Österreich ist eine kleine Welt, in der die große ihre Probe hält.
Friedrich Hebbel
Key Takeaways
- Österreichisches Deutsch unterscheidet sich in Wortschatz & Redewendungen stark vom Standarddeutsch.
- Manche Begriffe sind landesweit, andere nur regional verbreitet.
- Wer in Österreich leben oder arbeiten will, sollte typische Austriazismen verstehen.
- Der richtige Ausdruck kann über Sympathie oder Missverständnis entscheiden.
Viele Menschen, die Deutsch als Fremdsprache lernen oder aus Deutschland kommen, trifft erst einmal der Schlag, wenn sie das erste Mal mit der österreichischen Sprache konfrontiert werden:
Warte, ist die Landessprache Österreichs nicht auch Deutsch? Ja, das ist sie. Tatsächlich aber gibt es unzählige umgangssprachliche Ausdrücke, die man in Deutschland und der Schweiz nicht verwendet. Wenn du vorhast, dich längerfristig im Alpenland niederzulassen und die österreichische Staatsbürgerschaft zu erlangen, solltest du dir auf jeden Fall einige regionale Ausdrücke aneignen.
Deutsch ist nicht gleich Deutsch – wir zeigen dir, welche Besonderheiten die Kultur und Sprache Österreichs zu bieten hat.
Österreichisches Deutsch vs. Standarddeutsch
In Österreich wird im Dialekt bzw. in „Mundart“ gesprochen. Genauer genommen gibt es in Österreich mehrere Sprachvarietäten der Sprache Deutsch. Diese bezeichnen bestimmte Ausprägungen der Sprache und unterscheiden sich innerhalb der Bundesländer und Regionen des Landes. (💡 Du interessierst dich für die Landeskunde Österreichs? Hier gibts alle Infos.)
Etwa 95 Prozent der Vokabeln, Grammatik und Rechtschreiberegeln sind dem Deutschen gleich, die restlichen fünf Prozent sind unterschiedlich. Das erste und offizielle österreichische Wörterbuch wurde 1951 vom Unterrichtsministerium herausgegeben. Nachschlagwerke für Österreichisch existieren jedoch auch von anderen bekannten Verlagen, wie etwa Duden.
Wörter, die im übrigen deutschsprachigen Raum als typisch österreichisch gelten, werden als Austriazismen bezeichnet. Diese sind wichtiger Bestandteil des österreichischen Deutsch und sorgen bei anderen Deutschsprechern oft für Verwirrung.
Es gibt insgesamt rund 7.000 Austriazismen – diese sind teilweise auch nicht überall, sondern nur in gewissen Regionen Österreichs gebräuchlich. Einige der Ausdrücke kommen ebenso in den Nachbarregionen wie Südtirol, Bayern oder der deutschsprachigen Schweiz zur Verwendung.
Austriazismen sind Ausdrücke des österreichischen Deutsch, die sich vom Standarddeutsch unterscheiden. Es gibt rund 7.000 davon, manche sind regional begrenzt, andere landesweit verbreitet.
In der Schule in Österreich wird übriges Standarddeutsch gelernt – meistens spricht man in der Klasse aber trotzdem im Dialekt.
Austriazismen, die du kennen solltest
Möchtest du z.B. in Österreich leben, ist es wichtig, gewisse österreichische Vokabeln zu kennen, um mögliche Missverständnisse zu vermeiden.
Die Österreicher sind beharrt darauf, ihre Kultur von Deutschland abzugrenzen. Besonders in der Gastronomie gibt es unzählige regionale Vokabel, die mit Standarddeutsch nur wenig am Hut haben.
