Es sieht schlecht aus für die Rechtschreibung der Österreicher:innen: Studien zeigen, dass die Zahl der Kinder, die eine korrekte Rechtschreibung beherrschen, immer weiter abnimmt. Woran liegt es, dass immer mehr Österreicher und Österreicherinnen schlecht in Rechtschreibung sind? Was machen die Lehrer falsch? Wie gut lernen Kinder heutzutage noch Lesen und Schreiben?
Die Schulform scheint Einfluss auf die Rechtschreibung zu haben, die Schüler:innen von Waldorf- oder Montessori Schulen schneiden in der Regel etwas schlechter ab als Kinder an einer regulären Schule. Aber auch an einer regulären staatlichen Schule hat die Reform der Pädagogik dafür gesorgt, dass Kinder nicht mehr die korrekt Schreibung der deutschen Rechtschreibung lernen.
Viele Kinder schaffen es nach der gesamten Volksschulzeit nicht, auch nur einen einzigen Satz fehlerfrei zu schreiben! Viele Lehrer legen heute mehr wert auf Lesen und gehen davon aus, dass die richtige Rechtschreibung irgendwann automatisch kommt. Weit gefehlt! Am Ende der Volksschulzeit ist das Kind längst in den Brunnen gefallen. Die falsche Schreibweise hat sich eingeprägt und verfestigt.
Natürlich hat die Rechtschreibreform der Pädagogik viele positive Seiten: Lerninhalte werden spannender vermittelt, es wird mehr diskutiert, Kinder werden zu Unabhängigkeit und Freigeistigkeit erzogen und das hat viele Vorteile! Aber korrekt zu schreiben, lernt man eben nur durch konsequentes Üben der Rechtschreibregeln.
Historischer Fakten-Check:
Im Jahr 1996 wurde in Wien eine internationale Absichtserklärung, die sogenannte Rechtschreibreform für alle deutschsprachigen Länder, unterzeichnet. Im selben Jahr im August erschien die neue Auflage des österreichischen Wörterbuchs, welches die neuen Regeln der Reform bekannt gab.
Die Reform sorgte für viel Aufsehen. Autoren, berühmte Persönlichkeiten, aber auch Organisationen, Verlage und Schulen unterzeichneten eine Petition zur Rücknahme der Rechtschreibreform. Daraufhin wurde im Jahr 2004 wurde der internationale Rat für deutsche Rechtschreibung gegründet, dessen Aufgabe es war als zwischenstaatliche Kommission zu agieren.
Seitdem kam es immer wieder auf Rat des internationalen Rates zu Anpassungen und Änderungen der Rechtschreibung. Bis ins Jahr 2008 wurde in Österreich als Übergangslösung sowohl die alte, als auch die neue Rechtschreibung geduldet, Schulen und öffentliche Einrichtungen mussten jedoch ab dem 1. August 2005 die reformierte Schreibung verwenden.
Die Methode "Lesen durch Schreiben"
Um Kinder vom Lern-Druck zu befreien, hat der Schweizer Lehrer Jürgen Reichen (1939 – 2009) die Methode "Lesen durch Schreiben" entwickelt, die mit der Anlaut-Tabelle ("B wie Baum") arbeitet.
Auch der mittlerweile pensionierte Professor für Grundschulpädagogik und Schriftsprachdidaktik Hans Brügelmann aus Deutschland war Anhänger dieser Methode und hat in den 80er Jahren die Reform des Lese- und Schreibunterrichts an Grundschulen in den deutschsprachigen Ländern (Schweiz, Deutschland, Liechtenstein und Österreich) nachhaltig beeinflusst. Unter anderem hat er sich für eine stärkere Fehlertoleranz beim Schreiben eingesetzt.

Das Ergebnis: Schüler:innen machen heute mehr als doppelt so viele Rechtschreibfehler wie vor vierzig Jahren. Das hat Wolfgang Steinig, Professor für Germanistik, beim Vergleich von Schulaufsätzen aus drei Jahrzehnten festgestellt.
Steinig hat Viertklässler:innen in den Jahren 1972, 2002 und 2012 einen Aufsatz zu einem kleinen Film schreiben lassen. Eine Schulstunde hatten die Kinder jedes mal dafür Zeit.
