Fußball fasziniert und entfacht Leidenschaft. Auf der ganzen Welt versammeln locken regionale, nationale und internationale Begegnungen zwischen zwei Mannschaften hunderttausende von Menschen in die Stadien. In der Geschichte des Fußballs kam es aber leider immer wieder zu Unglücken, in denen zahlreiche Zuschauer*innen ums Leben gekommen oder verletzt worden sind. Die Auslöser für die Katastrophen waren unterschiedlichster Natur, der Ausgang aber immer verheerend, schockierend, tragisch.
In diesem Artikel erfährst du mehr über einige der schwersten Unglücke in Fußballstadien der letzten sechzig Jahre. Was ist passiert? Wie konnte es z dem Unglück kommen? Und welche Konsequenzen wurden daraus gezogen?
Fußball-Tumulte von Lima: Peru, Mai 1964
Das Fußballstadion Estadio Nacional in der peruanischen Hauptstadt Lima galt bei seiner Eröffnung 1952 als die "sicherste Sportarena Südamerikas". Und doch kam es hier im Mai 1964 zu einer der größten Katastrophen der Fußballgeschichte. Der Andrang auf das an diesem Abend stattfindende Olympia-Qualifikationsspiel zwischen Argentinien und Peru war riesig. Das Stadion war ausverkauft und nachdem trotzdem immer mehr Leute hineindrängten, wurden vor Spielbeginn die Stadiontore verschlossen.
Als nach einem umstrittenen Schiedsrichterentscheid Gegenstände auf den Platz geworfen und Schutzzäune heruntergerissen wurden und schließlich sogar zwei Fans auf das Spielfeld rannten, wurde das Spiel abgebrochen. Aus Protest stürmten weitere Personen von den Rängen auf das Feld und wurden von der anwesenden Polizei gewaltsam zurückgedrängt. Das dabei eingesetzte Tränengas verbreitete sich schnell auf den Tribünen, woraufhin eine Massenpanik einsetzte. Insgesamt 350 Personen kamen allein innerhalb des Stadions ums Leben, 500 wurden verletzt.
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Nach Bekanntwerden der Ereignisse kam es in der ganzen Stadt Lima zu Ausschreitungen und Protesten. Die Aufarbeitung der Katastrophe geschah nicht sofort und nie von offizieller Seite her. Als Jahre später verschiedene Untersuchungsberichte zeigten, dass die Massenpanik in erster Linie durch den Tränengaseinsatz ausgelöst worden war, wurde der Chef der Stadionpolizei zu einer Haftstrafe verurteilt. Des weiteren kam es zu Rücktritten und Suspendierungen in mitverantwortlichen Polizei-Kreisen.
Zu ähnlichen Katastrophen nach dem Einsatz von Tränengas durch die Polizei kam es 2001 im Accra Sports Stadium in Ghana sowie 2022 im Kanjaruhan-Stadion in Indonesien. Eine weitere Gemeinsamkeit dieser drei Stadionunglücke ist, dass sie die meisten Todesopfer forderten.
Du willst alles rund um den Fußball erfahren? In einem anderen Artikel haben wir eine Übersicht über ganz besondere Fußballmomente für dich zusammengestellt.
Valley-Parade-Feuerkatastrophe: Bradford (England), Mai 1985
Bei einem Spiel der englischen Mannschaften Bradford City und Lincoln City brach auf der hölzernen Haupttribüne ein Feuer aus. Im ersten Moment schien es sich dabei nur um einen kleinen, unangenehmen Zwischenfall zu handeln. Zwar flüchteten einige Zuschauer*innen auf Spielfeld, dort wähnten sie sich aber in Sicherheit und begannen zu singen und tanzen.
Als jedoch ein starker Wind aufkam, wurde das Feuer angefacht. Die Hitze staute sich unter dem mit Asphaltplatten bedeckten Holzdach und es kam innerhalb kürzester Zeit zu einem sogenannten Flashover, der die gesamte Tribüne in Brand setzte. Da vor Spielbeginn die Drehkreuze am Eingang blockiert worden waren, um zu verhindern, dass mehr Personen in das bereits ausverkaufte Stadion gelangen, war dieser Fluchtweg abgeschnitten. Nach der Katastrophe gab es 56 Tote und 256 Verletzte zu beklagen.