Hier eine Übersicht:
🇦🇹 Austriazismus | 🇩🇪 Hochdeutsch / Bedeutung | 📝 Zusätzliche Info / Beispiel |
Beisl | Kneipe / Wirtshaus | Urige Gaststätte, oft im Wiener Dialekt |
Tschechern | Alkohol trinken | Umgangssprachlich für Saufen |
Seidl | Kleines Bier (0,3 l) | Standard-Biergröße in Österreich |
Spritzer | Weißweinschorle | Weißwein mit Mineralwasser |
Verlängerter | Verlängerter Espresso | Klassischer österreichischer Kaffee |
Wiener Melange | Milchkaffee | |
Kleiner Schwarzer | Espresso | |
Einspänner | Kaffee mit Schlagobers | |
Jause | Zwischenmahlzeit / Snack | Beliebt in Schule & Beruf |
Topfen | Quark | Auch in Süßspeisen: Topfenknödel etc. |
Sessel | Stuhl | |
Sackerl | Tüte | Hundesackerl = „Sackerl fürs Gackerl“ |
Bankomat | Geldautomat | Auch für Kartenzahlung: „Mit Bankomat“ |
Heuer | Dieses Jahr | |
Arbeit | Umgangssprachlich für Job | |
Schiach / Grauslig | Hässlich / Ekelhaft | Gegenteil: fesch |
Jänner / Feber | Januar / Februar | Restliche Monate wie im Hochdeutsch |
Bussi | Kuss | Auch Abschiedsform: „Bussi baba“ |
Und jetzt nochmal ausführlicher die wichtigsten österreichischen Worte, die du kennen solltest:
Beisl
Ein Begriff, der vor allem im Wiener Dialekt Verwendung findet. Es werden damit urige Bars oder Wirtshäuser bezeichnet, in denen man sich zum Tschechern (Alkohol trinken) auf ein Seidl (0,3l Bier) oder einen Spritzer (Weißwein gemischt mit Mineralwasser) trifft.
Verlängerter und Co.
Wien ist bekannt für seine Kaffeehauskultur. Wer dort jedoch einfach nur Kaffee bestellt, wird wahrscheinlich nicht weit kommen. Verlängerter, Wiener Melange, kleiner Schwarzer, Einspänner – na welcher Kaffee darf es nun sein?

Jause
Ein wichtiger Moment im alltäglichen Leben der Österreicher ist die Jause. Diese kann es zu jeder Tageszeit geben, egal ob in der Schule oder beim Abendessen mit der Familie.
Vor allem Jausenbrot (belegtes Brot) oder Weckerl (Brötchen) wie Semmerl, Kornspitz oder Mohnflesserl mit Käse oder Wurst sind hier beliebt. Grundsätzlich kann es sich aber um jede Art von meist kaltem Snack handeln.
Ja, sogar das Verb jausnen gehört zum alltäglichen Sprachgebrauch!
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Topfen
Teil der Jause sind häufig auch Aufstriche, wie etwa der berühmt-berüchtigte Topfen(-käse). Topfen ist gleich Quark und wird häufig mit Kräutern verfeinert und kommt in vielen traditionellen Gerichten (Topfenknödeln, Topfenstrudel, Topfenpalatschinken) zum Einsatz.
Achtung, Verwechslungsgefahr: Topfen kann ebenso „Unsinn“ bedeuten.
„Red‘ keinen Topfen!“
Auch für Lebensmittel gibt es einige Ausdrücke, die du kennen solltest:
- Paradeiser (Tomate)
- Erdäpfel (Kartoffeln)
- Schlagobers (Schlagsahne)
- Powidl (Pflaumenmarmelade)
- Zwetschge (Pflaume)
- Schwammerl (Pilze)
- Germ (Hefe)
- Kren (Meerrettich)
- Melanzani (Aubergine)
- Karfiol (Blumenkohl)
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Sessel
Während man sich in Österreich mit einem Sessel an den Tisch setzt, nimmt man in Deutschland einen Stuhl. Das Wort Sessel ist übrigens auch in Deutschland bekannt, bezeichnet dort aber ein Polstermöbel - für Verwirrung ist gesorgt.
Sackerl
Das Wort, das bei unseren deutschen Nachbarn wohl für die meisten Lacher sorgt. Es handelt sich dabei ganz einfach um eine Tüte jeglicher Art.
Besonders lustig? Hundekotbeutel tragen in Österreich den Namen „Sackerl fürs Gackerl“. Ja, manchmal müssen wir auch über uns selbst lachen.

Bankomat
Will man in Österreich Geld abheben, so sollte man Ausschau nach einem Bankomaten halten. Du möchtest im Restaurant mit Karte zahlen? Dann reicht folgender Ausdruck: „Mit Bankomat bitte!“.
Hier erhältst du alle Infos über die Lebenserhaltungskosten in Österreich.
Heuer
Viele Österreicher wären überrascht, wenn sie wüssten, dass heuer kein Wort des Hochdeutschen ist. Heuer kann ganz einfach mit dieses Jahr übersetzt werden und wird andauernd verwendet.
„Heuer gab es an Weihnachten keinen Schnee.“
Hackn
Du möchtest in Österreich Arbeit finden? Dann kannst du dich dort auch auf die Suche nach Hackn (= Arbeit) machen.
Schiach, grauslig
Die beiden Begriffe sind sehr ähnlich und bedeuten hässlich bzw. ekelig. Es kann damit sowohl eine Person, ein Kunstwerk, ein Gericht als auch das Wetter bezeichnet werden.
