegen, ist dieser Trend vermutlich in Deutschland besonders stark ausgeprägt. Denn mit dem Übergang in die Oberstufe zählen Noten dort bereits ins Abitur und so hilft eine Ehrenrunde dabei, den Weg zum erfolgreichen Abitur zu ebnen. Doch auch in Österreich ist die freiwillige Klassenwiederholung oft eine gute Möglichkeit, mit dem Leistungsdruck umzugehen und langsam aber sicher Fortschritte zu erzielen.
Jetzt gibt's übrigens auch Nachhilfe Online auf Superprof.

Auf Real- und Hauptschulen bzw. den anderen Schulformen, die auf eine Berufsausbildung vorbereiten, lässt sich aus den Zahlen in Deutschland ebenfalls ein solcher Trend erkennen. Dort sei die Wiederholung häufig ein Spiel mit der Zeit und den Österreichern könnte es in dieser Hinsicht ganz ähnlich ergehen. Die Schülerinnen und Schüler wissen nicht, was sie nach der Schulzeit machen sollen, welche Berufsrichtung ihnen gefallen könnte. Ein Jahr mehr die Schulbank drücken bringt vielleicht Rat – das ist jedenfalls die Hoffnung vieler freiwilliger Wiederholer.
Eventuell fragst du dich: Muss man ab einer bestimmten Anzahl von Fehltagen das Jahr wiederholen? Wie oft darf bzw. kann man eine Schulstufe wiederholen?
Was die Fehltage betrifft: Du solltest grundsätzlich für Dein Fehlen entschuldigt sein und viele Fehltage können sich natürlich auch schlecht auf deine Leistungen in einigen Fächern bzw. das Zeugnis auswirken. Und auch wichtig zu wissen: Klassenwiederholungen sind nicht unbegrenzt möglich. Welche Faktoren darüber entscheiden, ob die Schulstufe wiederholt werden muss erfährst du hier: Wer das letzte Wort bei der Entscheidung über eine Versetzung hat.
Schuljahr wiederholen: Fluch oder Segen?
Ob ein Jahr mehr oder weniger aber schließlich zum Erfolg führt, hängt vom Einzelnen und den Rahmenbedingungen ab. Trotzdem streiten Wissenschaftler, Lehrer, Eltern und Schüler über die Vor- und Nachteile der Wiederholung. Und auch in der Politik ist das Thema immer wieder präsent.
Die Einen sind der Meinung, die Wiederholung schade dem Selbstbewusstsein. Die Anderen sehen ein Jahr mehr Schule als Chance. Wir zeigen Euch, welche Argumente hinter diesen gegensätzlichen Haltungen stecken.
Sitzen zu bleiben macht zunächst einmal Angst: Vor einer neuen Klasse und der Integration in einen fremden Klassenverband, während gleichzeitig die alten Freunde weiterziehen. Und tatsächlich ist vor allem die Anfangsphase oft schwer.
Wer sitzen geblieben ist, hat meist schon seit längerer Zeit schulische Schwierigkeiten. Der Zwang, das Jahr zu wiederholen, setzt dem Frust die Krone auf. Manche Schüler denken dann von vorne herein, dass sie pauschal zu den Schlechten gehören. Dann verbessern sich die Noten für kurze Zeit, bis sie wieder schlechter werden. Das ist alles andere als motivierend und viele Gegner des Sitzenbleibens warnen genau vor diesem Phänomen.
Außerdem müssen alle Fächer wiederholt werden, obwohl die schlechten Noten oft nur in ein paar Fächern auftreten. Deshalb gibt es mancherorts Gegenmaßnahmen. In Hamburg kann beispielsweise nur noch wiederholt werden, wenn Schüler und Eltern das freiwillig entscheiden.
Doch auch im Österreichischen Bildungssystem versucht man der Problematik zu begegnen und hat das Modell der Neuen Oberstufe (NOST) in die Wege geleitet. Die Leistungen der Schüler werden in der NOST immer je Semester beurteilt und im Falle einer negativen Benotung können diese dennoch in die nächste Schulstufe aufsteigen. Durch Ablegen von Semesterprüfungen im negativ beurteilten Unterrichtsgegenstand können sich die Schüler innerhalb von 2 Semestern nachprüfen lassen.