1972 kamen auf 100 Wörter durchschnittlich 6,94 Rechtschreibfehler, dann 12,26 Fehler und zuletzt 16,89 Fehler. Und: Die Kluft zwischen den sozialen Schichten hat sich vergrößert! Schüler und Schülerinnen aus eher bildungsfernen Schichten machen heute wesentlich mehr Fehler als vor vierzig Jahren.
Steinig stellt aber auch fest, dass Schulkinder ihre Aufsätze heute anders aufbauen als früher, nämlich freier, lebhafter und selbstbewusster: 1972 berichteten sie vor allem, 2002 erzählten sie und 2012 kommentierten sie eher, wie sie den Film fanden. Er sieht immerhin in dieser Entwicklung einen positiven Aspekt.
In den meisten Bundesländern in Österreich wird die Methode "Lesen durch Schreiben" nicht mehr angewendet. Die Methode allein scheint aber nicht das einzige Problem zu sein und die Abschaffung kann folglich auch nicht die einzige Lösung sein: Abfallende Rechtschreibleistungen werden in allen Bundesländern, egal ob in Österreich, Deutschland oder in der Schweiz beobachtet und nicht nur in denen, in denen die Methode vielfach zum Einsatz kam.
In manchen Bundesländern wurde die Methode beispielsweise nie eingesetzt, aber auch dort sinkt das Niveau. Die Ursachen sind also komplexer. Du suchst noch nach Nachhilfe in Deutsch? Superprof hilft dir dabei, den perfekten Lehrer oder die perfekte Lehrerin zu finden, zugeschnitten auf deine Bedürfnisse (z.B. Nachhilfe Deutsch Linz).
Wie schädlich ist die SMS-Sprache?
Heute wird unter Schülern mehr gesimst, gechattet und gemailt als richtig geschrieben. Damit es schneller geht, werden Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik weitgehend vernachlässigt. Ein Wort ersetzt gerne mal ganze Satzteile, aus "Nacht" wird "N8", große Emotionen werden durch Emojis, "OMG", "WTF" und "LOL" ausgedrückt, Journalistisches Schreiben ade!... Das hört sich nach katastrophalen Konsequenzen für die Rechtschreibung an, aber das Gegenteil scheint der Fall zu sein.

Eine Studie der Coventry University hat ergeben, dass häufiges Schreiben von Textnachrichten bei Kindern sogar einen positiven Einfluss auf die Rechtschreibung und Grammatik haben kann!
Die Forscher untersuchten für diese Studie 160 Kinder im Alter von acht bis 16 Jahren. Den Ergebnissen zufolge hat die sehr unorthodoxe SMS-Sprache keine negativen Auswirkungen auf das Erlernen der korrekten Schreibweise. Die Resultate belegen sogar, dass die Studienteilnehmer:innen im Volksschulalter, deren Sätze besonders frei von Grammatik und Rechtschreibung waren, ein Jahr später Fortschritte gemacht hatten. Woran liegt es also, dass es mit der Rechtschreibung stetig bergab geht?
Sind wir nicht mehr bereit, zu lernen?
Der Psychologe Karl Landscheidt hat ein Lesebuch der Volksschule aus dem Jahr 1980 mit einer aktuellen Ausgabe verglichen. Die alte Version enthält 160 Seiten mit Text auf jeder Seite. Heute seien die Bücher dünner, hätten mehr Bilder auf jeder Seite und weniger Text.
Landscheidt glaubt nicht, dass Lernen kindgerecht spielerisch und möglichst mühelos sein sollte. Man könne nicht lernen, ohne sich anzustrengen. Besonders die Regeln der Rechtschreibung müsse man immer wieder wiederholen, bis sie sitzen.
Viele Lehrpläne favorisieren heute Kompetenzen, mit denen Schüler auf eine komplexe Welt vorbereitet werden sollen. Die reine Wissensvermittlung wird immer mehr in den Hintergrund gedrängt. Das spiegelt sich auch in den Rechtschreibleistungen der Schüler:innen wieder: Die Aufsätze sind heute mit wesentlich mehr Fehlern gespickt.
Aber nicht nur das: Immer mehr Lehrer geben heute alarmiert die Rückmeldung, dass Schüler wissenschaftliche oder literarische Texte nicht mehr verstehen. Studierende seien nicht mehr in der Lage, argumentative Artikel zu verfassen.