Das Gegenteil von schiach? Fesch! Die Übersetzung davon lautet hübsch oder toll.
Jänner, Feber, März, ...
Wir Österreicher konnten es mal wieder nicht lassen und mussten sogar für die Kalendermonate eigene Bezeichnungen finden.
Jänner steht für Januar und ist im ganzen Land geläufig, Feber (Februar) ist typisch für den Süden Österreichs. Keine Sorge, die restlichen Monate heißen in Österreich genauso wie in Deutschland und der Schweiz.
Bussi
In Österreich küsst man sich nicht - man gibt sich ein Bussi (= Kuss)! "Bussi baba" ist auch eine freundschaftliche Form der Verabschiedung.
Kein Wunder, dass die Deutschen unseren Dialekt oft als niedlich bezeichnen!
Österreichische Ausdrücke für den Alltag
Die gängigsten Redewendungen in Österreich beschreiben wohl auch das Gemüt der Landesbewohner: gmiadlich (gemütlich), goschad (frech, pampig), stad (ruhig, leise).
Wie du vielleicht erraten hast, ist man in Österreich grundsätzlich gelassen und nimmt das Leben gerne mit (schwarzem) Humor. Am wichtigsten ist daher: „Bitte nur ned hudln!“ (ugs. für nicht stressen).
Die Kurzübersicht über die wichtigsten österreichischen Ausdrücke und Redewendungen:
🇦🇹 Ausdruck | 🇩🇪 Bedeutung / Übersetzung | 📝 Zusätzliche Info / Beispiel |
Oida / Oide | Alter / Ey / Mann (ugs.) | Vielseitiger Ausruf, auch für Überraschung, Ärger, Freude – „Oida, hast das gesehen?“ |
Schau ma mal | Wir werden sehen | Ausdruck für Gelassenheit oder Aufschub |
Sammas? | Sind wir soweit? / Bereit? | Oft vor dem Aufbruch oder Gruppenaktionen |
Ois hoib so wüd | Halb so schlimm | Alternativ: „Scheiß di ned au!“ |
Gschissn gschmissn | Blöd gelaufen / Pech gehabt | Reaktion auf unangenehme Ereignisse |
Des geht si aus | Das geht sich aus / Das reicht | Verwendung bei Zeit, Geld, Platz etc. |
(Ur-)Leiwand | (Sehr) toll, super, großartig | „Ur-” = „sehr”: urleiwand, urcool, urschön |
Sich ausrasten | Sich ausruhen | Verwechslungsgefahr mit „ausrasten“ (durchdrehen) im Hochdeutschen |
Oida!
Die Essenz des österreichischen Deutsch. Es gibt wohl keine Situation, in der "Oida" unpassend ist. Das Wort bedeutet „Alter“ und kann sowohl als positiver als auch als negativer Ausruf oder aber zur Bezeichnung für Freunde, seines Vaters oder seines Ehegatten dienen (oder "Oide", wenn es eine Frau ist).
Für die Bezeichnung einer Person ist der Ausdruck oft als Spaß gemeint, ist aber eigentlich abwertend.
- Du hast im Lotto gewonnen? Oida!
- Du hast zu viel Bier getrunken? Oida…
- Jemand hat dich in der U-Bahn angerempelt? He Oida!
- Du sprichst von deinem Ehemann? Mei Oida…
📺 Sieh dir dazu am besten untenstehendes Video an, um die Bedeutung von Oida besser zu verstehen:
Schau ma mal
Einer der wichtigsten Ausdrücke im Lande, der so viel bedeutet wie „wir werden sehen“. Wenn etwas unsicher ist, gibt es für Herr und Frau Österreicher keinen Grund, sich gleich den Kopf darüber zu zerbrechen.
„Schau ma mal“ lautet die Antwort auf jede Frage, bedeutet aber eigentlich nur, dass die Person keine Lust hat, sich im Moment um das Anliegen zu kümmern.
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Sammas?
Heißt ugs. so viel wie „sind wir bereit?“ und wird meistens eingesetzt, wenn man seine Sachen gepackt hat und aufbrechen möchte.
Ois hoib so wüd
Alles nur halb so wild – das Thema ist somit abgeschlossen. Der Ausdruck kann auch gleichgesetzt werden mit „Scheiß‘ di ned au“ – die Übersetzung dafür darfst du dir selbst zusammenreimen.