Ausgelöst wurde das Feuer wahrscheinlich dadurch, dass eine Kunststofftasse mit einer nicht vollständig ausgedrückten Zigarette durch einen Spalt in der Tribüne auf einen darunterliegenden Müllhaufen viel und diesen entzündete. Vor Saisonbeginn waren die Abfälle unter der alten Holztribüne von der Feuerwehr als Sicherheitsrisiko beanstandet worden. Es wurden jedoch keine Maßnahmen ergriffen, da die Tribüne nach Saisonende sowieso durch eine stählerne Konstruktion ausgetauscht werden sollte.
In der Folge wurden in England neue Gesetze verabschiedet, die im Falle eines Brandes ausreichend Fluchtwege garantieren sollten.
Katastrophe von Heysel: Brüssel (Belgien), Mai 1985
Hinter dem Stadionunglück in Brüssel steht neben den Ausschreitungen von Hooligans ein großes Versagen der UEFA und . Bei einer Inspektion des Brüsseler Heysel-Stadions am Tag vor dem Endspiel des Fußball-Europapokals zwischen dem FC Liverpool und Juventus Turin wurden schwerwiegende Mängel festgestellt, die eigentlich zu einer Absage hätten führen müssen. Die Erlaubnis, das Spiel stattfinden zu lassen, war aber noch nicht alles.
Ein korrupter UEFA-Ofifzieller hatte Tickets für den eigentlich neutralen Block Z an italienische Reisebüros gegeben. So kam es, dass sich Turiner und Liverpooler Fans in nächster Nähe voneinander befanden; abgetrennt durch einen leicht niederzureißenden Maschendrahtzaun. Bereits lange vor Spielbeginn war es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Fangruppen gekommen, bei denen sie sich unter anderem gegenseitig mit Steinen bewarfen.
Als schließlich Liverpooler Fans den Block Z stürmten, brach Panik aus. Menschen, die gestürzt waren, wurden niedergetrampelt, andere wurden von der Menschenmasse gegen eine marode Mauer gedrückt, die schließlich einstürzte. Dabei wurden 39 Personen getötet; je nach Quelle gab es zwischen über 450 und 600 Verletzte.
In der Folge wurden 14 Hooligans zu Haftstrafen verurteilt, englische Clubs wurden von der UEFA auf vorerst unbestimmte Zeit von internationalen Wettbewerben ausgeschlossen und der belgische Fußball-Verband sowie Juventus Turin wurden mit Strafen belegt. Die Katastrophe von Heysel hat auch zu baulichen Maßnahmen in anderen Stadien und einer sorgfältigeren Überwachung der Ticket-Vergabe geführt, damit gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Hooligans bestmöglich verhindert werden können.
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Hillsborough-Katastrophe: Sheffield (England), April 1989
Eines der größten und vielleicht die bekanntesten Stadionunglücke ereignete sich 1989 in der Heimatstadt des Fußballs. Im Halbfinale des FA Cup trafen der FC Liverpool und Nottingham Forest aufeinander. Die Katastrophe nahm bereits beim Einlass ins Stadion ihren Lauf. Die Zuschauerströme wurden von den verantwortlichen Sicherheitskräften und der Polizei nicht gut gelenkt. So waren schließlich zwei Sektoren heillos überfüllt, während in anderen Plätze leer blieben.
Mit Spielbeginn erhöhte sich der Druck auf den Rängen. Ein Wellenbrecher gab nach und riss Menschen von den Beinen, andere Fans wurden von den Maßen hinter ihnen gegen Zäune gedrückt. Liverpools Torhüter informierte den Schiedsrichter , dass er auf den Rängen hinter sich Hilferufe hörte. Erst sechs Minuten nach Spielbeginn kam es zum Abbruch durch die Polizei und erste Rettungsmaßnahmen. Für viele Zuschauer*innen kamen diese jedoch viel zu spät. Insgesamt 97 Personen sind durch die Hillsborough-Katastrophe ums Leben gekommen und 766 wurden verletzt.