Dem gegenüber gibt es aber auch Befürworter der Ehrenrunde. Für sie steht nicht die Scham im Vordergrund, sondern die Chance auf einen guten Notendurchschnitt. Denn zunächst werden die Leistungen besser, das ist motivierend und diese Schüler können sich ein neues Image aufbauen. Weg vom schlechte-Noten-Schreiber, hin zum sich-Auskenner. Zudem sind Wiederholer meist etwas älter und haben es leichter, in der neuen Klasse akzeptiert zu werden. Wir haben Euch viele Gründe heraus gesucht, die für eine Wiederholung sprechen.
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, ein Jahr länger in einer Klasse zu „verweilen“. Das ist also kein klassisches Sitzenbleiben und wird gerade von jüngeren Kindern leichter akzeptiert. Wenn alle dann an einem Strang ziehen, kann eine negative Assoziation mit dem zusätzlichen Jahr vermieden werden.
Ob die Wiederholung als Versagen oder Chance betrachtet wird, hängt letztendlich aber von der einzelnen Situation ab. Zunächst muss der Grund für die Schwierigkeiten in der Schule identifiziert werden, damit anschließend gezielt gegengesteuert werden kann. Liegt es an einzelnen Fächern, einer Lernblockade, langem Fehlen, Problemen zu Hause, Lustlosigkeit oder fehlender Motivation?
Grundsätzlich ist es immer hilfreicher, die pädagogischen Methoden an die Situation und Person anzupassen. Wenn klar ist, dass ein Jahr länger eine hilfreiche und zielführende Option ist, kann sie wirklich zum Erfolg führen. Andernfalls kann über Förderunterricht auch schon viel erreicht werden.
Außerdem ist Privatunterricht und Nachhilfe zu Hause auch eine Möglichkeit, schon frühzeitig gegenzusteuern. Hier auf Superprof könnt Ihr Euch zum Beispiel nach einem für Euch geeigneten Lehrer für die Nachhilfe Graz oder in Eurer Nähe umschauen.
Die Ehrenrunde bei unseren Nachbarn
Wie wird mit dem Sitzenbleiben eigentlich um uns herum in Europa umgegangen? In unseren Nachbarländern und anderen europäischen Ländern wird den Klassenwiederholungen nämlich auch der Kampf angesagt.
In Italien gibt es Sommerschulen, die Schüler mit Lernschwierigkeiten während der Ferien unterstützten. Ob die Versetzung klappt, hängt dann vom Bestehen einer Prüfung am Ende dieser Sommerschule ab. Dieses Konzept sei besonders für Grundschüler geeignet.
In Norwegen und Island wurde das Konzept des Klassenwiederholens abgeschafft – Schüler werden stattdessen über das Schuljahr hinweg betreut, sodass es gar nicht erst zur Versetzungsgefahr kommt. Ein Drittel der europäischen Länder verhindern ebenfalls das Durchfallen in den ersten Schuljahren. Stattdessen werden Kinder gefördert.

Auch in Finnland ist das ähnlich. Dort werden Schüler individuell gefördert, sodass es gar nicht erst zum Sitzenbleiben kommt. In Griechenland können diese nur in den ersten beiden Schuljahren nicht sitzenbleiben. Wusstest Du, dass Sitzenbleiben auch eine Menge Geld kostet?
In Frankreich kann man nach wie vor durchfallen, aber auch dort wird heftig über die Vor- und Nachteile des Sitzenbleibens debattiert. Die Gegner haben sogar Angst vor dem Schulabbruch und wollen keinesfalls, dass Schüler ihr schulisches Selbstwertgefühl verlieren. Trotzdem wiederholen 18 Prozent der Schüler eine Klasse.
Besonders oft wird in Portugal wiederholt. Denn dort wiederholt fast ein Viertel der Grundschüler eine Klassenstufe. Die großen Unterschiede hängen auch mit dem Alter zusammen, in dem Kinder eingeschult werden. Dort, wo diese früh eingeschult werden (in Frankreich mit 3 Jahren), treten Schullaufbahnen mit einem Wiederholungsjahr häufiger auf. In manchen Ländern zählt auch das Schwänzen und das Verhalten in der Schule mit.
Die unterschiedlichen Versetzungsordnungen und Versetzungsregelungen innerhalb und außerhalb Österreichs zeigen: Alles hat Vor- und Nachteile und die eine perfekte Lösung gibt es nicht. Wie wir uns bildungspolitisch entwickeln und ob wir noch lang sitzen bleiben, ist fraglich.