Gschissn gschmissn
Du hast eine Prüfung nicht geschafft oder dir den Fuß gebrochen? „Gschissn gschmissn“ würden manche Österreicher darauf sagen, was so viel heißt wie „blöd gelaufen“ oder „Pech gehabt.“
Des geht si aus
Ein unersetzlicher Ausdruck im Österreichischen. Obwohl der Satz grammatikalisch Sinn macht, hat dieser im restlichen deutschsprachigen Raum keinerlei Bedeutung. „Des geht si aus“ heißt, dass es genug von etwas (Zeit, Platz, Geld, …) gibt.
Noch fünf Minuten bis der Zug abfährt? - „Des geht si aus.“
(Ur-)Leiwand!
Laut Duden bedeutet leiwand auf Deutsch so viel wie „großartig, toll“. Dieser Ausruf wird besonders in Ostösterreich und vor allem in Wien vermehrt angewendet.
Besonders typisch für den Wiener Dialekt ist das Quasi-Adjektiv -ur. Was ist ur? Im Prinzip alles – meistens wird das Wort als Synonym für „sehr“ eingesetzt.
Urleiwand, urcool, uroft, urspät, urschön, … es funktioniert immer.
Besonders Wienerisch: „Heast oida, des is urleiwand!
Sich ausrasten
Was macht ein Österreicher, wenn er müde ist? Er rastet sich aus. Während das Verb rasten auch im Deutschen bekannt ist, stößt die Reflexivform des Verbes außerhalb von Österreich auf Verwirrung. Dort bedeutet ausrasten nämlich das Gegenteil – durchdrehen!
Gruß- und Abschiedsformeln
Natürlich kann man sein Gegenüber einfach mit „Hallo“ oder „Guten Tag“ begrüßen.
Besonders die ältere Generation spricht man höflicherweise aber eher mit „Grüß Gott“ an. Im ländlichen Gebiet und unter Freunden begrüßt man sich in vielen Regionen mit einem fröhlichen „Servus“. Auch „Griaß di“ (Singular) oder Griaß eich (Plural) ist eine gängige Form der Begrüßung unter Bekannten.
Servus wird übrigens genauso zur Verabschiedung von Freunden eingesetzt, ähnlich wie Tschau. Die höflichere Form ist „Pfiat di“ bzw. „Pfiat eich“ oder „Wiederschaun“ (= Auf Wiedersehen).
In Österreich ist es auch üblich, mehrere Grußformeln aneinanderzuhängen, wie etwa: Servus, pfiat di, habe die Ehre!

Achtung: in Bewerbungsschreiben verwendet man jedoch die bekannten Standardausdrücke: Sehr geehrte Damen und Herren, … Mit freundlichen Grüßen, …
Österreichisches Deutsch ist eine Besonderheit, an die man sich erst einmal gewöhnen musst. Erweiterst du deinen deutschen Wortschatz um einige Wörter aus dem Dialekt, wird sich diese Mühe schnell bezahlt machen. Leg dir doch ein Wörterbuch, wie z.B. den Duden für Österreichisch zu!
Einerseits wird es dir so viel leichter fallen, die Menschen in deinem Umfeld zu verstehen. Andererseits kommt es bei Österreichern immer gut an, wenn jemand versucht, sich ihren Dialekt anzueignen!
Griass eich.hert si ganz lustig an eicha Osterreichisch,geht hoid nu voi vü ab ,aber firn Anfong reichts.
Hab eine Weile in Wien gelebt, aber ich habe aus dem Artikel noch Einiges gelernt. Danke!
Vater aus’m 13ten Bezirk – bin ich goschad auf oder in die Welt gekommen.
Und geholfen hat mir bis heute:
Gschissen geschmissen 43 Jahre Dienst im UNI-Hospital durchgehalten🌳
Danke für Eure Arbeit – großartig!
ZwetschKe. Bitte richtig schreiben.
Hallo! Beide Formen sind offiziell als richtig anerkannt. Wir haben uns für eine einheitliche Form mit „g“ in unserem Artikel entschieden. :) Herzliche Grüße!
Es wird auch Zwetschge verwendet ist eine Unterart der Pflaume somit sind beide Schreibwaren richtig
Super Seite – danke euch ! 🤩
Ein angenehmer, klangvoller Dialekt wie ich finde. Etliche Begriffe kannte ich schon. War trotzdem sehr hilfreich ….
Pfiat eich !
Als österreichisch-stämmige Frau, seit d 4. Lebensjahr in Berlin, sind diese Ausdrücke bekannt gewesen, aber die Bedeutung teilweise verloren gegangen… Schöner Trip in die Vergangenheit für mich!
Klasse, mal schauen, wie mir das kommende Woche in Salzburg hilft.
Servus…
Es fehlen noch ganz viel andere Wörter: Stockerl, Reindl, Patschen, Schammerl, Häferl, Duchert etc.