Jahrelang wurden die Zuschauer*innen selbst für das Unglück verantwortlich gemacht. Erst im Jahr 2017 kam es nach eingehenden Untersuchungen zu ersten Anklagen gegen anwesende Polizisten und weitere Personen.
Katastrophe von Furiani: Bastia (Frankreich), Mai 1992
An diesem 5. Mai 1992 war in Bastia im Nordosten Korsika nichts wie sonst. Am Abend sollte das Halbfinale des französischen Fußball-Cups zwischen dem SC Bastia und Olympique Marseille im nahegelegenen Stadion von Furiani stattfinden. Auf der französischen Mittelmeerinsel sind solche sportlichen Großanlässe eine ganz besondere Seltenheit, auf die sich nicht nur Fußball-Fans freuen.
Leider führte diese Fußball-Euphorie auch bei Verantwortlichen des SC Bastia zu einem fatalen Größenwahn. Um möglichst vielen Fans die Möglichkeit zu geben, das Spiel im Stadion zu verfolgen, wurde kurzerhand eine Tribüne abgerissen und eine neue, deutlich größere errichtet. Das alles in kürzester Zeit, ohne behördliche Genehmigung und vor allem mit schwerwiegenden Sicherheitsmängeln.
Noch vor Spielbeginn brachdie Stahlkonstruktion unter dem Gewicht der 9000 sich darauf befindenden Personen zusammen. Einige Zuschauer*innen aus den untersten Reihen, konnten sich aufs Spielfeld retten. Andere stürzten bis zu 15 Meter in die Tiefe. Die Folgen sind erschütternd: 19 Personen starben, 2357 wurden teils schwer verletzt.
Drei Jahre später müssen sich 13 Personen vor Gericht verantworten. Von den 9 Verurteilten erkannte einzig der Erbauer der Tribüne seine Schuld an. Alle anderen gingen in Berufung. Für die meisten von ihnen endete der zweite Prozess mit härteren Strafen als der erste. Seit 2021 gibt es in Erinnerung an die Tragödie und ihre Opfer ein Gesetz, Fußballspiele auf nationaler Ebene in Frankreich verbietet.
Stadion-Ausschreitungen von Port-Said: Ägypten, Februar 2012
Das Aufeinandertreffen der beiden ägyptischen Mannschaften al Ahly Kairo und al-Masry wurde schon im Vorfeld von den Medien zu einer hitzigen Begegnung hochstilisiert. Die beiden Teams gelten seit jeher als Rivalen, der Gast aus Kairo war zu diesem Zeitpunkt Tabellenerster und galt als Favorit.
Bereits vor dem Anpfiff kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Fan-Lagern. Als die Heimmannschaft wider Erwarten in Führung ging, begannen ihre Anhänger die Fans aus Kairo mit Steinen und Brandsätzen zu bewerfen. Kurz vor dem Ende der Partie, al-Masry lag weiterhin in Führung, begann ein schockierendes Massaker. Al-Masry-Anhänger stürmten auf das Spielfeld und die gegnerische Tribüne, griffen Spieler und Fans an.
Die Sicherheitskräfte reagierten kaum. Die Gewaltexzesse sowie die daraus entstandene Massenpanik forderten mindestens 72 Todesopfer und um die tausend Verletzte.
Bis heute sind die genauen Umstände der Ausschreitungen nicht geklärt. In nachfolgenden Gerichtsverfahren wurden neben Angreifern auch Polizisten und Stadionverantwortliche verurteilt. Für große, auch internationale, Kritik sorgte die Verhängung der Todesstrafe für zahlreiche knapp 20-Jährige. Die Stadionkatastrophe an sich sowie das die Gerichtsverfahren zogen Straßenkämpfe und Ausschreitungen nach sich, bei denen weitere Menschen ums Leben kamen.