Das gute, alte Regelwerk der Rechtschreibung
Zwei Werke gab es früher in jeder Familie: Die Bibel und der Duden, am besten auf dem Stand der letzten Rechtschreibreform. Letzteres wird heute oft in einer bebilderten Junior-Version gekauft, aber es hat den Status eines Standardwerkes verloren.
Warum hat das Wörterbuch beziehungsweise der Duden seinen festen Platz im Bücherregal der Wohnzimmer verloren? Die Demokratisierung des Computers und des Internetzugangs haben den Duden in nur wenigen Jahren ersetzt. Aber auch online könnt ihr Synonyme, Antonyme, Wortetymologie und Phonetik überprüfen und euch über die Rechtschreibregeln der deutschen Sprache erkundigen!
Die Online-Versionen des Wörterbuches sind ebenso effektive Werkzeuge, wenn es darum geht, den größten Rechtschreib-Fettnäpfchen aus dem Weg zu gehen! (Lies dazu auch den Artikel: Die 10 häufigsten Rechtschreibfehler im Deutschen).

Sind Diktate eine gute Methode?
Diktate sind für Eltern genauso wie für Kinder ein Graus! Aber sind sie wirklich effektiv, wenn es darum geht, die korrekte Schreibweise zu lernen? Bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Bei Kindern (oder Erwachsenen) mit Rechtschreibschwäche wird eher abgeraten. Eine miese Note für ein Diktat ist einfach nur frustrierend und wenig motivierend.
Mit dem Lesen die Rechtschreibung lernen?
Ein weiterer allgemein verbreiteter Irrglaube ist, dass sich die deutsche bzw. österreichische Rechtschreibung durch häufiges Lesen einprägt. Regelmäßiges Lesen steigert zwar die Lesekompetenz, aber auf die Rechtschreibung hat es nicht die gewünschten Auswirkungen...

Wer flüssig liest, erfasst die Buchstaben eines Wortes blitzschnell und sortiert sie automatisch in der richtigen Reihenfolge. Sicher habt Ihr den folgenden Text bereits irgendwo schon einmal gelesen:
Afugrnud enier Stidue an der elingshcen Cmabrdige Unvirestiät ist es eagl, in wlehcer Rienhnelfoge die Bcuhtsbaen in eniem Wrot sethen, das enizg wcihitge dbaei ist, dsas der estre und Izete Bcuhtsbae am rcihgiten Paltz snid. Der Rset knan ttolaer Bölsdinn sien, und man knan es torztedm onhe Porbelme lseen. Das ghet dseahlb, wiel das mneschilche Geihrn nciht jdeen Bchustbaen liset sodnern das Wrot als Gnaezs.
Obwohl die Buchstaben jedes Wortes vertauscht sind, kannst du den Text problemlos lesen. Durch häufiges Lesen kann man also nicht unbedingt seine Rechtschreibung verbessern. Du liest die Wörter so schnell und automatisch, dass die richtige Schreibweise nicht hängenbleibt.
Orthografie gezielt trainieren
Der Text mit den vermischten Buchstaben liefert uns aber eine gute Idee, Rechtschreibung gezielt zu trainieren. Sammle alle Begriffe, die du falsch schreibst und setze sie zu einem Text zusammen. Dabei vermischt du die Buchstaben genauso wie in dem Beispieltext der Universitätsstudie. Der erste und der letzte Buchstabe müssen an ihrem Platz bleiben. Dann bringst du die Buchstaben jedes Wortes in die richtige Reihenfolge. Auf diese Weise trainierst du ganz intensiv die Rechtschreibung der Ausdrücke, mit denen du Schwierigkeiten hast! So merkst du dir die richtige Rechtschreibung des fertigen Wortes ganz sicher!
Diese Übung kannst du mit jedem beliebigen Text machen. Es ist auch eine tolle und lustige Methode, um mit Kindern zu arbeiten, die Schwierigkeiten mit der deutschen Rechtschreibung haben. Für Kinder kann man das Ganze auch mit einer kleinen Knobelaufgabe kombinieren.
Der Spaß am Lernen muss also nicht unbedingt zu kurz kommen, um Rechtschreibung intelligent und effektiv zu trainieren! Auf Superprof findest du viele Lehrer, um deine richtige Schreibung in deiner Nähe zu üben, z.B. durch Nachhilfe Deutsch Wien.